Seit Alan Kurdi 4.176 Menschen im Mittelmeer ertrunken
Seit Alan Kurdi 4.176 Menschen im Mittelmeer ertrunken
GENF, Schweiz - Vor einem Jahr war die Welt geschockt über das Bild des kleinen syrischen Flüchtlingsjungen Alan Kurdi, der im Mittelmeer ertrank als seine Familie wie hunderttausende andere Flüchtlinge, verzweifelt versuchte nach Europa zu gelangen.
UNHCR schätzt, dass seit Alans Tod 4.176 Menschen im Mittelmeer als vermisst oder tot gemeldet wurden. Das entspricht durchschnittlich elf Männern, Frauen und Kindern, die an jedem einzelnen Tag der vergangenen zwölf Monate im Mittelmeer ihr Leben verloren.
Während der ersten acht Monate dieses Jahres haben 281.740 Menschen, die gefährliche Überfahrt über das Mittelmeer nach Europa gewagt. Seit dem EU-Türkei-Abkommen und der Schließung der sogenannten Balkan-Route sind die Ankunftszahlen von Flüchtlingen und Migranten in Griechenland von über 67.000 im Januar 2016 auf 3.437 im August 2016 gefallen. Gleichzeitig sind Zahlen in Italien mehr oder weniger konstant geblieben. Bis Ende August dieses Jahres sind dort 115.000 Menschen angekommen, im gleichen Zeitraum 2015 waren es 116.000.
Verändert haben sich jedoch die Opferzahlen. So ist in diesem Jahr statistisch einer von 42 Menschen auf der tückischen Meerpassage ums Leben gekommen. Im vergangenen Jahr war es einer von 52. Damit ist das Jahr 2016 bisher das tödlichste auf der zentralen Mittelmeerroute. Die Wahrscheinlichkeit auf dem Weg von Libyen nach Italien zu sterben ist zehnmal höher als auf dem weg von der Türkei nach Griechenland.
Diese Zahlen zeigen auf dramatische Weise wie wichtig mehr legale Zugangswege für Flüchtlinge nach Europa sind. Das Resettlement, privatfinanzierte Aufnahmeprogramme, Mechanismen für die Familienzusammenführung und Studierenden-Visa sind nur einige der Möglichkeiten, um zu verhindern, dass sich Schutzsuchende in die Hände von Schleppern begeben.
Der Tod von Alan Kurdi führte zu noch nie da gewesenen Sympathiebekundungen und Solidarität für Flüchtlinge in ganz Europa. Viele Menschen engagierten sich freiwillig und spendeten spontan Nahrung, Wasser und Kleidung und nahmen sogar Flüchtlinge in ihren Häusern auf. Um einige dieser Geschichten zu dokumentieren und hervorzuheben, hat UNHCR und der Fotograf Aubrey Wade eine Reihe von Familien, die Flüchtlinge aufnahmen in Österreich, Deutschland und Schweden porträtiert.
Die Ankunft von mehr als einer Million Flüchtlinge und Migranten in Europa im vergangenen Jahr hat auch zu Feindseligkeit und Spannungen innerhalb der Aufnahmegesellschaften geführt. Flüchtlinge und Migranten leiden immer wieder unter rassistischen und fremdenfeindlichen Angriffen, Vorurteilen und Diskriminierung. Eine bleibende Herausforderung in Europa ist die Bereitstellung von Unterstützung und Dienstleistungen, um eine gelungene Integration von Flüchtlingen zu gewährleisten, damit diese alsbald ihren Beitrag zur Gesellschaft leisten können. Während sie sich in ihrem neuen Zuhause einfinden, können sie bereits neue Fähigkeiten, ihre Entschlossenheit und kulturellen Reichtum einbringen.
Im Rahmen dieser Bemühungen fordert UNHCR Regierungen und ihre nationalen Partner nachdrücklich dazu auf, sich für die Entwicklung und Umsetzung umfassender nationaler Integrationspläne zu verpflichten. Die zahlreichen Beiträge, die Flüchtlinge in ihre neue Gesellschaft einbringen, müssen anerkannt werden. UNHCR fordert außerdem ein klares Bekenntnis zur Verhinderung von Diskriminierung, die Förderung der sozialen Integration und die Bekämpfung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.