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Humanitäre Krise im Sudan: IOM, UNHCR, UNICEF und WFP rufen zu sofortigem Handeln auf

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Humanitäre Krise im Sudan: IOM, UNHCR, UNICEF und WFP rufen zu sofortigem Handeln auf

Gemeinsame Pressemitteilung
24. Oktober 2025
Sudan. East and Horn of Africa & Great Lakes Regional Bureau Director Mission July 2025

Vier Organisationen der Vereinten Nationen fordern dringend mehr internationale Aufmerksamkeit für die sich verschärfende Krise im Sudan. Nach über 900 Tagen brutaler Kämpfe, weitverbreiteter Menschenrechtsverletzungen, Hungersnot und dem Zusammenbruch lebenswichtiger Dienste kämpfen Millionen Menschen, insbesondere Frauen und Kinder, ums Überleben.

Bei jüngsten Besuchen im Sudan haben leitende Vertreterinnen und Vertreter von der Internationalen Organisation für Migration (IOM), dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, dem UN-Kinderhilfswerk UNICEF und des Welternährungsprogramms (WFP) das Ausmaß der Zerstörung und der Not erlebt. Sie waren in Darfur, Khartum und weiteren von Konflikten betroffenen Gebieten.

Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen

Im Sudan spielt sich derzeit eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit ab. Mehr als 30 Millionen Menschen sind auf Unterstützung angewiesen, darunter über 9,6 Millionen Binnenvertriebene und fast 15 Millionen Kinder. Etwa 2,6 Millionen Menschen sind in Gebiete zurückgekehrt, in denen die Kämpfe nachgelassen haben. Viele finden jedoch zerstörte Häuser und Infrastruktur wieder. Seit Anfang 2025 sind über eine Million Menschen allein nach Khartum zurückgekehrt.

Durch den Konflikt gibt es kaum Zugang zu Gesundheitsversorgung und Schulen. Von 17 Millionen schulpflichtigen Kindern gehen 14 Millionen nicht mehr zur Schule. Ganze Gemeinschaften wurden vertrieben, Familien fliehen um ihr Leben und sind dabei schweren Menschenrechtsverletzungen und erheblichen Gefahren für ihre Sicherheit ausgesetzt. Bereits im vergangenen Jahr wurde in Teilen des Landes eine Hungersnot festgestellt. Die Ernährungslage bleibt katastrophal, insbesondere für Kinder. Tausende Menschen sind ohne sofortige Hilfe in Lebensgefahr.

Rückkehr in zerstörte Häuser

„Das Ausmaß der Rückkehr nach Khartum ist zugleich ein Zeichen von Widerstandskraft und eine Warnung“, sagte Ugochi Daniels, stellvertretende Generaldirektorin von IOM, nach ihrem Besuch im Sudan. „Ich habe Menschen getroffen, die in diese vom Konflikt gezeichnete Stadt zurückkehren. Sie finden ihre Häuser zerstört wieder – und auch sonst mangelt es an den grundlegendsten Dingen. Ihr Wille, neu zu beginnen, ist beeindruckend – doch die Situation bleibt sehr fragil.“

Krankheiten wie Cholera, Dengue und Malaria breiten sich weiter aus. Sauberes Wasser, Gesundheitsversorgung und andere öffentliche Leistungen müssen dringend wiederhergestellt werden, damit sich die Menschen ihr Leben wieder aufbauen können.

Zugang für Hilfe weiterhin stark eingeschränkt

Der Zugang zu den am stärksten betroffenen Gebieten bleibt eingeschränkt. Bürokratische Hürden und logistische Probleme erschweren es, dass lebensrettende Hilfe dort geleistet werden kann, wo sie am dringendsten gebraucht wird. Schnellere und einfachere Abläufe sind dringend erforderlich. Angriffe auf Zivilpersonen sind weit verbreitet. Frauen und Mädchen sind weiterhin einem hohen Risiko konfliktbedingter sexualisierter Gewalt ausgesetzt.

