UNHCR appelliert: Keine weiteren Asylsuchenden mehr nach Traiskirchen bringen!
UNHCR appelliert: Keine weiteren Asylsuchenden mehr nach Traiskirchen bringen!
WIEN, Österreich – Anlässlich der dramatischen Situation in der Betreuungsstelle Traiskirchen appelliert das UN-Flüchtlingshochkommissariat UNHCR, keine weiteren Asylsuchenden mehr in die Betreuungsstelle zu bringen und Traiskirchen gleichzeitig so schnell wie möglich zu entlasten. Mittlerweile befinden sich in Traiskirchen über 4.500 Asylsuchende, fixe Unterkünfte stehen jedoch nur für rund 1.800 Personen zur Verfügung, weitere 480 Plätze gibt es in Zelten.
„Rund 2.200 Menschen, die Krieg und Gewalt entkommen sind, darunter auch Frauen und Kinder, sind in der Betreuungsstelle Traiskirchen mittlerweile akut obdachlos und verbringen Tag und Nacht im Freien. Diese Situation ist untragbar, gefährlich und menschenunwürdig. Es braucht äußerst rasch kurzfristige Übergangslösungen, um die Obdachlosigkeit in Traiskirchen zu beenden“, so Christoph Pinter, der Leiter von UNHCR Österreich, anlässlich eines Besuchs in Traiskirchen.
UNHCR geht davon aus, dass aufgrund der weltweiten Krisen die Zahlen der Asylsuchenden global und auch in Europa auf hohem Niveau bleiben werden und daher eine vorausschauende Planung und eine starke Zusammenarbeit aller politisch Verantwortlichen in Österreich dringend nötig ist.
„Wir schlagen vor, eine Task Force zu gründen, um eine mittel- und langfristige Strategie im Asylbereich zu erarbeiten. Die derzeitigen Herausforderungen, nicht zuletzt auch für Behörden und Betreuungsorganisationen, verlangen kreative Lösungsansätze über Partei- und Ländergrenzen hinweg“, so Pinter weiter.
Sehr besorgniserregend ist für UNHCR, dass die Kluft zwischen verfügbaren Plätzen und neu ankommenden Asylsuchenden täglich steigt. Waren beispielsweise Anfang Juli noch knapp 3.200 Asylsuchende in Traiskirchen, so ist diese Zahl innerhalb eines Monats um mehr als 1.300 Personen angestiegen. Trotz Bemühungen der Bundesländer wurden von den bis Ende Juli zugesagten 6.500 zusätzlichen Plätzen für Asylsuchende nur rund 3.500 realisiert, was den Druck auf Traiskirchen erneut erhöht.
Besonderes Augenmerk sollte aktuell auch auf die Versorgung von unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden gelegt werden. Momentan befinden sich allein in Traiskirchen knapp 2.000 unbegleitete Minderjährige, darunter auch Kinder unter 14 Jahren. Nicht einmal für allein reisende Jugendliche stehen ausreichend Betten zur Verfügung. Eine Übernahme in adäquate Einrichtungen scheitert momentan aber häufig an den geringen Tagsätzen, die Organisationen für die Betreuung, Versorgung und Unterbringung der Kinder und Jugendlichen erhalten.
Eine Erhöhung dieser Tagsätze könnte nicht nur eine altersgerechte Betreuung dieser besonders sensiblen Gruppe gewährleisten, sondern würde auch die Situation in Traiskirchen maßgeblich entspannen.