Irakische Fotografin findet neuen Mut
Irakische Fotografin findet neuen Mut
KLAGENFURT, Österreich – Souad floh aus dem Irak und hat bei Margarethe in Klagenfurt ein neues Zuhause gefunden.
Die irakische Fotografin Souad Awad kam im November 2015 nach Österreich und wohnte für sechs Monate in einer Asylunterkunft in Klagenfurt, wo sie in der Küche mithalf. Über die Hilfsorganisation Diakonie lernte sie die Kindergärtnerin Margarethe Kramer kennen, bei der sie im Juni einzog. Nach kürzester Zeit verband die beiden Frauen eine enge Freundschaft.
„Ich fühle mich, als würde ich im Himmel wohnen“, sagt Souad. „Margarethe ist unglaublich. Sie ist so lieb zu mir und ihre gesamte Familie ist wunderbar. Ich fühle mich wie daheim.“
Margarethe, deren Mann unter der Woche aufgrund seiner Arbeit kaum zu Hause ist, freut sich über die Gesellschaft. Die 49-jährige Souad arbeitete als Hochzeitsfotografin, als sie erstmals in Schwierigkeiten geriet. Eines Abends hatte sie sehr lange gearbeitet, als sie ein Mann auf dem Heimweg mit vorgehaltener Waffe zwang, in sein Auto zu steigen. Er fragte sie nach ihrer Herkunft, wieso sie nicht verschleiert sei, und ob sie nicht wisse, dass Fotografie verboten sei.
Sie wurde zwar nicht lange festgehalten, doch man drohte ihrem Mann mit Mord, sollte er sich nicht von ihr scheiden lassen. Einige Wochen später wurde er vergiftet. Er war kurzzeitig gelähmt und wurde ins Krankenhaus gebracht.
Sie liessen sich scheiden, als es ihm besser ging. Nachdem das kinderlose Paar die Papiere im November 2014 unterschrieben hatte, verliess Souad den Irak, ohne zurückzublicken.
Ihre Flucht führte sie zuerst in die Türkei, nach knapp einem Jahr bestieg sie ein wackeliges Schlauchboot nach Griechenland. Die Reise war lang und beschwerlich, Souad war allein unterwegs und ihre Zuckerkrankheit machte ihr zu schaffen.
Ursprünglich wollte Souad nach Deutschland, aber sie fühlte sich so müde und krank, dass sie in Österreich aus dem Zug stieg. Ein Glücksfall, wie sie heute sagt.
Auch für die 59-jährige Margarethe könnte die Wohngemeinschaft mit Souad nicht besser funktionieren: „Diese ganze Erfahrung hat mein Leben bereichert, mit Freundschaft und Gesellschaft.“ Oft kommt sie von der Arbeit nach Hause und findet ein irakisches Essen auf dem Tisch.
„Ich liebe es zu kochen“, sagt Souad „Ich putze auch das Haus, weil ich Margarethe unterstützen will. Sie ist wie eine Schwester für mich.“ Das Zusammenleben mit Souad hat auch Margarethes Einstellung verändert. Sie hatte sich eine kopftuchtragende Frau mit traditionellen Ansichten erwartet.
„Ich war wirklich überrascht, als ich Souad getroffen habe. Sie ist so unabhängig, offen und modern“, sagt sie.
Souad versucht ihr Deutsch zu verbessern und hofft, dass sie in Zukunft wieder als Fotografin und Filmemacherin in Österreich arbeiten kann.