In Khartum wächst zudem die Ablehnung gegenüber Ausländerinnen und Ausländern. Das erschwert die Lage von fast 900.000 Flüchtlingen, die schon seit Langem im Sudan leben.

„Dies ist eine der schwersten Schutzkrisen der vergangenen Jahrzehnte“, sagte Kelly T. Clements, stellvertretende Hochkommissarin von UNHCR. „Millionen Menschen sind innerhalb und außerhalb des Landes vertrieben. Ich habe Familien getroffen, die aus Al Fasher fliehen mussten und Schreckliches erlebt haben. Unterstützung wird überall dringend benötigt.“

Wachsende Not in Darfur und Kordofan

In Darfur und den Kordofan-Staaten verschärft sich die Lage weiter. Viele Gemeinden sind isoliert, die öffentliche Versorgung zusammengebrochen. In der Stadt Al Fasher sind seit über 16 Monaten mehr als 260.000 Zivilpersonen, darunter 130.000 Kinder, eingeschlossen. Ihnen fehlt es an Nahrung, Wasser und medizinischer Versorgung. Tausende Kinder mit akuter Mangelernährung erhalten keine Behandlung und schweben in Lebensgefahr. Berichte über Tötungen, sexualisierte Gewalt und Zwangsrekrutierungen häufen sich.

In Städten wie Dilling und Kadugli sind Wasser- und Gesundheitssysteme zusammengebrochen, Cholera und Masern breiten sich ungehindert aus.

„Was ich in Darfur und anderen Regionen gesehen habe, ist ein eindringlicher Weckruf“, sagte Ted Chaiban, stellvertretender Exekutivdirektor von UNICEF. „Kinder hungern, sind krank und Gewalt ausgesetzt. Familien zeigen enorme Stärke – sie müssen durch sofortiges globales Handeln unterstützt werden.“

Finanzierungslücken gefährden Hilfseinsätze

Das Budget, das 2025 für die humanitäre Hilfe im Sudan gebraucht wird, beläuft sich auf 4,2 Milliarden US-Dollar, ist aber derzeit nur zu 25 Prozent finanziert. Das gefährdet lebenswichtige Hilfsmaßnahmen.

Trotz großer Herausforderungen konnten humanitäre Organisationen in diesem Jahr über 13,5 Millionen Menschen erreichen. Ohne zusätzliche Mittel drohen Einschnitte, die Millionen Menschen gefährden würden.

„Ich habe eine vom Krieg zerstörte Stadt gesehen. Aber ich habe auch Hoffnung gesehen“, sagte Valerie Guarnieri, stellvertretende Exekutivdirektorin des Welternährungsprogramms. „Gemeinsam mit lokalen Organisationen unterstützen wir Vertriebene, Einwohner*innen und Rückkehrende beim Wiederaufbau.“

Gemeinsamer Appell

Die vier Organisationen rufen gemeinsam auf zu:

  • Sofortiger Beendigung der Kampfhandlungen und Schutz der Zivilbevölkerung, insbesondere der Kinder.

  • Ungehindertem humanitären Zugang zu allen betroffenen Gebieten und einer UN-Präsenz im ganzen Land.

  • Vereinfachten Verfahren für Hilfslieferungen und die Bewegung von Personal.

  • Dringender, flexibler Finanzierung, um lebensrettende Maßnahmen auszuweiten.

  • Unterstützung nachhaltiger Lösungen für Vertriebene, Rückkehrende und aufnehmende Gemeinschaften.

  • Fortgesetztem Schutz und Unterstützung für Binnenvertriebene sowie die rund 900.000 Flüchtlinge im Sudan, die internationale Hilfe benötigen.

IOM, UNHCR, UNICEF und WFP bekräftigen ihr gemeinsames Engagement, lebensrettende Hilfe und Schutz für Kinder und Familien im Sudan zu leisten.