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Finanzierungskrise erhöht das Risiko von Gewalt, Gefahr und Tod für Geflüchtete

Medienmitteilungen

Finanzierungskrise erhöht das Risiko von Gewalt, Gefahr und Tod für Geflüchtete

Weltweit verlieren Flüchtlinge un Vertriebene durch Budgetkürzungen lebenswichtigen Schutz - UNHCR warnt vor den Folgen.
7. May 2025 Auch verfügbar auf:
Chad. Funding cuts adversely impact Sudanese refugees’ hopes of education

Sudanesische Geflüchtete, die die weiterführende Schule im Flüchtlingslager Farchana im Osten des Tschad besuchen. 

UNHCR warnt vor drastischen Budgetkürzungen, die Millionen besonders schutzbedürftiger Flüchtlinge treffen. Sie verlieren lebenswichtige Unterstützung und sind dadurch noch stärker gefährdet – etwa durch Missbrauch, Armut oder Zwangsrückführungen in unsichere Herkunftsländer. Manche sehen keinen anderen Ausweg, als erneut riskante Fluchtwege auf sich zu nehmen.

Zwei Drittel der Flüchtlinge finden Schutz in Nachbarländern ihrer Herkunftsstaaten – die oft selbst wirtschaftlich schwach sind. Gerade sie sind von den Kürzungen besonders betroffen – ebenso wie die Gemeinschaften, die sie aufgenommen haben und die bereits an ihre Belastungsgrenze stossen.

Auswirkungen bereits spürbar

UNHCR beobachtet bereits spürbare Auswirkungen: Programme zur Stabilisierung und Unterstützung in fragilen Aufnahmestaaten werden gekürzt oder ganz eingestellt. Das erschwert langfristige Lösungen, schwächt die Stabilität in den Aufnahmeländern und erhöht das Risiko für Menschenhandel, Gewalt und die Zahl derer, die auf der Flucht ihr Leben verlieren.

Die chronische Unterfinanzierung war schon lange ein Problem. Hilfsmassnahmen für Menschen aus dem Sudan, Südsudan, Myanmar und der Demokratischen Republik Kongo (DRK) hatten bereits vor den aktuellen Kürzungen mit erheblichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Im Jahr 2024 waren Massnahmen gegen geschlechtsspezifische Gewalt nur zu 38 Prozent finanziert. Viele bleiben daher ohne Schutz vor Ausbeutung und Missbrauch – und haben keinen Zugang zu rechtlicher Hilfe, medizinischer Versorgung oder Einkommen.

Kinder sind besonders betroffen

Mehr als 17,4 Millionen geflüchtete Kinder sind in Gefahr, Gewalt, Missbrauch, Menschenhandel oder Familientrennung zu erleben. Ohne rechtzeitige und qualitativ hochwertige Kinderschutzmassnahmen hat dies langfristige Folgen für ihr Wohlergehen und ihre Entwicklung. Kinder sind zudem vermehrt von Missbrauch, Frühverheiratung oder Rekrutierung durch bewaffnete Gruppen gefährdet.

Einige Beispiele:

  • Im Südsudan haben 75 Prozent der UNHCR-Anlaufstellen für Frauen und Mädchen ihre Arbeit eingestellt. Bis zu 80.000 Überlebende von Vergewaltigung oder Gewalt erhalten keine medizinische, rechtliche oder finanzielle Hilfe mehr.
     
  • Im östlichen Horn von Afrika und der Region der Grossen Seen sind eine Million Kinder – viele von ihnen unbegleitet – verstärkt der Gefahr von Ausbeutung und Missbrauch ausgesetzt.
     
  • In Jordanien wurden 63 humanitäre Programme eingestellt, die spezielle Unterstützung für  rund 200.000 gefährdete Frauen und Kinder bereitgestellt haben. 
     
  • In Burkina Faso, der Zentralafrikanischen Republik, dem Tschad, Kamerun, Mali und Nigeria wurden Schutzprogramme für Gewaltopfer eingestellt.
     
