Belastungsgrenze erreicht: Hilfe für südsudanesische Flüchtlinge in Uganda dringend benötigt
Belastungsgrenze erreicht: Hilfe für südsudanesische Flüchtlinge in Uganda dringend benötigt
KAMPALA, Uganda & GENF, Schweiz - Die ugandische Regierung und UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi haben in einem gemeinsamen Aufruf an die internationale Gemeinschaft eine umfassende Unterstützung für die südsudanesischen Flüchtlinge gefordert, die vor dem Konflikt in ihrem Heimatland fliehen und täglich zu Tausenden Schutz in Uganda suchen.
Uganda beherbergt derzeit mehr als 800.000 Flüchtlinge aus dem Südsudan. 572.000 Menschen haben allein seit dem 8. Juli 2016 Schutz in Uganda gesucht, davon 172.000 allein in diesem Jahr. Im März kamen täglich rund 2.800 schutzsuchende Menschen in Uganda an. Bleibt es bei diesen Zahlen, könnte bis Mitte des Jahres die Million-Marke überschritten werden.
„Uganda hält seine Grenzen weiter offen“, sagte der ugandische Premierminister Ruhakana Rugunda. „Aber die beispiellos hohen Ankunftszahlen stellen eine enorme Belastung öffentlichen Dienstleistungen und unsere lokale Infrastruktur dar. Wir werden unsere Nachbarn in Not weiterhin willkommen heißen aber wir brauchen dringend die Unterstützung der internationalen Gemeinschaft, weil die Situation zunehmend kritisch wird.“
„Wir haben die Belastungsgrenze erreicht. Uganda kann Afrikas größte Flüchtlingskrise nicht alleine bewältigen“, sagte UN-Flüchtlingskommissar Fillippo Grandi. „Es fehlt an internationaler Aufmerksamkeit für das Leiden der besonders schutzbedürftigen Menschen in der Welt, die dringend unsere Hilfe benötigen.“
Durch die chronische Unterfinanzierung drohen die lebensrettenden Maßnahmen erheblich beeinträchtigt zu werden. Die Transit- und Aufnahmeeinrichtungen sind überlastet. Das Land steht vor einer großen Herausforderung den Schutzsuchenden ausreichend Nahrungsmittel, sauberes Wasser, Gesundheits- und Bildungsleistungen bereitzustellen. Schwere Regenfälle haben die Situation vor Ort zusätzlich erschwert. UNHCR benötigt dringend mehr als 250 Millionen US-Dollar, um den südsudanesischen Flüchtlingen in Uganda angemessen Hilfe leisten zu können.
Uganda ist eines der fortschrittlichsten Modelle im Umgang mit Flüchtlingen auf dem gesamten afrikanischen Kontinent. Anerkannten Flüchtlingen werden kleine Grundstücke zugewiesen, die in der lokalen Aufnahmegemeinde integriert sind. Ein wegweisendes Konzept, das den sozialen Zusammenhalt fördert und ermöglicht, dass Flüchtlinge und die Aufnahmegemeinschaft friedlich zusammenleben. In der Mitte und im Südwesten des Landes werden die Landparzellen von der Regierung zur Verfügung gestellt. Im Norden Ugandas, der den größten Anteil südsudanesischer Flüchtlinge beherbergt, wird das Land von der lokalen Bevölkerung bereitgestellt – eine beispiellose Demonstration von Großzügigkeit der Aufnahmegemeinschaft gegenüber den Menschen, die vor Konflikt und Verfolgung fliehen.
Aus diesem Grund wurde Uganda für die Teilnahme an einer Pilotumsetzung eines umfassenden Rahmenplans für Flüchtlingshilfemaßnahmen (CRRF) ausgewählt, der sowohl humanitäre als auch entwicklungspolitische Hilfsmaßnahmen verknüpft, die den Flüchtlingen und den Aufnahmestaaten und –gemeinschaften zugutekommen. Der CRRF ist Teil der New Yorker Erklärung, die im September 2016 von der UN-Vollversammlung verabschiedet wurde und neben Uganda auch in anderen Ländern mit großen Flüchtlingssituationen erarbeitet und umgesetzt wird. Angesichts der enormen Unterfinanzierung der am schnellsten wachsenden Flüchtlingssituation in der Welt, wird die Möglichkeit Ugandas ein solches Modell zu realisieren jedoch in Frage gestellt – und somit auch die Zukunft des neuen umfassenden Rahmenplans für Flüchtlingshilfemaßnahmen.