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Asylantragszahlen in Industrieländern auf höchstem Stand seit 22 Jahren

Pressemitteilungen

Asylantragszahlen in Industrieländern auf höchstem Stand seit 22 Jahren

26 März 2015

GENF, Schweiz – Im letzten Jahr wurde die höchste Zahl von Asylanträgen in Industriestaaten seit 22 Jahren verzeichnet. Die Gründe dafür: die Kriege in Syrien und dem Irak sowie andere bewaffnete Konflikte, Menschenrechtsverletzungen sowie sich verschlechternde Sicherheits- und humanitäre Bedingungen in einer Vielzahl von Staaten. Das ist das Ergebnis des UNHCR-Berichts Asylum Trends 2014, der heute, Donnerstag, veröffentlicht wurde.

Insgesamt wurden im letzten Jahr geschätzte 866.000 Erstasylanträge gestellt. Die bedeutet eine Steigerung von 45 Prozent gegenüber 2013, als 596.000 Anträge gezählt wurden. Die Zahl für 2014 ist damit die höchste seit 1992, als der Konflikt in Bosnien und Herzegowina ausbrach.

UN-Flüchtlingshochkommissar António Guterres stellte die neuen Zahlen in einen historischen Kontext: „In der 1990er Jahren mussten wegen der Balkan-Kriege Hunderttausende von Menschen ihre Heimat verlassen. Viele von ihnen fanden Zuflucht in den westlichen Industriestaaten. Heute, mit dem Anstieg bewaffneter Konflikte überall auf der Welt, stehen wir vor ähnlichen Herausforderungen, vor allem mit Blick auf die dramatische Situation in Syrien. Unsere Antwort muss ebenso generös wie damals ausfallen. Es geht darum, für jene, die vor diesen schrecklichen Konflikten fliehen, den Zugang zum Asyl zu gewährleisten, Aufnahmeplätze im Rahmen von Resettlement-Programmen bereitzustellen und andere Schutzformen anzubieten.“

Die weitaus meisten Asylwerber stammten im letzten Jahr aus Syrien. Sie stellten 150.000 Asylanträge, damit im Schnitt jeden fünften Antrag, der in den Industriestaaten registriert wurde. Weitere Hauptherkunftsländer waren Irak (68.700 Asylanträge, fast eine Verdoppelung zum Vorjahr) und Afghanistan (68.000 Anträge). Es folgten Serbien und Kosovo sowie Eritrea.

In Deutschland wurden im letzten Jahr die meisten Asylwerber weltweit registriert. Insgesamt wurden 173.000 Asylerstanträge gestellt, ein Viertel davon von Syrern. In den USA wurden geschätzte 121.000 Asylanträge gestellt. Mexiko und andere lateinamerikanische Staaten stehen dort an der Spitze der Hauptherkunftsländer. In der Türkei (wo Ende 2014 insgesamt über 1,5 Millionen syrische Flüchtlinge registriert waren), wurden 87.800 neue Asylanträge gestellt, zumeist von Irakern.  Es folgt Schweden mit 75.100 Asylanträgen, zumeist von Syrern und Eritreern. Italien zählte mit 63.700 Asylanträgen den höchsten jemals registrierten Stand. Die Asylwerber in Italien stammten zumeist aus Mali, Nigeria und Gambia.

Russland ist in diesem Bericht aus methodischen Gründen nicht aufgeführt, verzeichnete 2014 aber rund 265.400 Ansuchen auf kurzzeitiges Asyl und 5.800 Anträge auf einen Flüchtlingsstatus. Gleichzeitig stieg die Zahl der ukrainischen Staatsbürger, die in einem der 44 Industriestaaten Asylanträge stellten von 1.400 im Jahr 2013 auf 15.700 im vergangenen Jahr.

Die angestiegene Gesamtzahl der Asylanträge verteilt sich ungleichmäßig auf die in dem Bericht aufgeführten Länder. So wurden in den fünf Staaten mit den meisten Anträgen (Deutschland, Vereinigte Staaten, Türkei, Schweden und Italien) 60 Prozent der Asylgesuche gestellt.

Berücksichtigt man die Bevölkerungszahlen, zeigt der Bericht weitere Ungleichgewichte. Im Verhältnis zur seiner Einwohnerzahl ist Schweden das Land mit den meisten Asylsuchenden (im Durchschnitt 24,4 pro 1.000 Einwohner während der letzten fünf Jahre), gefolgt von Malta, Luxemburg, der Schweiz und Montenegro.

Während die meisten Industriestaaten mehr Asylanträge registrierten, gingen die Zahlen in einigen Ländern, wie beispielsweise in Australien, zurück. Waren es 2013 noch 11.700 Asylanträge, wurde 2014 ein Rückgang um 24 Prozent, auf 9.000 verzeichnet.

Der Bericht Asylum Trends 2014 basiert auf den Daten, die UNHCR von 44 Regierungen in Europa, Nordamerika und Teilen Asiens erhalten hat. Die Zahlen der Asylsuchenden in den industrialisierten Staaten, die durch diesen Bericht erfasst wurden, sind nur ein Teilaspekt der globalen Fluchtbewegungen. Ende des Jahres 2013 waren 51,2 Millionen Menschen aufgrund von Krieg, Gewalt, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen auf der Flucht. Davon waren 16,7 Millionen Menschen Flüchtlinge und 33,3 Millionen innerhalb ihres Landes vertrieben. 1,2 Millionen Menschen waren Asylsuchende.

In seinem im Juni 2015 erscheinenden Jahresbericht Global Trends 2014 veröffentlicht UNHCR Zahlen zu weltweiter Flucht und Vertreibung.