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Die Lage für Flüchtlinge und Migrant*innen hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verschärft, sagt der UNHCR-Experte für den Mittelmeerraum.
Die Hauptrouten, die von Flüchtlingen und Migrant*innen genutzt werden, werden immer gefährlicher. Im Vergleich zu den letzten Jahren hat sich das Problem erheblich verschärft und es gibt kaum Schutz, sagte Vincent Cochetel am Dienstag in Genf. Cochetel ist Sonderbotschafter für das Westliche und Zentrale Mittelmeer beim Hohen Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge.
Jedes Jahr riskieren Hunderttausende von Flüchtlingen und Migrant*innen ihr Leben, um auf den Routen, die sich vom Osten und Horn von Afrika und Westafrika zur nordafrikanischen Atlantikküste und über das zentrale Mittelmeer erstrecken, nach Europa zu gelangen. Unter den Menschen, die in Nordafrika ankommen, sind nicht nur Afrikaner*innen, sondern auch viele Flüchtlinge und Migrant*innen aus Asien und dem Nahen Osten, die aus Ländern wie Bangladesch, Pakistan, Ägypten und Syrien stammen.
Entführung, Misshandlung und Folter
Die Schrecken, die Flüchtlinge und Migrant*innen auf diesen Routen erleben, sind unvorstellbar. Viele von ihnen sterben bei der Durchquerung der Wüste. Und die meisten von ihnen werden unterwegs Opfer von schweren Menschenrechtsverletzungen, darunter sexuelle und geschlechtsspezifische Gewalt, Entführungen zur Erpressung von Lösegeld, Folter, körperliche Misshandlung, willkürliche Inhaftierung, Menschenhandel und kollektive Ausweisungen. Es mangelt jedoch an Alternativen zu gefährlichen Reisen oder anderen Maßnahmen, die das Leiden von Flüchtlingen und Migrant*innen entlang der Routen, die sie zurücklegen, lindern können.
Die dritte Ausgabe des UNHCR-Berichts „Mapping for Protection Services Report, a routes-based approach to protection services along mixed movement routes“ (Kartierung von Schutzdiensten – ein routenbasierter Ansatz für Schutzdienste entlang der Routen von Migrant*innen und Flüchtlingen) zeigt erhebliche Unterschiede auf den verschiedenen Abschnitten der kartierten Routen.
Kaum Schutz für Flüchtlinge und Migrant*innen
Oft gibt es kaum oder gar keinen Schutz für Migrant*innen und Flüchtlinge, keine humanitäre Soforthilfe, keine Unterkünfte und keinen Zugang zur Justiz. Leider werden lokale Partner, die Zugang zu diesen Orten haben, von den Gebern oft nicht berücksichtigt oder erhalten keine Priorität bei der Finanzierung. Und operative Partnerschaften mit lokalen Behörden gibt es so gut wie gar nicht.
Der Bericht dokumentiert auch die dramatischen Auswirkungen neuer Krisen, wie die Konflikte im Sudan und in der Sahelzone. Kaum vorhandene Ressourcen zum Schutz von Flüchtlingen und Migrant*innen werden so noch knapper. Das Fehlen einer nachhaltigen Finanzierung bedroht die begrenzten Dienste, die derzeit zur Verfügung stehen, zusätzlich.
Das Fehlen wichtiger Dienstleistungen setzt Flüchtlinge und Migrant*innen einem großen Risiko aus. Sie können zu Schaden kommen und gar getötet werden. Das führt zu gefährlichen Weiterreisen. Einige Menschen unterschätzen die Risiken, während viele den fälschlichen Erzählungen von Schmugglern und Menschenhändlern zum Opfer fallen.
Alle müssen zusammenarbeiten – zum Schutz der Menschen
UNHCR ruft deshalb Geber und Interessengruppen auf, humanitäre Maßnahmen zu unterstützen. Alle humanitären und Entwicklungsakteure und Geber müssen zusammenarbeiten, um den Menschen zu helfen. Dazu gehören legale Zugangswege und mehr Schutz für die Menschen entlang der Routen.
Das Engagement der Gemeinschaft und die Kommunikationsmechanismen müssen auch auf Länderebene und in der Diaspora verstärkt werden, um Informationen über die Gefahren der Reisen zu verbreiten. Die von Schmugglern und Menschenhändlern verbreiteten Märchen und Lügen müssen bekämpft werden.
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