Griechenland: 400.000 Neuankünfte über das Mittelmeer
Griechenland: 400.000 Neuankünfte über das Mittelmeer
Die Zahl der Neuankünfte in Griechenland wird demnächst die 400.000 Marke erreichen, obwohl zuletzt die schlechten Wetterbedingungen eine Überfahrt von der Türkei über das Mittelmeer deutlich erschwert haben. Damit bleibt Griechenland weiterhin das Land mit den meisten Ankünften im Mittelmeerraum, gefolgt von Italien, wo in diesem Jahr rund 131.000 Personen auf dem Seeweg angekommen sind.
Die stetig wachsende Anzahl der Neuankünfte macht weiterhin deutlich, dass das europäischen Verteilungsprogramms rasch umgesetzt werden muss. Gleichtzeitig braucht es Aufnahmezentren, wo Menschen, die über das Mittelmeer ankommen, versorgt, registriert und gescreent werden können. Diese Maßnahmen sind wichtig, um die Lage im Mittelmeerraum zu stabiliseren.
Allein im September sind rund 168.000 Menschen über das Mittelmeer angekommen. Das ist die höchste Zahl, die bisher innerhalb eines Monats registriert worden ist und knapp fünf Mal größer als jene im September des Vorjahres. Insgesamt sind damit bald 530.000 Flüchtlinge und Migranten auf dem Seeweg in Europa angekommen.
396.500 Menschen sind seit Jahresbeginn über das Meer nach Griechenland gekommen, 153.000 davon im September. Im Vergleich dazu wurden im gesamten Jahr 2014 43.500 Ankünfte verzeichnet.
97 Prozent der Flüchtlinge stammen aus jenen 10 Ländern, aus denen am meisten Menschen flüchten: aus Syrien (70 Prozent), Afghanistan (18 Prozent) und dem Irak (vier Prozent).
Mit dem Wetterumschwung in dieser Woche ist auch auch die Anzahl der Überfahrten deutlich gesunken. Am 25. September kamen beispielsweise etwa 6.600 Menschen über das Mittelmeer an. Am nächsten Tag fiel die Zahl auf 2.200. Von durchschnittlich 5.000 Neuankünften täglich sank die Zahl in den vergangenen sechs Tagen auf 3.300, mit nur 1.500 am 1. Oktober.
Nichtsdestotrotz kann eine Wetterbesserung in kurzer Zeit wieder zu einer Steigerung der Überfahrten führen.
Das derzeitig eher kühle und windige Wetter machte eine Überfahrt von der Türkei nach Griechenland noch riskanter als bisher. Gestern (Donnerstag) wurden mindestens zwei Rettungsaktionen vor Lesbos‘ Küsten durchgeführt.
Auch am Mittwoch gab es dort vier Bergungen, bei denen 283 Menschen gerettet wurden. Eine Frau und ein Junge überlebten die Überfahrt allerdings nicht – sie sind unter den mindestens 102 toten und vermissten Flüchtlingen in griechischen Gewässern. Insgesamt sind dieses Jahr etwa 3.000 Menschen bei der Überfahrt über das Mittelmeer umgekommen oder wurden als vermisst gemeldet.
Das Ausmaß der Ankünfte setzt die griechische Regierung unter enormen Druck. Obwohl die Behörden die Aufnahme- und Registrierungskapazitäten auf den Inseln bereits verbessern konnten, kommt es nach wie vor zu Engpässen.
Trotz der bisherigen Bemühungen ist eine schnellere Registrierung von Neuankömmlingen in vollem Einklang mit EU-Richtlinien notwendig. Zwischen 3.000 und 6.000 Menschen werden täglich von den griechischen Inseln auf das Festland gebracht, doch kommen ständig auch wieder neue Menschen an. So kann es vorkommen, dass sich an einem Tag zwischen 10.000 – 14.000 Menschen in den Häfen der Inseln aufhalten und dort auf eine Weiterfahrt warten.
UNHCR ist besorgt, dass der Mangel an Aufnahmekapazitäten in Griechenland das Verteilungsprogramm des Europäischen Rates ernsthaft in Gefahr bringt. So hätten Flüchtlinge, die für das Programm infrage kommen, keine Unterbringung während sie auf ihren Transfer warten. Wird dies nicht umgehend in Angriff genommen, würden die Menschen mit großer Wahrscheinlichkeit in die Nachbarstaaten weiter reisen.
UNHCR wird seine Kapazitäten in Griechenland erweitern, wo derzeit bereits 120 Mitarbeiter im ganzen Land tätig sind und Hilfe leisten. Die Anstrengungen konzentrieren sich derzeit auf die Unterstützung von und die Zusammenarbeit mit lokalen Behörden, NGOs und der Regierung.
Darüber hinaus hilft UNHCR bei der Registrierung der Neuankömmlinge und bei der Verbesserung der Aufnahmebedingungen. Neben der Bereitstellung von humanitären Hilfsgütern versucht UNHCR auch besonders vulnerable Fälle zu identifiziert, damit diese die notwendige Versorgung und Betreuung bekommen.