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UNHCR-Klimabericht zeigt wachsende Bedrohung von Flüchtlingen und Vertriebenen durch Klimawandel auf

Pressemitteilungen

UNHCR-Klimabericht zeigt wachsende Bedrohung von Flüchtlingen und Vertriebenen durch Klimawandel auf

Erster UNHCR-Klimabericht belegt Zusammenhang von Klimaschocks, Konflikten und Vertreibung.
12 November 2024
Flüchtlinge im Tschad leiden unter Überschwemmungen.

Habiba Djida, 44, mit drei ihrer Kinder, (L-R) Kajeeta, Ramsay, Edi, in der Guilmey-Flüchtlingssiedlung im Tschad. Habiba und ihre Familie mussten vor drei Jahren vor dem klimawandelbedingten Konflikt im Kamerun fliehen.  Jetzt sind sie erneute vom Klimawandel betroffen. Der Chari River ist über die Ufer getreten und die Bevölkerung versucht verzweifelt, mit Sandsäcken das Wasser zurückzuhalten.

Menschen, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen mussten, sind zunehmend von der globalen Klimakrise betroffen, belegt der aktuelle UNHCR-Klimabericht. Sie sind einer tödlichen Kombination von Bedrohungen ausgesetzt, haben aber nicht die Mittel und Unterstützung, um sich anzupassen.

Der Bericht, der heute von UNHCR - in Zusammenarbeit mit 13 Expert*innenorganisationen, Forschungseinrichtungen und von Flüchtlingen geführten Organisationen - veröffentlicht wurde, zeigt anhand neuester Daten, wie Klimaschocks mit Konflikten interagieren und bereits gefährdete Menschen in eine noch schlimmere Situation bringen.

Von den weltweit mehr als 120 Millionen Vertriebenen leben drei Viertel in Ländern, die stark unter dem Klimawandel leiden. Die Hälfte der Vertriebenen lebt an Orten, die sowohl von Konflikten als auch von schweren Klimagefahren betroffen sind, wie Äthiopien, Haiti, Myanmar, Somalia, Sudan und Syrien.

Laut dem Bericht „No Escape: On the Frontlines of Climate Change, Conflict and Forced Displacement“ (in etwa: Kein Entkommen – an den Frontlinien von Klimawandel, Konflikt und Vertreibung) wird erwartet, dass die Zahl jener Länder, die extremen klimabedingten Gefahren ausgesetzt sind, bis 2040 von drei auf 65 ansteigen wird und dass die große Mehrheit dieser Länder Vertriebene beherbergt. Auch in den meisten Flüchtlingssiedlungen und -lagern wird es bis 2050 voraussichtlich doppelt so viele Tage mit gefährlicher Hitze geben.

„Für die am stärksten gefährdeten Menschen auf der Welt ist der Klimawandel eine harte Realität, die ihr Leben zutiefst beeinträchtigt“, sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Die Klimakrise vertreibt Menschen aus Regionen, die bereits viele Menschen, die vor Konflikt und Unsicherheit geflohen sind, beherbergen. Ihre Notlage verschärft sich dadurch weiter und sie können sich nirgendwohin in Sicherheit bringen.“

So hat der verheerende Konflikt im Sudan Millionen von Menschen zur Flucht gezwungen, davon sind 700.000 Menschen in den Tschad geflohen, der seit Jahrzehnten Flüchtlinge aufnimmt und gleichzeitig eines der Länder ist, die dem Klimawandel am stärksten ausgesetzt sind. Gleichzeitig besteht für viele, die vor den Kämpfen geflohen, aber im Sudan geblieben sind, die Gefahr einer weiteren Vertreibung aufgrund der schweren Überschwemmungen, von denen das Land aktuell betroffen ist.

Ähnliches gilt für jene 72 Prozent der Flüchtlinge aus Myanmar, die nach Bangladesch geflohen sind, wo Naturgefahren wie Zyklone und Überschwemmungen als extrem eingestuft werden.

„In unserer Region, in der so viele Menschen seit so vielen Jahren vertrieben werden, sehen wir die Auswirkungen des Klimawandels direkt vor unseren Augen“, sagte Grace Dorong, Klimaaktivistin mit Flüchtlingshintergrund aus dem Südsudan. „Ich hoffe, dass die Stimmen der Menschen in diesem Bericht den Entscheidungsträgerinnen und -trägern helfen zu verstehen, dass Vertreibung und die steigenden Auswirkungen des Klimawandels noch schlimmer werden, wenn nichts dagegen getan wird. Aber wenn sie auf uns hören, können wir auch Teil der Lösung sein.“

Der Bericht zeigt ebenfalls auf, dass die Klimafinanzierung Flüchtlinge, Aufnahmegemeinschaften und andere Menschen in instabilen und von Kriegen betroffenen Ländern nicht erreicht, so dass sich ihre Fähigkeit, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen, schnell verschlechtert.

Gegenwärtig erhalten extrem fragile Staaten nur etwa zwei US-Dollar pro Person an jährlichen Anpassungsmitteln, eine erstaunlich niedrige Summe im Vergleich zu 161 US-Dollar pro Person in nicht-fragilen Staaten. Wenn Investitionen in fragile Staaten fließen, dann zu mehr als 90 Prozent in die Hauptstädte, während andere Orte kaum davon profitieren.

Im Rahmen der Veröffentlichung des Berichts auf der COP29 in Baku, Aserbaidschan, fordert UNHCR eine verstärkte Klimafinanzierung, die die Bedürftigsten erreicht. UNHCR fordert die Staaten außerdem auf, Vertriebene zu schützen, die zusätzlich von Klimakatastrophen bedroht sind, und ihnen und den Gesellschaften, die sie aufnehmen, bei finanziellen und politischen Entscheidungen eine Stimme zu geben.

„Die Klimakrise stellt eine große Ungerechtigkeit dar“, sagte Grandi. „Menschen, die zur Flucht gezwungen sind, und die Gesellschaften, die sie aufnehmen, sind am wenigsten für Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich, zahlen aber den höchsten Preis dafür. Die milliardenschwere Klimafinanzierung erreicht sie nicht, und die humanitäre Hilfe kann die immer größer werdende Lücke nicht adäquat schließen. Lösungen sind in Sicht, aber wir müssen dringend handeln. Ohne angemessene Mittel und Unterstützung geraten die Betroffenen in eine ausweglose Situation.“