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Geschlechtsspezifische Gewalt gegen geflüchtete Frauen und Mädchen nimmt drastisch zu

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Geschlechtsspezifische Gewalt gegen geflüchtete Frauen und Mädchen nimmt drastisch zu

Weltweit sind mehr als 60 Millionen Frauen und Mädchen, die gewaltsam vertrieben wurden oder staatenlos sind, einem hohen Risiko von Gewalt aufgrund ihres Geschlechts ausgesetzt.
29 November 2024
Eine vertriebene Frau im Norden Mosambiks in bunter Kleidung vor dunklem Hintergrund

Rose, 45, wurde von Soldaten auf der Flucht vor Angriffen in Mosambik schwer missbraucht. Mit Unterstützung von UNHCR baut sie ihr Leben neu auf, verkauft Seife und Erdnüsse, um ihre Kinder zu versorgen, die ihr Kraft geben.

Während geschlechtsspezifische Gewalt nach wie vor eine der häufigsten Menschenrechtsverletzungen weltweit ist, warnt UNHCR, dass das Risiko für Frauen und Mädchen, die sich in Konfliktsituationen befinden oder aus ihrer Heimat flüchten mussten, besonders hoch ist.  

Dramatischer Anstieg konfliktbedingter Gewalt 

Nach UN-Angaben sind Berichte über konfliktbedingte sexuelle Gewalt im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr um schockierende 50 Prozent gestiegen. Auf Frauen und Mädchen entfielen 95 Prozent der verifizierten Fälle.  

Diese Zahlen geben nur einen kleinen Ausschnitt der Realität wieder, da viele Fälle dieser abscheulichen Verletzungen und Gewalttaten, die die Gesundheit, Würde, Sicherheit und Autonomie von Frauen und Mädchen beeinträchtigen, nicht gemeldet werden. In vielen abgelegenen Gebieten ist der Zugang für humanitäre Hilfe versperrt oder es fehlt an Ressourcen und Unterstützung. Auch der Zugang zur Justiz ist nach wie vor beschränkt und Überlebende fürchten Vergeltungsmaßnahmen und soziale Ausgrenzung. 

Gewalt in Krisenregionen: Beispiele aus DRK, Tschad und Afghanistan 

Unsere Kolleg*innen, die in Konfliktsituationen auf der ganzen Welt arbeiten, hören immer wieder von weiblichen Überlebenden über die Schrecken, die sie erlebt haben: brutale Gewalt, Folter, sexuelle Ausbeutung, sexuelle Gewalt - auch als Kriegswaffe - bis hin zur Verweigerung grundlegender Menschenrechte, einschließlich Selbstbestimmung und Autonomie.  

In der Demokratischen Republik Kongo (DRK) haben die Berichte über geschlechtsspezifische Gewalt in diesem Jahr zugenommen, wobei es sich in den meisten Fällen um Vergewaltigungen handelte. Die Körper vieler Frauen und Mädchen sind sinnbildlich zu einer Erweiterung des „Schlachtfelds“ geworden. 

Im Tschad haben Frauen berichtet, dass sie auf der Flucht vor dem Konflikt im Sudan vergewaltigt wurden. In Afghanistan führen die zunehmenden Einschränkungen für Frauen und Mädchen, die hohe Rate häuslicher Gewalt und die sehr schlechte wirtschaftliche Lage vermehrt zu psychischen Problemen. Partner-Organisationen berichten von einem Anstieg der Hilfesuchenden. 

Geschlechtsspezifische Gewalt auch auf der Mittelmeerroute 

Zu den zahlreichen Risiken und Missbräuchen, denen Flüchtlinge und Migrant*innen auf den Routen in Richtung Mittelmeer ausgesetzt sind, gehören auch sexuelle Gewalt und Ausbeutung, Versklavung und Menschenhandel. Schätzungen zufolge werden 90 Prozent der Frauen und Mädchen, die auf der Mittelmeerroute unterwegs sind, vergewaltigt.  

Überlebende sexueller Gewalt, die in Nachbarländer geflohen sind, befinden sich häufig in einer prekären Situation, da sie während ihrer Vertreibung zusätzlichen Risiken geschlechtsspezifischer Gewalt ausgesetzt sind und nur mit Verzögerung Zugang zu ohnehin schon sehr eingeschränkter Unterstützung erhalten.  

Neben der konfliktbedingten sexuellen Gewalt sind gewaltsam vertriebene Frauen und Mädchen auch einem hohen Risiko von Gewalt in der Partnerschaft ausgesetzt. In bestimmten Vertreibungssituationen ist das Risiko für sie schätzungsweise 20 Prozent höher als für nicht vertriebene Frauen und Mädchen.   

Sich überschneidende Formen der Diskriminierung erhöhen ebenfalls das Risiko. Unter anderem für Frauen und Mädchen mit Behinderungen, die in Armut leben oder unterschiedliche sexuelle Orientierungen, Geschlechtsidentitäten und Geschlechtsmerkmale haben.   

Dies sind nur einige Beispiele für diese „Pandemie“, über die zu wenig berichtet wird. Überall auf der Welt sehen wir zunehmende Angriffe auf die Rechte der Frauen - von Gewalt bis hin zur Einschränkung der Autonomie und Handlungsfähigkeit von Frauen, um nur einige zu nennen.  

Mangel an Ressourcen und Unterstützungsprogrammen 

Von Frauen geführte Organisationen - auch solche, die Flüchtlinge betreuen - leisten einen großen Teil der Präventions- und Unterstützungsmaßnahmen. Der Bedarf übersteigt jedoch bei weitem die verfügbaren Mittel.  

So sind zum Beispiel für sechs große regionale Nothilfepläne, so genannte „Regional Refugee Response Plans“, die die humanitären Bedürfnisse von Flüchtlingen aus der Demokratischen Republik Kongo, Afghanistan, dem Sudan, der Ukraine, dem Südsudan und Syrien abdecken, derzeit nur ein geringer Teil der Mittel für geschlechtsspezifische Gewalt für das gesamte Jahr aller beteiligten Organisationen in Höhe von 236 Millionen US-Dollar vorgesehen.  

UNHCR befürchtet, dass ohne ausreichende Finanzierung Millionen gewaltsam vertriebener Frauen und Mädchen im nächsten Jahr keinen Zugang zu lebenswichtiger Unterstützung haben werden. Frühzeitige und wirksame Maßnahmen zur Prävention und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen retten und verbessern Leben. Überall auf der Welt haben diese Programme einen messbaren Einfluss auf das Leben von vertriebenen und staatenlosen Frauen und Mädchen sowie auf die Gesellschaften, die sie aufnehmen.  

Während der diesjährigen „16 Tage gegen Gewalt an Frauen“-Kampagne fordern wir dringend mehr Unterstützung für die Bekämpfung von geschlechtsspezifischer Gewalt.