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UNHCR zur Lage auf den griechischen Inseln

Medienmitteilungen

UNHCR zur Lage auf den griechischen Inseln

6 November 2015 Auch verfügbar auf:

Die Unterstützung der Flüchtlinge, Migranten und lokalen Gemeinden durch UNHCR-Mitarbeiter war in dieser Woche besonders geprägt vom viertägigen Streik des griechischen Fährverkehrs.

Geschätzte 20.000 Flüchtlinge und Migranten befinden sich derzeit auf den Inseln und stellen enorme Herausforderungen an die begrenzten Aufnahmekapazitäten der Inseln. Dies unterstreicht die eindringlichen Mahnungen von UNHCR, die Aufnahmebedingungen schnellstmöglich zu verbessern und die Aufnahmekapazitäten zu erhöhen. Die kürzlich getroffene Vereinbarung für mehr Aufnahmeeinrichtungen in Griechenland ist ein Schlüsselfaktor für die Stabilisierung der Situation und die Unterstützung des Umverteilungsprogramms. UNHCR arbeitet zusammen mit der EU und den Mitgliedsländern an dessen Umsetzung.

Beim beschlossenen Umverteilungsprogramm konnten in dieser Woche Fortschritte vermeldet werden.  Bei der ersten geplanten Umverteilung von Asylsuchenden aus Griechenland wurden insgesamt 30 Syrer und Iraker mit einem ersten Flug nach Luxemburg ausgeflogen.

Im Folgenden wird ein kurzer Überblick über die aktuelle Lage auf den griechischen Inseln und der Arbeit von UNHCR vor Ort gegeben, die besonders durch den Fährenstreik erschwert wurde.

Auf Lesbos ist die Anzahl der Neuanankömmlinge leicht gesunken. Derzeit befinden sich dennoch circa 7.000 bis 10.000 Flüchtlinge und Migranten auf der Insel, die meisten von ihnen in der Gegend rund um die Stadt Mytilini. Hunderte schlafen in Zelten rund um den Hafen und Tausende halten sich in Moria auf. UNHCR unterstützt die Regierung im Ausbau der Aufnahmeeinrichtungen mit Wohneinheiten und einem großen Zelt. Dennoch müssen immer noch viele Menschen ihre Nächte im Freien verbringen, unter ihnen auch Frauen und Kinder. Zusätzlich zu Transporten stellte UNHCR Decken, Schlafmatten und Energieriegel bereit. UNHCR nutze Lautsprecher, um die Menschen über den Streik zu informieren und andere wichtige Informationen zu verbreiten.

Auf Leros wurden am Donnerstag rund 3.400 Flüchtlinge und Migranten verzeichnet, während die Insel rund 8000 Einwohner zählt. Dies trug offenkundig zu einer Überlastung der öffentlichen Versorgung, inklusive der Wasser- und Stromversorgung bei. Vor Ort identifizieren UNHCR-Mitarbeiter jene Menschen, die besonders hilfsbedürftig sind und priorisieren diese bei der Aufteilung auf Unterkünfte. UNHCR versucht weitere Familienunterkünfte zu errichten, was durch den fehlenden Platz auf der Insel stark erschwert wird. Zugleich wird daran gearbeitet, die Wasser- und Elektrizitätsversorgung zu verbessern und Pumpen zu installieren. Bei der Verteilung von Hilfsgütern, wie u.a. Decken, arbeitet UNHCR in enger Zusammenarbeit mit Polizei und Küstenwache. Die Nahrungsmittel auf der Insel sind knapp, was in besonderem Maße dem Streik geschuldet ist, da keine Lieferungen mehr auf die Insel kommen. Auch der Bestand in lokalen Geschäften ist knapp. Dennoch konnten freiwillige Helfer einige wenige Nahrungsmittel verteilen.

Mindestens 1.700 Neuankünfte wurden am Donnerstag auf der Insel Chios verzeichnet, was die Anzahl der Wartenden auf mindestens 2.400 erhöht.  Der aktuelle Anstieg wird erwartungsgemäß bestehen bleiben solange sich das Wetter hält. Auch hier gibt es Engpässe bei den Unterbringungsmöglichkeiten. Aufgrund dessen müssen viele Menschen in einem öffentlichen Park der Insel schlafen. UNHCR hat dort rund 80 Zelte für die besonders Schutzbedürftigen aufgebaut. Ein großes UNHCR Zelt in der Nähe des Hafens ist voll belegt, ebenso die lokalen Hotels. Eine neue Unterkunft von UNHCR in Souda soll die Situation ein wenig entschärfen.

