Burkina Faso: In 12 Monaten wurden mehr als 700.000 Menschen vertrieben
Burkina Faso: In 12 Monaten wurden mehr als 700.000 Menschen vertrieben
Die Häufigkeit der Angriffe auf ZivilistInnen nimmt zu und stellt UNHCR und seine Partnerorganisationen vor grosse Herausforderungen, wenn es darum geht, auf die Bedürfnisse der Binnenvertriebenen und Flüchtlinge in der gesamten Sahelzone zu reagieren.
In Burkina Faso haben die jüngsten Angriffe von militanten Gruppen auf Zivilist*innen und lokale Behörden seit dem 1. Januar täglich mehr als 4.000 Menschen gezwungen, aus ihren Häusern zu fliehen und nach Schutz zu suchen. Bisher wurden bereits 765.000 Menschen vertrieben - mehr als 700.000 in den letzten 12 Monaten. Dies ist eine 16-fache Steigerung gegenüber dem Januar 2019. Allein in den letzten drei Wochen sind schätzungsweise 150.000 Menschen geflohen.
Menschen, die vor der Gewalt fliehen, berichten von Angriffen militanter Gruppen auf ihre Dörfer, bei denen Häuser geplündert und Menschen vergewaltigt und getötet werden. Aus Angst vor diesen Angriffen haben die BewohnerInnen alles zurückgelassen, um Schutz zu finden.
Über 4.400 Flüchtlinge aus Niger, die vor den jüngsten Angriffen in den Regionen Tillaberi und Tahoua (darunter Anfang Januar in der Stadt Chinagodar) flüchten mussten, sind in Mali angekommen. In den malischen Städten Andéramboukane und Ménaka haben Flüchtlinge Sicherheit gefunden. Sie haben sich weiteren 7.700 vertriebenen MalierInnen in derselben Region angeschlossen. Immer mehr Menschen überqueren die Grenze zwischen Niger und Mali.
In Niger flohen über 11.000 Menschen aus unsicheren Grenzgebieten und fanden Zuflucht in mehreren Städten weiter südlich, wo ihnen Hilfe und Unterstützung zuteilwird. In den Regionen Tillaberi und Tahoua leben derzeit 58.000 Flüchtlinge aus Mali und 82.000 Binnenvertriebene.
Weiter nördlich, in Mali, hat die Bevölkerung nach dem jüngsten Angriff auf das Dorf Ogossagou am 14. Februar, bei dem 30 Menschen getötet wurden, Angst und ist auf der Suche nach einem sichereren Ort. Eine Mission der UNHCR-Partnerorganisationen hat ihre unmittelbarsten Bedürfnisse festgestellt. Vor dem Angriff hatten bereits Menschen aus Nachbardörfern in Ogossagou Schutz gefunden, obwohl das Dorf im März letzten Jahres angegriffen und 160 seiner EinwohnerInnen massakriert worden waren.
In den letzten zehn Tagen sind 1.000 malische Flüchtlinge, ebenfalls aus Malis zentraler Region Segou und Niono, geflohen und nach Mauretanien gekommen. Dies ist ein deutlicher Anstieg gegenüber dem wöchentlichen Durchschnitt von fünfzig Flüchtlingen, die normalerweise aus Nordmali kommen.
Überall in der Region brauchen Überlebende von Angriffen, Binnenvertriebene und Flüchtlinge Sicherheit, Unterkunft, Nahrung und Wasser. Kleidung und andere grundlegende Dinge, einschliesslich Sanitärprodukte für Frauen und Mädchen, werden ebenfalls dringend benötigt. Der Zugang zu sanitären Einrichtungen und medizinischer Versorgung, vor allem psychosozialer Unterstützung für diejenigen, die geflohen sind oder Gräueltaten erlebt haben, sind ebenfalls vorrangig. Die Massnahmen richten sich auch an die Aufnahmegemeinschaften, da sie oft die ErsthelferInnen sind, obwohl sie selbst unter grosser Armut leiden.
UNHCR ist alarmiert über den dramatischen Anstieg der Vertreibung in der Sahelzone und wiederholt seine Forderung nach Schutz der Zivilbevölkerung und der vor Gewalt flüchtenden Personen. Humanitäre HelferInnen brauchen einen sicheren Zugang, um Hilfe zu leisten. Wir haben bereits unsere Reaktion auf die Krise verstärkt und bieten Schutz und Notversorgung für Flüchtlinge und jene Gemeinschaften, in denen sie untergebracht sind. Ein zusätzlicher Schwerpunkt liegt auf Unterkunft, Bildung und sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt.