Kamerun: Flüchtlinge fliehen aus Grenzgebiet zu Nigeria
Kamerun: Flüchtlinge fliehen aus Grenzgebiet zu Nigeria
YAOUNDÉ, Kamerun – Auch Wochen nach den Wahlen in Nigeria verursachen Gewalt und Übergriffe weiterhin große Fluchtbewegungen in Nigeria und den angrenzenden Ländern. Im entlegenen Norden Kameruns verlassen viele nigerianische Flüchtlinge die unsichere Grenzregion zwischen Nigeria und Kamerun und suchen Schutz im etwa 100 Kilometer entfernten Minawao-Flüchtlings-camp, das von UNHCR und seinen Partnern betrieben wird.
UNHCR-Mitarbeiter berichten, dass sich dutzende Familien, durchschnittlich etwa 100 Personen pro Tag, in dem vor einem Jahr errichteten Camp registrieren. Die Zahl der Campbewohner hat sich von etwa 30.000 Menschen im letzten Jahr auf etwa 44.000 erhöht.
Die Neuankömmlinge sind zum Großteil nigerianische Staatsbürger die vor der Gewalt in Nordosten Nigerias geflohen waren, es aber vorzogen in der Nähe der Grenze zu verbleiben, in der Hoffnung auf eine baldige Rückkehr in ihre Heimat. Die Flüchtlinge gaben an, vor Angriffen von Milizen im nigerianischen Bundestaat Bomo geflüchtet zu sein.
In den letzten Wochen kam es wiederholt zu Angriffen und Zusammenstößen auf dem Territorium vom Kamerun, unter anderem auch ein Selbstmordattentat am 12. Juli in der nordöstlichen Stadt Fotokol, dem ersten dieser Art in dem Land.
Als Reaktion auf die Unruhen, begann die Regierung in Kamerun damit nigerianische Flüchtlinge in direkter Nähe der Grenze zu registrieren. UNHCR-Mitarbeiter berichteten, dass der Registrierungsprozess bei einigen Flüchtlingen Angst vor einer unfreiwilligen Rückführung nach Nigeria hervorrief.
UNHCR arbeitet mit der Regierung zusammen daran, Flüchtlinge in der direkten Nähe zur Grenze über ihre Möglichkeiten zu beraten. Einige könnten freiwillig in sichere Gegenden in Nigeria zurückkehren, während andere eine Umsiedelung in das Minawao-Flüchtlingscamp, bevorzugen. Dieser Prozess wird über die nächsten Tage und Wochen fortgesetzt.
Einige Neuankömmlinge berichten von Lebensmittelknappheit in der Grenzregion und hoffen auf eine bessere Versorgung im Minawao-Camp. Viele der Flüchtlinge die in Minawao Schutz suchen werden vorübergehend in einem aus Planen konstruierten Schulareal untergebracht, welches während der Sommerferien geschlossen hat. Die Schule öffnet im September wieder, aber es mangelt an Holz, um neue Gemeinschafts- oder Familienunterkünfte für die Neuankömmlinge zu bauen.
UNHCR hat aus Sicherheitsgründen nur einen begrenzten Zugang zu den nördlichen Regionen und schätzt die Zahl der nicht registrierten Flüchtlinge in dieser Gegend auf etwa 12.000. Die Behörden in Kamerun befürchten, dass es sich sogar um bis zu 17.000 Personen handeln könnte.
Andererorts in Diffa, einer Region im Süden des Niger, berichten Behörden in den vergangenen Tagen von 2.500 Neuankömmlingen aus Nigeria, die nach einem Angriff auf die nigerianische Stadt Damassak geflohen sind. Die Neuankömmlinge sind vor allem Frauen, Kinder und ältere Menschen und kamen in den Grenzdörfern Chétimari und Gagamari, etwa 20 Kilometer von Damassak entfernt über die Grenze. Laut den Behörden im Niger kommen weiterhin Flüchtlinge an. 80 Prozent der Flüchtlinge sind nigerianische Staatsbürger und 20 Prozent Rückkehrende Nigrer.
Einige der Neuankömmlinge sind im letzten Jahr, nach dem ersten Angriff auf Damassak geflohen und erst kürzlich zurückgekehrt. Manche Flüchtlinge bleiben weiterhin bei ihren Gastfamilien, andere übernachten im Freien oder in Notunterkünften.
Die meisten Neuankömmlinge gaben an, dass sie lieber in Chétimari und Gagamari als im Sayam-Forage-Flüchtlingslager, weiter im Landesinneren, bleiben würden. Sie hoffen darauf, so schnell wie möglich nach Nigeria zurückzukehren. UNHCR-Teams sind aus Sicherheitsgründen nicht in der Lage, in diese Gebiete vorzudringen.
Mehr als 100.000 Menschen sind bereits aus Nigeria geflohen und konnten seit Mitte 2013 im Niger Zuflucht finden. Zudem sind 18.400 nigerianische Staatsangehörige in den Tschad geflohen. 1,5 Millionen Menschen sind innerhalb Nigerias auf der Flucht, vor allem in den Bundestaaten Adamawa, Borno und Yobe.