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Evakuierung nach Ruanda: Neue Hoffnung für Geflüchtete

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Evakuierung nach Ruanda: Neue Hoffnung für Geflüchtete

23 November 2020
Die aus Eritrea geflüchtete Tsega mit ihrem Sohn Essey kurz vor dem Evakuierungsflug aus Libyen. ©UNHCR/Caroline Gluck

Die Erleichterung ist nicht zu übersehen, als die eritreische Asylsuchende Tsega zusammen mit ihrem sechsjährigen Sohn Essey auf den Evakuierungsflug aus Libyen Richtung Ruanda wartet.

Tsega hat in den letzten dreieinhalb Jahren ein schreckliches Martyrium durchlitten: Sie wurde von Schleppern gefangen genommen, von ihrem Mann getrennt und dann in der Hauptstadt Tripolis zwei Jahre lang in einem Gefängnis eingesperrt.

Vor einer Woche wurden Tsega, 28, und ihr Sohn endlich aus der Haft entlassen. Nun gehören sie zu einer Gruppe von 79 Asylsuchenden, die mit Hilfe von UNHCR nach Ruanda geflogen wurden. Solche Evakuierungsflüge über den Emergency Transit Mechanism (ETM) in Ruanda waren aufgrund von COVID-19-bezogenen Grenzschließungen und Bewegungseinschränkungen fast ein Jahr lang ausgesetzt.

Erst im UNHCR-Registrierungszentrum Serraj in Tripolis, wo vor dem Einsteigen in die Busse zum Flughafen Unterlagen, Taschen und Snacks ausgehändigt wurden, kann Tsega wirklich glauben, dass der Schrecken der letzten Jahre endlich hinter ihnen lag.

„Gott sei Dank ist das, was in der Vergangenheit geschehen ist, vorbei. Die Dinge waren sehr schwierig, ich stand vor vielen Problemen, und ich bin sehr glücklich, dass ich es so weit geschafft habe, nachdem ich all das durchgemacht habe“, sagte Tsega.

„Das Leben in Libyen ist sehr hart, und es ist für Menschen wie uns nicht leicht zu überleben.“

Nachdem sie voneinander getrennt wurden, gelang es ihrem Mann, den Schleppern zu entkommen, und über das Mittelmeer nach Europa bis nach Belgien zu kommen. Tsega hofft nichts mehr, als eines Tages wieder als Familie vereint zu sein.

„Ich wünsche mir, dass ich in Zukunft wieder bei meinem Mann sein werde und mit ihm ein ruhiges Leben führen kann, ein besseres Leben für unseren Sohn und eine bessere Zukunft für uns alle“, sagte Tsega. „Ich wünsche mir, dass Regierungen auf der ganzen Welt den Menschen helfen können, die hier leiden. Das Leben in Libyen ist sehr schwierig, wir werden gekidnappt, sie verkaufen uns und andere kaufen uns. Wir fühlen uns niemals sicher, weil wir nicht wissen, was uns jederzeit bevorstehen könnte, solange wir hier sind.“

Eine Gruppe von Geflüchteten auf ihrem Weg zum Flughafen von Tripolis, Libyen. ©UNHCR/Mohamed Alalem

Zu der Gruppe der Evakuierten, die am Donnerstag Libyen verließ, gehörten Männer, Frauen und Kinder aus Eritrea, Sudan und Somalia. Viele von ihnen waren zuvor inhaftiert, einige - wie Tsega – bereits seit mehreren Jahren.

Nach ihrer Ankunft in Ruanda wurden sie in die Transiteinrichtung in Gashora gebracht, etwa 60 Kilometer südlich der Hauptstadt Kigali. UNHCR versorgt die Gruppe dort mit Unterkunft, Nahrungsmitteln, Wasser, medizinischer Versorgung, psychosozialer Betreuung und Sprachkursen.

Die Gruppe wird dortbleiben, während nach langfristigen Lösungen für sie gesucht wird, wie etwa Resettlement, freiwillige Rückkehr in frühere Asylländer oder sichere Herkunftsländer oder die Integration in lokale ruandische Gemeinschaften.

Obwohl UNHCR die Wiederaufnahme lebensrettender Evakuierungsflüge für die in Libyen eingeschlossenen Menschen begrüßt, ist die Zahl der verfügbaren Aufnahmeplätze nach wie vor unzureichend.

UNHCR fordert mehr Länder auf, sich an den Programmen zu beteiligen und mehr Aufnahmeplätze für die am stärksten gefährdeten Asylsuchenden anzubieten.

„Diese Evakuierungsflüge sind eine lebenswichtige Rettungsleine für Flüchtlinge und Asylsuchende, die in Libyen festsitzen“, sagte UNHCR-Sprecher Babar Baloch. „Da es keine legalen Aufnahmemöglichkeiten gibt, begeben sich verzweifelte Menschen weiterhin auf gefährliche Seereisen, was zu tragischen Verlusten an Menschenleben führt.“

Ohne verstärkter Aufnahmeprogramme könnten mehr der 45.200 Flüchtlinge und Asylsuchenden, die derzeit bei UNHCR in Libyen registriert sind, gefährliche Seereisen riskieren, bei denen im November allein binnen einer Woche 114 Flüchtlinge und Migranten ertranken oder als vermisst gelten.

Der aus Somalia geflüchtete Fawaz zusammen mit seiner Frau und seinem Sohn kurz vor dem Evakuierungsflug. ©UNHCR/Mohamed Alalem

„Wir haben viel gelitten. Wir wurden geschlagen und gefoltert. Sie entführen dich und verkaufen dich.“

Ein weiterer Teilnehmer des Evakuierungsflugs am Donnerstag war der 21-jährige somalische Asylsuchende Fawaz, der im Alter von nur elf Jahren in Libyen ankam. Er entkam Schleppern, die ihn gegen Lösegeld festhielten. Später versuchte er erfolglos, auf dem Seeweg nach Europa zu gelangen, danach wurde er in Tripolis inhaftiert, bis das Gefängnis im vergangenen Jahr während des Tripolis-Konflikts beschossen wurde.

Während seiner gescheiterten Überfahrt lernte Fawaz seine Frau Farah kennen und das Paar hat nun einen vier Monate alten Sohn. Er sagte, er hoffe, dass ihre Evakuierung eine Wende im Schicksal bedeutet und dass ihr Sohn Adnan die Chancen bekäme, die er selbst nie hatte.

„In den vergangenen zehn Jahren haben wir gelitten, aber nach dem Leiden kommt nun hoffentlich die Befreiung“, sagte Fawaz. „Wir wurden geschlagen und gefoltert. Sie entführen dich, bringen dich an einen Ort, dann an einen anderen, und verkaufen dich von einem Menschen an einen anderen.“

„Ich hatte keine richtige Ausbildung, aber ich hoffe, dass mein Kind eine bessere Zukunft haben wird und zur Schule gehen kann.“