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Flüchtling kämpft im Iran als Krankenpfleger gegen das Coronavirus

Medienmitteilungen

Flüchtling kämpft im Iran als Krankenpfleger gegen das Coronavirus

7 April 2020 Auch verfügbar auf:
Moheyman, ein irakischer Flüchtling, arbeitet als Krankenpfleger im Taleghani-Krankenhaus in Abadan, Iran. ©UNHCR/Hassam Dezfouli

Moheyman Alkhatavi, 24, verwendet einen langen, mit einer Baumwollspitze versehenen Tupfer, um Zellproben aus der Nase eines gebrechlichen, älteren Mannes zu entnehmen. „Wenn ich den COVID-19-Test durchführe, bete ich und hoffe, dass er negativ zurückkommt“, sagte er zu Beginn einer 12-Stunden-Nachtschicht.

„Das Schwierigste an meiner Arbeit ist es, die Familien darüber zu informieren, dass ihre Angehörigen es vielleicht nicht bis zum Ende der Woche schaffen werden.“

Moheyman ist ein irakischer Flüchtling, der als Krankenpfleger auf der stationären Abteilung des Taleghani-Krankenhauses in Abadan, einer Stadt in Chuzestan, der südwestlichsten Provinz der Islamischen Republik Iran, arbeitet.

Seit in der zweiten Februarhälfte der erste bestätigte Fall von Coronavirus im Iran gemeldet wurde, hat sich die Infektion mit rasender Geschwindigkeit auf alle 31 Provinzen des Landes ausgebreitet. Die Zahl der Infizierten ist Woche für Woche stark angestiegen, und der Vorrat an Medikamenten und die Verfügbarkeit von medizinischer Ausrüstung ist begrenzt.

„Wir haben alle Angst …“ 

Moheyman gehört zu einem Team engagierter Krankenpfleger, die unermüdlich im Rotationsverfahren arbeiten, um jede Woche etwa 50 neue Patienten zu überwachen, die in die Quarantänestation des Krankenhauses aufgenommen werden, während sie auf ihre Testergebnisse warten. Er überprüft ständig die Atmung und andere Symptome seiner Patienten und tut sein Bestes, um die Medikamente zu bekommen, die sie gegen die Schmerzen benötigen.

Der Schwerpunkt des diesjährigen Weltgesundheitstages am 7. April liegt auf der wichtigen Rolle von medizinischem Personal wie Moheyman, das sich nun an der Spitze des weltweiten Kampfes zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus befinden.

„Wir haben alle Angst, aber ich ziehe es vor, zu hoffen. Jeden Tag beginne ich meine Schicht in der Hoffnung, dass alle erforderlichen persönlichen Schutzausrüstungen zur Verfügung stehen, aber ich stelle meine Patienten an die erste Stelle“, sagte er. „Wir hatten zwei Patienten, die positiv getestet wurden, aber wieder gesund wurden. Dies ist ein kleiner Hoffnunsgschimmer in einer ansonsten sehr stressigen Zeit.“

Auf einer Isolierstation kümmert sich Moheyman um Patienten, die im Verdacht stehen, sich mit COVID-19 infiziert zu haben. ©UNHCR

Es leben fast eine Million Flüchtlinge im Iran, hauptsächlich aus Afghanistan und auch aus dem Irak. Seit dem Ausbruch der Pandemie hat die iranische Regierung alle Anstrengungen unternommen, um sicherzustellen, dass alle Flüchtlinge Zugang zu denselben Gesundheitsdiensten wie die Iraner haben, so dass sie voll in die nationalen Massnahmen gehen COVID-19 einbezogen werden.

Da über 80 Prozent der weltweiten Flüchtlingsbevölkerung in Ländern mit niedrigem bis mittlerem Einkommen leben, von denen viele über schwächere Gesundheitssysteme verfügen, setzt das UN-Flüchtlingshochkommissariat (UNHCR) Prioritäten, um potenzielle Ausbrüche zu verhindern, die die ohnehin schon schwachen lokalen Gesundheitsdienste ausserordentlich belasten würden.

Moheyman wurde in Ahvaz, Iran, geboren, nachdem sein Vater vor etwa vierzig Jahren aus der Stadt Amarah im Südosten der irakischen Provinz Maysan aufgrund der Sicherheitslage dort geflohen war. Nach dem Abitur konnte er im Rahmen des DAFI-Stipendienprogramms des UNHCR, das hauptsächlich von der deutschen Regierung finanziert wird, einen Universitätsabschluss in Krankenpflege erwerben.

„Ich wollte meinen Beitrag leisten …“

Moheyman ist stolz darauf, sowohl den Menschen in der Gastgebergemeinde als auch anderen Flüchtlingen während des öffentlichen Gesundheitsnotstands helfen zu können.

„Ich erinnere mich, dass man mir sagte, dass ich als Flüchtling nicht davon träumen sollte, auf die Universität zu gehen und mich stattdessen darauf konzentrieren sollte, einen leichteren Beruf zu erlernen“, sagt er. „Aber ich wollte etwas im Leben der Menschen verändern.“

Durch mehrere andere Initiativen beteiligen sich Flüchtlinge im ganzen Land ebenfalls am Kampf gegen COVID-19, beispielsweise durch das Nähen von Gesichtsmasken und Krankenhauskitteln.

Zur Unterstützung der iranischen Regierung bei der Behebung kritischer Engpässe im Gesundheitssystem des Landes hat UNHCR Ende März etwa 4,4 Tonnen dringend benötigte medizinische Hilfsgüter, darunter auch Medikamente, aus der Luft geholt, um den Kampf gegen COVID-19 zu unterstützen.

„Da die COVID-19-Pandemie droht, medizinische Einrichtungen im Iran, die bereits durch Wirtschaftssanktionen unter Druck standen, in beispielloser Weise zu belasten, ist es unsere Pflicht, alles in unserer Macht Stehende zu tun, um die Bemühungen der iranischen Regierung zu unterstützen, die keine Kosten scheut, um Iraner und Flüchtlinge gleichermassen zu schützen“, sagte Ivo Freijsen, UNHCR-Chef im Iran.

Darüber hinaus arbeitet UNHCR weiterhin eng mit Behörden, dem Büro für Ausländer- und Einwandererangelegenheiten, dem Ministerium für Gesundheit und medizinische Bildung, anderen UN-Organisationen, einschliesslich der Weltgesundheitsorganisation (WHO), sowie nationalen und internationalen NGO-Partnern zusammen, um das Bewusstsein für wichtige Präventionsmassnahmen bei Flüchtlingen und Aufnahmegemeinschaften zu erhöhen.

Am 26. März forderte UNHCR im Rahmen des umfassenderen UN-Hilfsaufrufs 255 Millionen Dollar, um Massnahmen zu verstärken, die auf die unmittelbaren Bedürfnisse der Flüchtlinge und Aufnahmegemeinschaften im Bereich der öffentlichen Gesundheit abzielen, die durch die weltweite Verbreitung von COVID-19 ausgelöst wurden.

Für die seine Arbeit im Iran benötigt UNHCR 10,76 Millionen US-Dollar für COVID-19-Notfallmassnahmen und für die Unterstützung des nationalen Gesundheitssystems, damit medizinische Fachkräfte wie Moheyman Flüchtlingen und Iranern gleichermassen eine hochwertige Gesundheitsversorgung bieten können.