Dringende Massnahmen zur Minderung von Klimaauswirkungen auf Vertriebene nötig
Dringende Massnahmen zur Minderung von Klimaauswirkungen auf Vertriebene nötig
UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, sieht einen eindeutigen Zusammenhang zwischen klimabedingten Krisen und Vertreibung. Es forderte die Staats- und Regierungschefs auf, den Worten Taten folgen zu lassen. Die Unterstützung für Menschen, die zur Flucht gezwungen sind sowie für ihre Aufnahmegesellschaften müsse dringend verstärkt werden, um Verluste und Schäden in den am stärksten gefährdeten Regionen abzuwenden und zu mindern.
Während bei der UN-Klimakonferenz (COP 26) die letzte Woche anbricht, die sich auf die Anpassung an den Klimawandel konzentriert, forderte UNHCR mehr Unterstützung für Länder und Gemeinschaften, die am stärksten von der Klimakatastrophe betroffen sind, aber am wenigsten Beistand erhalten. Der Schwerpunkt muss auf Anpassungsprojekte direkt für die Menschen in ihren Gemeinden und Städten gelegt werden, um Millionen Menschen zu helfen, die mit den katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels zu kämpfen haben und von denen viele - oft mehrfach - vertrieben worden sind.
„Die meisten Menschen, die wir unterstützen, kommen aus Ländern, die an vorderster Front von der Klimakatastrophe betroffen sind, oder sie werden in Staaten aufgenommen, die ebenfalls davon betroffen sind", sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Sie sind klimabedingten Katastrophen wie Überschwemmungen, Dürren und Wüstenbildung ausgesetzt. Diese zerstören Lebensgrundlagen, schüren Konflikte und zwingen Menschen, ihre Wohnorte zu verlassen. Wir brauchen dringend neue Denkansätze, Innovationen, Finanzmittel von den Wohlhabendsten und politischen Willen, um die Situation zunächst einzudämmen – und darüber hinaus zu verbessern."
In Glasgow weist der UNHCR-Sonderberater für Klimamassnahmen, Andrew Harper, auf die Auswirkungen des Klimawandels für Vertriebene hin. Neunzig Prozent der Flüchtlinge unter UNHCRs Mandat und siebzig Prozent der Binnenvertriebenen kommen aus gefährdeten Ländern, die am wenigsten gewappnet sind, sich klimatischen Veränderugen anzupassen. Millionen Menschen werden jedes Jahr durch Katastrophen aus ihrem Zuhause vertrieben. Herr Harper wird aufzeigen, wie der Klimawandel in vielen Regionen bereits jetzt den Schutzbedarf Vertriebener verstärkt. In Afghanistan haben steigende Temperaturen und Dürreperioden die Auswirkungen des 40-jährigen Krieges verschärft und die Nahrungsmittelknappheit in einem Land mit über 3,5 Millionen Binnenvertriebenen verschlimmert. In Mosambik haben Aufstände 730.000 Menschen zur Flucht gezwungen, während das Land von Wirbelstürmen heimgesucht wird.
In der Sahelzone steigen die Temperaturen 1,5 Mal schneller als im Rest der Welt. Die klimabedingten Auswirkungen verschärfen den Wettbewerb um Ressourcen in Gebieten, in denen bewaffnete Gruppen bereits eine schwache Regierungsführung, Armut und ethnische Spannungen ausnutzen. Zur Unterstützung der „Integrated Strategy“ der Vereinten Nationen für die Sahelzone hat UNHCR im Rahmen eines organisationsübergreifenden Projekts Expert*innen für vorauschauende Analysen zusammengebracht. Diese sollen beurteilen, wie der Klimawandel in Risikobewertungen reflektiert werden kann und Bemühungen in den Bereichen der Entwicklungszusammenarbeit, der humanitären Hilfe und der Friedenskonsolidierung unterstützen.
UNHCR ist in 130 Ländern tätig, um Schutz und Hilfe zu bieten und Vertriebene und ihre Aufnahmegemeinschaften dabei zu unterstützen, sich an Klimaveränderungen anzupassen sowie Lösungen zu finden. „Wir arbeiten in vielen Gebieten, die bereits die verheerenden Auswirkungen des Temperaturanstiegs um 1,5 Grad zu spüren bekommen", sagte Harper. „Wir können nicht auf weitere COPs und weitere unerfüllte Verpflichtungen warten. Vertriebene und ihre Aufnahmeländer brauchen jetzt Hilfe, um sich gegen die drohende Zunahme extremer Wetterereignisse zu wappnen.“
Grandi fügte hinzu: „Gewaltsame Vertreibung gehört zu den verheerendsten menschlichen Folgen des Klimawandels und zeigt die tiefen Ungleichheiten in unserer Welt. Die Zusammenarbeit mit denjenigen, die bereits unter den Auswirkungen des Klimawandels leiden, insbesondere mit denjenigen, die aus ihrer Heimat vertrieben wurden, ist entscheidend für erfolgreiche Lösungen. Aber sie brauchen internationale Unterstützung, und zwar jetzt."