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Eine Million Schutzsuchende flohen 2015 nach Europa

Pressemitteilungen

Eine Million Schutzsuchende flohen 2015 nach Europa

22 Dezember 2015

GENF, Schweiz – UNHCR und die Internationalen Organisation für Migration (IOM) schätzen, dass Verfolgung, Konflikte und Armut im Jahr 2015 die beispiellose Zahl von einer Million Menschen zur Flucht nach Europa gezwungen haben.

Bis zum 21.Dezember haben UNHCR-Zahlen zufolge rund 972.500 Menschen das Mittelmeer überquert. IOM schätzt, dass zusätzlich mehr als 34.000 Menschen auf dem Landweg von der Türkei nach Bulgarien und Griechenland gereist sind.

Aufgrund von Kriegen und Konflikten sind in West- und Zentraleuropa soviele Menschen auf der Flucht wie seit den 1990 Jahren nicht mehr, als mehrere Konflikte im ehemaligen Jugoslawien ausbrachen.

Jeder Zweite, der dieses Jahr über das Mittelmeer geflüchtet ist, war ein Syrer, der vor dem Krieg in seiner Heimat geflohen ist. Zudem waren rund 20 Prozent der Ankömmlinge Afghanen, sieben Prozent stammten aus dem Irak.

 „Da ausländerfeindliche Ressentiments mancherorts zu eskalieren drohen, ist es wichtig die positiven Beiträge von Flüchtlingen und Migranten für die Gesellschaften in denen sie leben anzuerkennen und dabei die europäischen Werte zu schätzen: den Schutz von Leben, die Aufrechterhaltung der Menschenrechte und die Förderung von Toleranz und Vielfalt“, sagte UN-Flüchtlingskommissar António Guterres.

 „Wir wissen, dass Migration unvermeidlich ist, sie ist notwendig und wünschenswert“, fügte William Lacy Swing hinzu, Generaldirektor der Internationalen Organisation für Migration in Genf. „Aber es ist nicht genug, die Zahl der geflohenen Menschen aufzuzählen oder die fast 4.000 Menschen zu nennen, die in diesem Jahr ertranken oder noch vermisst werden. Wir müssen auch handeln. Migration muss legal sein, sicher und geschützt für alle, sowohl für die Migranten selbst als auch für die Länder, die zu ihrer neuen Heimat werden.“

Mehr als 800.000 Flüchtlinge und Migranten kamen über die Ägäis von der Türkei nach Griechenland. Das sind 80 Prozent aller irregulären Ankünfte über den Seeweg nach Europa. Gleichzeitig ist die Anzahl derer, die von Nordafrika nach Italien reisten leicht gesunken – von 170.000 im Jahr 2014 auf rund 150.000 Menschen 2015.

Die Zahl der Menschen, die in diesem Jahr das Mittelmeer überquert haben, ist stetig gestiegen – von etwa 5.500 Menschen im Januar bis zum Höchststand von über 221.000 Ankünften im Oktober. Mehr als 3,600 Menschen starben oder werden vermisst.

Nach einer chaotischen Anfangszeit, in der tausende Menschen aus Griechenland über den West-Balkan Richtung Norden zogen und an verschiedenen Grenzen strandeten, nehmen nun koordiniertere europäische Maßnahmen Gestalt an.

UNHCR hat Notfalleinsätze gestartet, um die europäischen Bemühungen zu unterstützen und zu ergänzen. Über 600 Mitarbeiter sowie Ressourcen wurden an 20 verschiedene Einsatzorte entsandt, um lebensrettende Unterstützung zu leisten. Weiterhin setzen sich diese Mitarbeiter für die Menschenrechte ein und stellen sicher, dass Menschen um Asyl nachsuchen können. Das gilt insbesondere für unbegleitete Kinder, Flüchtlinge mit besonderen Bedürfnissen und Familien, in denen die Frau die Alleinversorgerin ist.

Jedoch muss noch viel mehr getan werden, darunter: die benötigten Aufnahmekapazitäten an den Zugangspunkten verstärken, die menschenwürdige und effektive Unterbringung, Unterstützung, Registrierung und Überprüfung der täglichen Neuankömmlinge sicherstellen, um diejenigen zu identifizieren, die internationalen Schutz benötigen und für eine Umverteilung innerhalb der EU infrage kommen. Zudem muss festgestellt werden, wer keines Flüchtlingsschutzes bedarf. Für diese Menschen müssen Mechanismen für die effektive und menschenwürdige Rückkehr geschaffen werden.

UNHCR setzt sich weiterhin dafür ein, Flüchtlingen sichere und legale Wege zu eröffnen, um Schutz zu finden. Das können sein: Resettlement- und humanitäre Aufnahmeprogramme, flexiblere Visaregelungen, zusätzliche privatfinanzierte Programme und andere Möglichkeiten.

IOM ist allen 28 EU-Staaten tätig, außerdem in vielen der Länder aus denen Migranten Richtung Europa fliehen oder die sie durchqueren. IOM unterstützt Regierungen im Nahen Osten, Afrika, den Balkan-Staaten und anderswo, um die tausenden Männer, Frauen und Kinder zu versorgen, die 2015 Teil der historischen Migrationsbewegung waren. Diese Bemühungen werden 2016 fortgesetzt.