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Ein neues zu Hause – fernab der Heimat. "No Stranger Place" Ausstellung in Berlin

Pressemitteilungen

Ein neues zu Hause – fernab der Heimat. "No Stranger Place" Ausstellung in Berlin

17. Januar 2017

BERLIN, Deutschland - „Es funktioniert. Es ist eine Win-Win Situation für uns alle“, sagt Sabine Waldner.  Über ein Jahr ist es nun her, dass sie mit ihrer Familie die beiden Brüder Juan und Mohammed und wenig später auch die älteren Brüder Mzkin und Alan bei sich zu Hause aufnahmen, die 2015 aus Syrien flohen und nach Deutschland kamen.

 Viel hat sich seit dem getan in Falkensee, einem kleinen Vorort von Berlin. Sie sind zu einer großen Familie zusammengewachsen.

„Es gibt täglich Situationen, wo wir aneinander vorbei reden, wo es sprachliche Missverständnisse gibt und wir lernen müssen miteinander klarzukommen. Aber wir fühlen uns alle verantwortlich füreinander und helfen uns gegenseitig da, wo wir Hilfe brauchen.“

Hunderttausende Menschen, wie Mohammed, Mzkin, Alan und Juan haben im letzten Jahr in Europa Schutz gesucht. Die meisten von ihnen flohen vor Konflikten, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen aus Gebieten des Nahen und Mittleren Ostens. Allein nach Deutschland kamen im Jahr 2015 (890.000) und 2016 (280.000) über eine Million Menschen.

Die Ereignisse in diesem und dem letzten Jahr hat viele Menschen in Deutschland und anderen europäischen Ländern verunsichert und Ängste aufkommen lassen. Gleichzeitig haben die Ereignisse aber auch eine nie dagewesene Hilfsbereitschaft und Solidarität ausgelöst.

„Es hat überhaupt keine Rolle gespielt, dass sie Flüchtlinge waren.“

„Wir waren einfach neugierig aufeinander. Es hat überhaupt keine Rolle gespielt, dass sie Flüchtlinge waren. Wir haben uns einfach angefreundet. Ganz normal wie andere Leute auch. Es gab ein sprachliches Problem am Anfang, ganz klar, aber mehr auch nicht. Manchmal stimmt die Chemie einfach nicht. Bei uns hat es gepasst“, erzählt Sabine und lacht die Jungs an.

Sabine Waldner und ihre Zwillingstöchter Charlotte und Miriam mit Juan und Mohammed. © UNHCR/Aubrey Wade

Die Geschichte von den Waldners ist Teil des Fotoprojekts „No Stranger Place“ des Fotografen Aubrey Wade, das insgesamt 14 Familienporträts zeigt. In Kooperation mit dem UN-Flüchtlingskommissariat, UNHCR, entstand ein Projekt, das Menschen in Deutschland, Österreich und Schweden zeigt, die Flüchtlinge bei sich zu Hause aufgenommen haben. Zwölf großformatige Porträts sind seit dieser Woche in einer Ausstellung im Berliner Hauptbahnhof zu sehen.

Mit seinen Bildern und den dazugehörigen Geschichten gewährt der Fotograf den Betrachtenden einen persönlichen Einblick in das gemeinsame Leben von Flüchtlingen und Einheimischen.Dabei schwindet das Trennende zwischen beiden Gruppen, im Mittelpunkt stehen die Menschen und ihre Beziehung zueinander. Die Porträts sind ein Abbild von Neugier, Solidarität und Offenheit, die charakteristisch sind für das große zivilgesellschaftliche Engagement in den drei Ländern.

"Die Bilder stellen eine Art Mittelpunkt dar. Sie stehen nicht nur für das Ende einer Flucht, sondern vor allem für den Beginn eines neuen Weges. Für den Start in ein neues Leben. Und genau an diesem Punkt sind diese Beziehungen entscheidend", sagt der Fotograf Aubrey Wade.

„Neben Arbeit und Bildung ist es der wertvolle soziale und kulturelle Austausch zwischen Einheimischen und Flüchtlingen, der Fremde zu Mitmenschen, Nachbarn und Freunden werden lässt.”

Leicht wird in der gegenwärtigen politischen Diskussion vergessen, dass es ganz normale Bürgerinnen und Bürger sind, die einen entscheidenden Beitrag zu den vielfältigen Integrationsbemühungen auf allen gesellschaftlichen Ebenen leisten. “Neben Arbeit und Bildung ist es der wertvolle soziale und kulturelle Austausch zwischen Einheimischen und Flüchtlingen, der Fremde zu Mitmenschen, Nachbarn und Freunden werden lässt”, sagte UNHCR-Vertreterin Katharina Lumpp in Berlin.

„Am Anfang hatten wir kaum Kontakte. Wir haben kein Deutsch gesprochen. Aber die Stimmung in der Community in Falkensee war sehr gut“, sagt Mzkin. „Das Schwierigste war die Sprache. Die Traditionen zwischen Syrien und Deutschland kann man nicht vergleichen. Man muss viel verstehen und respektieren lernen. Aber es geht“, sagt er weiter. „Sabine hat uns dabei sehr geholfen“, bekräftigt Momo.

Die Aufnahme von Flüchtlingen im eigenen Heim ist gewiss nur ein kleines, aber dafür außergewöhnliches Puzzleteil der Integration, das in der Ausstellung greifbar wird. “Wer sich willkommen fühlt und jenseits der wichtigen behördlichen Prozesse menschliche Nähe, Respekt und Wertschätzung erfährt, wird sich letztlich schneller und nachhaltiger in den neuen Lebensumständen zurechtfinden und rascher eigenverantwortlich eine neue Existenz aufbauen können. Diese Familien sind beispielgebend”, so UNHCR-Vertreterin Lumpp weiter.

Sabine betont, dass der Umgang miteinander stets auf Augenhöhe war. Für Mzkin ist es besonders wichtig nicht aufzufallen. Er möchte nicht mehr fremd sein. Er möchte normal am Leben teilnehmen ohne nach seinem Hintergrund beurteilt zu werden. „Ich möchte nicht, dass jemand Mitleid mit mir hat“, sagt er.

Große Unterstützung erfährt Sabine Waldner auch von lokalen Organisationen wie den „Flüchtlingspaten Syrien“. Sie ist davon überzeugt, dass man ganz genau hinschauen sollte, was in der Welt und gerade am Rande von Europa passiert. Und betont gleichzeitig wie einfach es ist und was für ein Glück es sein kann Tür, Haus und Herz zu öffnen.