Vereine im Porträt: Zusammen erreicht man mehr
Vereine im Porträt: Zusammen erreicht man mehr
Die Vereine „Hoffnung ohne Grenzen“, „Vindex“ und „Neue Hoffnung“ stehen stellvertretend für viele Initiativen, die mit starkem Zusammenhalt, kreativen Kooperationen und außergewöhnlichem Engagement ihre Ziele umsetzen und geflüchtete Menschen in Österreich unterstützen.
Hoffnung ohne Grenzen - In der Krise gegründet, um nachhaltig zu helfen
Als die Coronakrise Mitte März immer größere Einschränkungen für viele Menschen ins Österreich brachte, waren sich drei engagierte Einzelpersonen einig: Hier können wir helfen! Dr. Tamador Omar, Ahmad Jaber und Yaser Blthje setzten sich zusammen und gründeten kurzerhand die Initiative „Hoffnung ohne Grenzen“, um geflüchtete Menschen, aber auch Österreicher*innen, während des Lockdowns zu unterstützen.
„Wir waren alle drei schon länger im humanitären Bereich tätig und wollten einfach helfen“, erzählt Dr. Omar. Dabei kam es den Dreien sehr gelegen, dass sie alle bereits über ein großes Netzwerk und viel Erfahrung verfügen. So ist Tamador Omar Doktorin der Psychologie und arbeitet im Frauengesundheitszentrum FEM Süd. Ahmad Jaber arbeitete bereits als Dolmetscher und ist mittlerweile als Finanzbuchhalter tätig und auch Yaser Blthje engagiert sich schon seit Langem im Sozialbereich und ist außerdem ein hervorragender Koch. Alle drei kommen ursprünglich aus Syrien und mussten 2015 aus ihrem Heimatland flüchten.
Die Initiative „Hoffnung ohne Grenzen“ konnte innerhalb kürzester Zeit über 100 Freiwillige aus Wien, Niederösterreich, Oberösterreich und Salzburg gewinnen, die für Personen aus der Corona-Risikogruppe verschiedene Aufgaben übernahmen: Die Einkäufe erledigen, Medikamente aus der Apotheke holen, mit dem Hund Gassi gehen oder etwas zu essen vorbeibringen - all das und mehr übernahm das Team von „Hoffnung ohne Grenzen“.
Herzstück des Projekts war und ist außerdem eine eigene 24-Stunden Hotline, die in sechs Sprachen verfügbar ist. Wer dort anruft, erhält Beratung und Hilfe jeglicher Art. „Wenn ich die Antwort auf eine Frage nicht kenne, recherchiere ich weiter, rufe bei Behörden wie dem zuständigen Magistrat, dem Bürgerservice oder der Polizei an und finde die passende Antwort“, beschreibt Ahmad Jaber die aufwendige Arbeit für die Hotline. Zu Spitzenzeiten wickelte das Team bis zu 60 Anrufe pro Tag ab. „Wir haben 24 Stunden gearbeitet. Das war sehr schön, aber auch sehr hart“, berichtet Frau Dr. Omar.
Auch wenn die Anfragen zu Corona-relevanten Themen über den Sommer nachgelassen haben, hat das Team immer noch genug zu tun und schmiedet bereits Pläne für die Zukunft von „Hoffnung ohne Grenzen“. „Wir wollen ein Vereinslokal finden, um dort Beratungen und Digitalisierungskurse für ältere Menschen anbieten zu können“, beschreibt Ahmad Jaber die nächsten Schritte. „Außerdem wollen wir mehr kochen und Essen an Obdachlose verteilen“, ergänzt Yaser Blthje, der in den letzten Monaten bereits regelmäßig obdachlose Menschen, aber auch Mitarbeiter*innen im Kaiser-Franz-Josef-Spital mit seinen Kochkünsten verwöhnt.
Warum „Hoffnung ohne Grenzen“ innerhalb so kurzer Zeit so viel bewegen konnte? Ein Grund dafür ist sicher die ausgezeichnete Zusammenarbeit der drei Gründer*innen und ihr unermüdliches Engagement. „Unser Team ist wie eine Familie. Wir treffen alle Entscheidungen gemeinsam und haben alles selbst finanziert“, erzählt Frau Dr. Omar. „Wir möchten etwas zurückgeben und alles tun, was möglich ist.“
Facebook „Hoffnung ohne Grenzen“
Vindex - Geflüchtete Menschen und „Einheimische“ für Schutz und Asyl
Auch der Verein „Vindex - Schutz und Asyl“ aus Vorarlberg erweiterte während er Corona-Krise sein Tätigkeitsfeld, um andere zu unterstützen. Die Vereinsmitglieder nähten Tausende Schutzmasken für Vorarlberger Krankenhäuser. Doch der eigentliche Fokus des Vereins liegt auf anderen Themen. Im Vordergrund steht beim 2013 gegründeten Verein die Beratung von geflüchteten Menschen, ganz unabhängig davon, ob sie schon einen Schutzstatus in Österreich haben oder noch im Asylverfahren sind. Die Beratung beschränkt sich dabei nicht nur auf Themen im Asylbereich, sondern umfasst auch Unterstützung bei der Arbeitssuche, Deutsch-Unterricht oder Nachhilfe für Kinder und Jugendliche.
