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Der Europarat und UNHCR haben in der Corona-Krise den Einsatz von geflüchteten Ärzt*innen und Pfleger*innen in den nationalen Gesundheitssystemen empfohlen.
„In den vergangenen Wochen haben einige Staaten Mediziner*innen und Pflegekräfte unter den Flüchtlingen aufgerufen, sich am Kampf gegen das Virus zu beteiligen“, sagte UN-Flüchtlingshochkommissar, Filippo Grandi, am Dienstag. „Wir unterstützen solche Initiativen von ganzem Herzen und hoffen, dass sie ausgeweitet werden können – auf dem ganzen europäischen Kontinent und darüber hinaus.“
„Ärzt*innen und Pfleger*innen in ganz Europa haben mit selbstloser Entschlossenheit auf die Pandemie reagiert und in der Krise ist jede Hilfe willkommen. Flüchtlinge mit nachgewiesenen beruflichen Kompetenzen sind bereit einzuspringen und unter der Aufsicht von zertifizierten Expert*innen zu helfen“, sagte Grandi. „So können sie ihre Solidarität zeigen und den Gesellschaften, die ihnen Schutz gegeben haben, etwas zurückgeben.“
Auch in Österreich wurden zuletzt die gesetzlichen Voraussetzungen geschaffen, für die Dauer der Pandemie mit ausländischen Abschlüssen in medizinischen Berufen zu arbeiten. So können nun auch Flüchtlinge und subsidiär Schutzberechtigte, die in ihren Herkunftsländern in medizinischen und Pflegeberufen gearbeitet haben, ihr Wissen und ihre Erfahrungen in dieser herausfordernden Zeit einbringen.
„Österreich hat hier einen wichtigen Schritt gesetzt, denn oft wird vergessen, dass Flüchtlinge auch Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen oder Wissenschafter*innen sind. Zudem können sie nun all jene, die im Gesundheitsbereich Unglaubliches leisten, bei Bedarf unterstützen“, so Christoph Pinter, Leiter UNHCR Österreich.
In Europa gibt es derzeit Flüchtlinge und Asylsuchende mit den nötigen Fähigkeiten und Erfahrungen, die bereit sind, ihren Teil beizutragen und zu helfen. Meistens sind die Berufe in der Medizin und Pflege aber hochreguliert und die nationalen Behörden müssen einem Einsatz zustimmen.
„Die Flüchtlinge, ihre Gast- und ihre Heimatländer profitieren vom Europäischen Qualifikationspass für Flüchtlinge. Auch die Qualifikationen, die ein Flüchtling hat, aber nicht vollständig dokumentieren kann, können genutzt und es kann darauf aufgebaut werden“, sagte Marija Pejčinović Burić, Generalsekretärin des Europarates. „Der Qualifikationspass ist kein Ersatz für die notwendigen Berufsnachweise, aber er hilft den Behörden, Vorgänge zu beschleunigen, weil er den notwendigen Hintergrund vermittelt.“
Der Europäischen Qualifikationspass für Flüchtlinge kann helfen, eine Auswahl von Menschen mit bereits nachgewiesenen Fähigkeiten zu sammeln. Die nationalen Behörden können dann die Flüchtlinge so effizient wie möglich einsetzen, wenn sie benötigt werden. UNHCR und Partner suchen nach innovativen Wegen, um in der Gemeinschaft der Flüchtlinge Mediziner*innen und Pfleger*innen zu erreichen, die bereit sind zu helfen. Zudem soll ein Zugang zu Online-Tests erstellt werden. Europarat und UNHCR arbeiten bereits mit den jeweiligen Stellen zur Anerkennung von Abschlüssen zusammen, um die Qualifizierten zu finden und ihre Fähigkeiten und Nachweise zu erfassen.
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Der Europäische Qualifikationspass für Flüchtlinge wurde 2017 eingeführt, damit Staaten leichter die Fähigkeiten von Flüchtlingen erfassen und diese schneller integriert werden können. Anerkennungszentren gibt es von zehn Staaten: Armenien, Bosnien-Herzegowina, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kanada, die Niederlande und Norwegen. Hinzu kommen öffentliche Stellen und UNHCR. Finanziell unterstützt wird er von Belgien, Georgien, Griechenland, Italien, Monaco und Norwegen. Der erste Inhaber des EQPR erhielt 2019 eine unbefristete Anstellung in einem gesundheitsbezogenen Bereich in Norwegen. Bisher haben mehr als 500 Flüchtlinge in ganz Europa von dem Programm profitiert.
Weitere Informationen über den Europäischen Qualifikationspass für Flüchtlinge finden Sie hier, zusätzliche Fakten über Bildung unter Einfluss von Corona hier.
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