  • In Angola, Mosambik und Sambia wurden Programme für Überlebende geschlechtsspezifischer Gewalt reduziert oder komplett eingestellt. Es fehlt an  psychosozialer Betreuung, rechtlicher Hilfe und sicheren Orten.
    Auch in Malawi gibt es wegen Kürzungen weniger Unterstützungsmassnahmen für unbegleitete Kinder.
     
  • In Mali wurde die biometrische Registrierung für fast 20.000 Asylsuchende ausgesetzt. Ohne diese Registrierung bleiben sie ohne rechtlichen Status, Zugang zu Arbeit oder staatlicher Hilfe.

Weniger Geld für Programme für die Aufnahmegemeinschaften und für lokale Partner schwächt das Unterstützungsnetzwerk von UNHCR und die Möglichkeit, in Notsituationen zu helfen, erheblich. In Bangladesch mussten Programme für die Sicherheit von Frauen und ihre Beteiligung in Führungspositionen teilweise ausgesetzt werden. Zehn Gemeindezentren, die von Frauen geleitet wurden, haben ihre Aktivitäten eingestellt. Das hat Auswirkungen auf rund 110.000 Flüchtlinge und mehr als 30.000 Einheimische.

In entlegenen Gebieten der Demokratischen Republik Kongo, in denen Flüchtlinge leben, musste die Unterstützung bei Geburtenregistrierungen drastisch reduziert werden. Über 85 Prozent der 14.000 zentralafrikanischen und südsudanesischen Kinder unter vier Jahren sind dadurch von Staatenlosigkeit bedroht. Auch in Südafrika kann UNHCR nur noch eingeschränkt beim Zugang zu Asylverfahren, Ausweisen und Schutz helfen.

Im östlichen Horn Afrikas sowie in der Region der Grossen Seen verlieren 850.000 Vertriebene den Zugang zu rechtlicher Unterstützung. In Kolumbien ist die Registrierung von über 500.000 Venezolaner*innen gefährdet. Ohne Ausweise haben sie kaum Chancen auf Bildung, Gesundheitsversorgung, Arbeit oder dauerhafte Integration.

Rückkehr in Herkunftsländer trotz unsicherer Lage

Viele Flüchtlinge sehen sich gezwungen, trotz unsicherer Lage in ihre Herkunftsländer zurückzukehren. Andere würden freiwillig zurückkehren, bekommen dafür aber keine Unterstützung.

Zum Beispiel: 12.000 Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik in Tschad und Kamerun sind zur Rückkehr bereit, erhalten aber keine Hilfe dafür. In Syrien sind bereits über eine halbe Million Menschen – trotz anhaltender Unsicherheit – zurückgekehrt. Für ihre nachhaltige Reintegration fehlt jedoch die nötige Finanzierung. Auch Programme zur freiwilligen Rückkehr von monatlich 20.000 Syrer*innen aus der Türkei sind betroffen.

75 Jahre Erfahrung

Seit 75 Jahren hilft UNHCR, Flüchtlinge und Vertriebene zu schützen und Lösungen zu finden – und bringt damit Stabilität und Hoffnung.

UNHCR hilft, komplexe politische, sicherheitsbezogene und sozioökonomische Herausforderungen zu bewältigen, die Leben von Millionen Menschen auf der Flucht zu retten und ihre Rechte zu schützen. Denn wenn Rechte geschützt werden, kann Flucht verhindert, Ursachen bekämpft und langfristige Lösungen möglich gemacht werden.

Jetzt ist internationale Solidarität gefragt. Der Schutz der Schwächsten ist eine gemeinsame Aufgabe. Ihre Unterstützung kann Leben retten, Würde zurückgeben und neue Hoffnung geben – für Menschen, die alles verloren haben. Der Schutz von Flüchtlingen und Vertrieben muss gewährleitet bleiben – Millionen Menschenleben hängen davon ab.