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UNHCR steht vor großen Herausforderungen den etwa 100.000 Menschen zu helfen, die jüngst durch Angriffe der Miliz Boko Haram aus ihrer Heimat fliehen mussten.
NIAMEY, Niger – Das UNHCR-Team im Niger beschreibt die Situation als sehr ernst. Unterbringungsmöglichkeiten und Non-Food-Artikel sind sehr knapp. Unter den Geflohenen befinden sich lokale Dorfbewohner, Binnenvertriebene aus dem Niger, außerdem Menschen, die bereits mehrfach flüchten mussten. Zudem sind darunter nigerianische Flüchtlinge, die bisher bei Gastfamilien wohnten oder an mehreren Orten in einem Landgürtel zwischen dem Fluss Komadougou und der Nationalstraße 1. Rund 170 Dörfer in der Region Diffa sind jetzt verlassen.
UNHCR verteilt vorhandene Ressourcen um, damit die dringend benötigten Unterbringungsmöglichkeiten und andere Hilfsgüter zur Verfügung gestellt werden können. Gleichzeitig ruft UNHCR die Geberstaaten zu zusätzlicher Unterstützung auf, um der notleidenden Bevölkerung zu helfen. Von offizieller Seite wird ein weiterer Anstieg der Fluchtbewegungen aus der unsicheren Grenzregion erwartet, sobald die Trockenzeit beginnt und nigerianischen Militäroperationen in der Gegend wieder aufgenommen werden.
Die jüngst geflohenen Menschen haben Zuflucht entlang der Nationalstraße 1 gesucht, die die Hauptstadt Niamey mit dem Osten des Landes verbindet. Die nigrische Armee konnte bisher nicht den Schutz für die Dörfer und Siedlungen sicherzustellen, da diese über ein weites Gebiet verteilt sind und die Angriffe in der Regel nachts erfolgen.
Viele der Geflohenen haben zudem Zuflucht in Koublé gefunden, das rund 910 Kilometer östlich von Niamey an der Nationalstraße 1 liegt und normalweise rund 300 Einwohner zählt. In der vergangenen Woche besuchte ein UNHCR-Team das Dorf und fand eine gemischte Bevölkerung aus nigerianischen Flüchtlingen, Dorfbewohnern und Binnenvertriebenen vor.
Die lokalen Behörden haben kürzlich eine vorläufige Registrierung durchgeführt und festgestellt, dass seit November 2015 mehr als 10.000 Menschen aus 20 verschiedenen Dörfern in Koublé angekommen sind, einschließlich vieler Flüchtlinge aus Nigeria.
In Koublé, wie auch an anderen Orten entlang des 100 Kilometer langen Gebietes an der Nationalstraße 1, leben Menschen in provisorischen Unterkünften neben der Straße. Für die neu ankommenden Familien gibt es nur wenige Sanitäreinrichtungen und die Verteilstellen für Trinkwasser sind weit entfernt. UNHCRs Partnerorganisation Ärzte ohne Grenzen hilft bei der Gesundheitsversorgung und der Einrichtung von sanitären Anlagen, benötigt aber weitere Unterstützung. Viele Kinder vor Ort können die Schule nicht besuchen. Während das UN-Welternährungsprogramm (WFP) die Lebensmittennachfrage zurzeit noch abdecken kann, ist in anderen Bereichen dringend Unterstützung gefordert, insbesondere um eine angemessene Unterbringung der Schutzsuchenden gewährleisten zu können.
UNHCR hat die Durchführung einer umfassenderen Registrierung der Flüchtlinge angeboten, die eine Bedarfsermittlung unter den Menschen vereinfachen würde. Dies ist vor allem wichtig vor dem Hintergrund, dass viele der Schutzsuchenden in den letzten Monaten wiederholt zur Flucht gezwungen wurden und so doppelt oder überhaupt nicht registriert sind.
Eine angemessene Hilfeleistung ist besonders schwierig, weil die Menschen nicht in Camp-Strukturen leben, in denen sie geschützter und ein besserer Zugang zu Wasser, zu Gesundheitsversorgung und zu sanitären Anlagen gewährleistet wäre. Derzeit haben UNHCR und seine Partner Schwierigkeiten auf die Bedürfnisse der notleidenden Menschen zu reagieren.
Seit 2013 zwang der Konflikt im Nordosten Nigerias mehr als 220.300 Menschen zur Flucht in die Nachbarländer, davon 138.300 Menschen (mit nigerianischer und nigrischer Nationalität) nach Niger, 61.000 nach Kamerun und 14.100 in den Tschad. Mehr als 2,2 Millionen Menschen sind Binnenvertriebene im Nordosten Nigerias, hauptsächlich in den Bundesstaaten Adamawa, Borno und Yobe. Im Niger führten Kampfhandlungen zu Fluchtbewegungen von geschätzt 50.000 Menschen innerhalb des Landes. UNHCRs Einsatz im Niger ist mit 24,9 Millionen US Dollar bei einem Gesamtbedarf von 51 Millionen US Dollar nur zu 49 Prozent finanziert.
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