Portrait: IntegrationsBrücke Bern
Portrait: IntegrationsBrücke Bern
«Egal, woher man kommt, welchen Aufenthaltsstatus oder Wohnort man hat – bei uns wird niemand in Schubladen gesteckt.» Farhad Haji erzählt von seinem Verein in Bern, den er 2018 gegründet hat. Die IntegrationsBrücke Bern («IBB») ist als gemeinnützig anerkannt. Ziel ist es, wie der Name bereits andeutet, Flüchtlingen und Migranten, mit Behörden oder anderen wichtigen Stellen in Verbindung zu bringen. Seit der Gründung kommt das IBB-Team den vielen Anfragen gar nicht mehr nach.
Das Angebot der IBB ist breit und reicht von Beratungen über Übersetzungen zu Hilfe bei der Wohnungssuche. Um sicherzustellen, dass möglichst viele Personen vom wertvollen Angebot der IBB profitieren können, hat der Verein kein fixes Büro. Ein solches sei zu aufwendig für Leute, die nicht in der Stadt Bern wohnen, erklärt Farhad. So finden die Beratungen, Übersetzungen oder unterstützenden Begleitdienste immer bei der hilfesuchenden Person statt. Grundsätzlich richtet sich das Angebot an Personen aus der ganzen Schweiz. Die Nachfrage im Kanton Bern sei aber schon so gross, dass der Verein nicht einmal all diesen Anfragen nachkommen kann. Da es in der Schweiz kein Pendant zur IBB gibt, möchte der Verein sein Angebot in Zukunft auf andere Kantone ausbauen.
Die Geschichte der IBB beginnt mit Farhads Ankunft im Jahr 2015 als er als kurdischer Flüchtling aus Syrien in die Schweiz kam. «Schon damals gab es so viele Angebote hier in Bern. Aber nicht alle konnten davon gleich profitieren.» Er erzählt mir, dass er den damals über 170 Freiwilligen viel zu verdanken habe. «Mein Asylverfahren dauerte zwanzig Monate und es war eine schwierige Zeit für mich. Aber ich hatte damals viel Unterstützung von meinem Umfeld und den Einheimischen. Das hat mir geholfen.» Dass aber nicht alle dieses Glück eines unterstützenden Umfelds hatten, ist ihm sehr wohl bewusst. Die Ungleichheiten der Integrationschancen waren und sind riesig. Daher kam er auf die Idee, eine Anlaufstelle für neu in der Schweiz angekommene Personen ins Leben zu rufen. Dabei war es ihm wichtig, dass die Beherrschung der deutschen Sprache keine Voraussetzung für eine Beratung ist. Farhad ist zweisprachig mit Kurdisch und Arabisch. So kann er für Personen beider Sprachen die Brücke zu Behörden oder anderen Anlaufstellen bilden.
Die punktuelle Zusammenarbeit mit anderen Vereinen oder Organisationen, wie zum Beispiel dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK), ermöglicht der IBB, wichtige Informationen zu verteilen und einfacher zugänglich zu machen. So haben die IBB und das SRK beispielsweise während der Pandemie eng zusammengearbeitet, um Informationen rund um den Virus für alle zugänglich zu machen. Dank solcher Zusammenarbeit kann die IBB auch gelegentlich Veranstaltungen organisieren oder bei Events mitwirken. Der Fokus liege aber auf Einzelberatungen, betont Farhad: «Unser wichtigstes Anliegen ist, dass wir eine Stimme für Geflüchtete sind, die sich aufgrund der Sprache oder anderer Gründe nicht trauen, mit Behörden in Kontakt zu treten. Das können wir am besten, wenn wir direkt als Begleitung tätig sind.»
Der Verein ist privat finanziert, das heisst, er lebt von Spenden und Mitgliederbeiträgen. Die meisten Personen arbeiten grösstenteils ehrenamtlich. Dies stellt die IBB immer wieder vor finanzielle Herausforderungen. Mit den zusätzlichen finanziellen Mitteln von UNHCR soll eine Person eingestellt werden, die sich um das Fundraising und die Administration kümmert. So hätte Farhad mehr Zeit für Besuche und mehr Personen können vom Angebot der IBB profitieren.
Auf die Frage, was ihn täglich motiviert, diese Arbeit zu machen, erklärt er, dass es für ihn wichtig sei, Menschen helfen zu können. «Das ist einfach schön. Die positiven Emotionen, die man auslöst, sind so wertvoll.» Die Wertschätzung, die zurückkommt, und den positiven Einfluss, den die IBB täglich hat, lassen den Verein weiterleben und versprechen Gutes für die Zukunft.