Auf Samos sorgten das gute Wetter und die ruhige See für mehr Ankünfte am Donnerstag. Mit rund 900 Ankünften liegt die Anzahl der wartenden Flüchtlinge und Migranten auf der Insel bei geschätzten 3.500, die meisten von ihnen Syrer. Die Aufnahmekapazitäten auf der Insel sind knapp. Einige Menschen kommen in einem Identifikationszentrum unter, während sich rund 2.500 in Hafennähe aufhalten. Die Schutzbedürftigsten unter ihnen schlafen in 16 Containern, die von lokalen Behörden aufgestellt wurden. Viele der Neuankömmlinge haben eigene Zelte am Hafen aufgestellt, andere verbringen die Nacht unter freiem Himmel auf dem Boden oder auf Schlafmatten. Die Verteilung von Hilfsgütern gestaltet sich aufgrund vieler Menschen auf engem Raum schwierig. UNHCR versucht, die besonders Schutzbedürftigen zu identifizieren und eine Registrierung zu ermöglichen. Nahrungsmittel werden von der Stadtverwaltung, dem Militär, NGOs und Freiwilligen ausgegeben. UNHCR verteilt  Energieriegel .

Auf Kos führte das gute Wetter und eine ruhige See zu anhaltenden Neuankünften und einem erneuten tragischen Vorfall im Meer. Ein vierjähriges Kind kam dabei ums Leben kam, ein sechsjähriges Kind wird noch vermisst. UNHCR-Mitarbeiter berichten eine Zunahme afghanischer und iranischer Familien, obgleich Syrer die Mehrheit stellen. Den Flüchtlingen und Migranten stehen einige wenige lokale Ressourcen auf der Insel zur Verfügung. Alle Hotels sind ausgebucht und der archäologische Park, in dem die meisten Menschen die Nacht verbringen, ist völlig überfüllt. UNHCR’s Bitte an die lokale Stadtgemeinde, die Basketballhalle, ein Theater oder ein lokales Stadion für die Unterbringung zur Verfügung zu stellen, wurde abgelehnt. UNHCR hat die Hilfe derweil intensiviert, einschließlich der Bereitstellung von Decken und Schlafmatten durch Kos Solidarity.

Auf der Nachbarinsel Kalymnos  ist die Hilfe der Ankommenden gut durch die lokale Gemeinde organisiert. Unter anderem werden die Überlebenden von Schiffunglücken zu Bestattungen begleitet und betreut. Rund 250 Flüchtlinge befinden sich derzeit auf der Insel. Neuankömmlinge kommen in Hotels unter oder können in leerstehenden Gebäuden schlafen, die von der Stadtverwaltung zur Verfügung gestellt wurden. UNHCR baut ein Notfallzentrum am Hafen auf, zu dem unter anderem 16 Familienunterkünfte gehören, die von der Stadt geführt werden.

Tausende Flüchtlinge, darunter Frauen und Kinder, müssen im Freien oder in überfüllten und unzureichenden Aufnahmeeinrichtungen übernachten. Unter diesen Umständen sind sie zahlreichen Gefahren ausgesetzt, darunter auch sexuelle Gewalt. Die Bereitstellung angemessener Unterkünfte ist für den Schutz dieser Menschen von wesentlicher Bedeutung und mit dem einbrechenden Winter lebenswichtig.

Besonderes Augenmerk legt UNHCR auf unbegleitete Minderjährige. UNHCR hilft bei der Familienzusammenführung und unterstützt entsprechend darüber hinaus. Zudem wird  psychologische Unterstützung und Rechtshilfe für Opfer von Schiffsunglücken bereitgestellt. Freiwillige und Partner sind maßgeblich dafür verantwortlich, dass akute Lücken bei der Versorgung und Unterbringung der Menschen geschlossen werden können.

UNHCR betont, die griechischen Behörden auch weiterhin bei der Verbesserung der Aufnahme und Registrierung auf den Inseln zu unterstützen. UNHCR ruft zudem dringend dazu auf, 32 Millionen US Dollar für die Wintervorbereitungen in Griechenland bereitzustellen. Diese Summe ist Teil des geplanten 96 Millionen Dollar Winterplans für Griechenland und die Balkanregion. Der Plan wurde am Donnerstag vorstellt. Weitere Details unter www.unhcr.org