UNHCR erinnert an Tragödie im Mittelmeer und fordert entschlossene Seenotrettung
UNHCR erinnert an Tragödie im Mittelmeer und fordert entschlossene Seenotrettung

Am 18. April 2015 ereignete sich eine der schlimmsten Tragödien im Mittelmeer: Über 1.000 Menschen starben oder wurden als vermisst gemeldet, als ihr Boot zwischen Libyen und Lampedusa kenterte. Anlässlich dieses traurigen Jahrestages fordert UNHCR entschlossenes Handeln, um Menschenleben zu retten.
Seit dem Unglück 2015 sind im Mittelmeer rund 34.000 Menschen bei dem Versuch, Europa über das Meer zu erreichen, ums Leben gekommen oder als vermisst gemeldet – die tatsächliche Zahl dürfte noch weitaus höher liegen.
„In einer Zeit, in der viele Menschen mit ihren Liebsten zusammenkommen, sollten wir derer gedenken, die auf See ihr Leben verloren haben – und unsere Anstrengungen verdoppeln, um zu verhindern, dass sich solche Tragödien wiederholen“, sagte Philippe Leclerc, UNHCR-Europadirektor. „Solange es keine Alternativen gibt, werden Geflüchtete und Migrant*innen weiterhin gefährliche Wege auf sich nehmen. Schnelle Such- und Rettungsmaßnahmen, mehr legale Zugangswege nach Europa, aber auch Schutz und Hilfe in der Nähe ihrer Heimat – dort, wo sich die meisten Geflüchteten ohnehin aufhalten – retten Leben.“
Anlässlich des Gedenkens an die Opfer der Tragödie von 2015 ruft UNHCR Staaten erneut dazu auf, ein effektives Seenotrettungssystem und legale Zugangswege nach Europa zu etablieren, sowie umfassend und entschlossen gegen Fluchtursachen vorzugehen.
Zehn Jahre später gibt es zwar Fortschritte bei der Seenotrettung oder der Aufnahme und Versorgung von Asylsuchenden innerhalb Europas wie dies auch im EU Migrations- und Asylpakt verankert wurde. Doch um weiteres sinnloses Sterben zu verhindern, sind weitere Maßnahmen dringend nötig. Die Tragödie vom 14. Juni 2023 – als bis zu 650 Menschen starben, weil ein Fischkutter vor Pylos in Griechenland kenterte – hat erneut deutlich gemacht, wie viel auf dem Spiel steht und wie wichtig sichere Alternativen, rasches Handeln und Verantwortungsübernahme sind.
Anhaltende und neue Konflikte zwingen weiterhin Menschen zur Flucht. Zwei Jahre nach Ausbruch des Kriegs im Sudan haben über 11.000 Sudanes*innen die gefährliche Reise nach Europa angetreten. Gleichzeitig verschlimmern Kürzungen internationaler Hilfsgelder für den Sudan und die Nachbarländer die Situation von Geflüchteten und zwingen sie auf der Suche nach Sicherheit zu gefährlichen Fluchtrouten.
Lösungen sind möglich – aber nur durch gezielte, koordinierte und umfassende Maßnahmen entlang der Fluchtrouten.
Wir dürfen uns nicht an diese Tragödien gewöhnen. Was uns früher erschütterte, wird heute kaum noch wahrgenommen. Während Boote sinken und Menschen sterben, schaut die Welt schweigend zu – und gleitet allmählich in gefährliche Gleichgültigkeit ab. Diese wachsende Teilnahmslosigkeit bedroht nicht nur die Würde der Verstorbenen, sondern auch unsere eigene Menschlichkeit.