"Ich weiß nicht, ob es noch Menschen mit Hoffnung gibt"
"Ich weiß nicht, ob es noch Menschen mit Hoffnung gibt"
Südsudan ist einer der jüngsten Staaten der Erde. Nicht nur, dass das große Land erst vor sieben Jahren unabhängig wurde. Auch die Hälfte der knapp 13 Millionen Einwohner ist jünger als 18. Ein Land im Aufbruch?
„Es ist ein zerstörtes Land“, sagt Arnauld Akodjenou. Der 67-Jährige ist der Flüchtlingskoordinator für den Südsudan und sein Bericht klingt deprimierend: „Die staatliche Ordnung liegt völlig am Boden, die Institutionen arbeiten nicht mehr. Mehrere Dutzend Milizen streifen durch das Land und wegen einer Nichtigkeit können sofort schwere Kämpfe ausbrechen. Ein ruhiger Ort wird dann plötzlich zum Schlachtfeld.“ Die Opfer: „Es sind die Zivilisten. Ein Drittel der Bevölkerung ist auf der Flucht. Ein Drittel!“
Etwa zwei Millionen Sudanesen sind im eigenen Land auf der Flucht. Zweieinhalb Millionen haben in den Nachbarländern Schutz gesucht: Allein 400 000 sind in Äthiopien und gut 800 000 im Sudan. Und mehr als eine Million in Uganda.
„85 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder“, sagt Akodjenou. „ Es fehlt an Nahrung, Obdach, Wasser, sanitären Anlagen und an Bildung. Mit einem Wort: Alles! Es fehlt an allem.“
https://twitter.com/AAAkodjenou/status/1006844211562414080
Doch wer große Flüchtlingscamps in Uganda oder Äthiopien erwartet, irrt. „Die meisten Menschen leben Seite an Seite mit den Einheimischen. Es ist großartig, wie sehr diese Menschen trotz der eigenen Armut andere aufnehmen. Das beeindruckt mich immer wieder.“ Aber die Helfer brauchen selbst dringend Hilfe. „Wir hoffen auf die reichen Länder dieser Erde. Auch Deutschland kann viel bewirken.“
Bis zum Jahresende könnten zu den 2,5 Millionen Flüchtlingen noch einmal 600 000 dazukommen. Das ist die Schätzung - oder sollten wir sagen: Befürchtung? – des UNHCR. Die Menschen im Südsudan würden sich einfach nur noch nach Frieden sehnen. „Ich weiß nicht, ob es noch Menschen mit Hoffnung gibt.“
Aber einer von ihnen ist Akodjenou selbst. „Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen hat den Kriegsparteien jetzt ein Ultimatum gestellt.“ Wenn es keinen Waffenstillstand gibt, drohen Sanktionen. „Das ist gut, denn der Frieden muss von innen kommen“, sagt der 67-Jährige. „Ich sage deshalb zu allen kämpfenden Parteien: Setzt Euch hin, gebt Euer bestes, findet eine Lösung – und dann bringt Eurem Land endlich Frieden!“
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