Dabei liest sich die Gründungsgeschichte von Vindex wie die von vielen anderen Vereinen, die in der Arbeit mit geflüchteten Menschen tätig sind. Am Anfang stehen engagierte Personen, die ehrenamtlich und mit viel Engagement netzwerken, beraten und unterstützen. „Wir haben dann einmal pro Woche Gespräche und Beratung angeboten. Nachdem wir mit einer Abschiebung konfrontiert waren, haben wir uns zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, dass wir den Verein gründen und voll einsteigen“, beschreibt eine der Gründerinnen, Eva Fahlbusch, den Start von Vindex.
„Uns ist es sehr wichtig, dass man nicht nur über Flüchtlinge spricht, sondern mit ihnen“, erzählt Fahlbusch. Und diese Einstellung spiegelt sich auch im Vorstand von Vindex wider, denn die Führung teilen sich geflüchtete Menschen und Personen aus Vorarlberg bzw. Deutschland. Für Eva Fahlbusch hat diese Zusammenarbeit im Verein viele Vorteile. „Bei Vindex arbeiten Menschen verschiedenster Herkunft zusammen, dadurch ergeben sich tolle Synergieeffekte. Manche Türen haben sich leichter geöffnet, weil auch „Einheimische“ Teil des Vereins sind und gerade bei der Arbeitssuche ist dieses Netzwerk sehr förderlich“, so Eva Fahlbusch.
Als kleiner Verein hat es Vindex in Vorarlberg nicht immer leicht. Es ist vor allem eine große Herausforderung, alle finanziellen Bedürfnisse abzudecken. Die letzten fünf Jahre wurde der Verein von einer Wiener Stiftung gefördert, doch diese Förderung endet bald. „Ich wünsche mir, dass auch kleinere Vereine Gehör und mehr Unterstützung finden“, beschreibt Vindex-Mitgründerin Eva ihr Anliegen für die Zukunft. Was sie sich noch wünscht? „Geflüchtete Menschen sollen in der Mitte der Gesellschaft wahrgenommen werden!“
https://www.vindex.or.at/
https://www.facebook.com/VindexSchutzUndAsyl/
Neue Hoffnung - Mehr Reichweite durch Kooperation mit Medien
Den Kulturverein „Neue Hoffnung“ mit Sitz in Linz gibt es bereits seit 2016. Das Angebot des Vereins richtet sich vor allem an geflüchtete Menschen aus Afghanistan und möchte diese bei der Integration unterstützen. Das 13-köpfige Team organisiert Sprachcafés, Nachhilfe und andere Aktivitäten und Unterstützungsangebote. „Unser wichtigstes Ziel ist es, der afghanischen Community eine Anlaufstelle bieten zu können“, erzählt die Obfrau des Vereins, Maliha Torkany. „Wir versuchen, den Flüchtlingen einerseits das Gefühl zu vermitteln, dass sie gehört werden und wollen nach außen hin aufzuzeigen, dass auch die Flüchtlinge zuhören möchten.“
Bei der Arbeit hilft es dem Team, dass auch die Mitglieder von „Neue Hoffnung“ selbst als Flüchtlinge nach Österreich gekommen sind und am Anfang Unterstützung gebraucht haben. „Dadurch haben wir ein tiefes Verständnis dafür, was wie getan werden muss, um zu helfen“, erklärt Maliha Torkany.
Um den Verein und seine Angebote in Oberösterreich noch bekannter zu machen, arbeitet das Team von „Neue Hoffnung“ regelmäßig mit dem Linzer Radiosender Radio FRO und dem lokalen Fernsehsender dorf TV zusammen und produzieren ihre eigenen Inhalte. Auf dorf TV gibt es seit drei Jahren in regelmäßigen Abständen die Sendung „Ganjineye Afghanistan - Afghanistans Schätze“ zu sehen. Die Schriftführerin des Vereins Hanifa Wahid hat bereits in Afghanistan mit Medien zusammengearbeitet und moderiert nun die Sendung, in die sie immer wieder verschiedene Gäste einlädt. Mithilfe der Medienkooperationen können die Vereinsmitglieder einen weiteren Aspekt ihrer Arbeit abdecken. „Wir wollen den Menschen die afghanische Kultur mit Musik, Tanz und Essen näher bringen und so das gegenseitige Verständnis der Kulturen stärken“, sagt Maliha Torkany.
https://www.facebook.com/VereinNeueHoffnungLinz