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Westbalkan: Schutzsuchende menschenwürdig behandeln

Medienmitteilungen

Westbalkan: Schutzsuchende menschenwürdig behandeln

25 August 2015

BELGRAD, Serbien – UNHCR und die serbischen Behörden arbeiten zusammen, um die humanitäre Situation von mehr als 10.000 Flüchtlingen zu verbessern, die nach den dramatischen Ereignissen an der griechisch-mazedonischen Grenze nun in Serbien angekommen sind.

Nach wie vor überqueren Gruppen von 300 bis 400 Personen die Grenze von Griechenland zu Mazedonien und reisen von dort per Bus oder Bahn nach Serbien weiter. UNHCR schätzt, dass in den nächsten Tagen bis zu 3.000 Menschen pro Tag ankommen werden.

Schutzsuchende menschenwürdig behandeln

Obwohl sich nach den chaotischen Szenen der letzten Tage die Situation weitestgehend beruhigt hat, ist UNHCR nach wie vor besorgt über die Umstände unter denen viele sich auf den Weg machen. Viele der Menschen kommen aus Ländern, in denen Gewalt und Konflikte herrschen, wie beispielsweise Afghanistan und Syrien. Häufig sind sie körperlich erschöpft, traumatisiert und bedürfen medizinischer Versorgung. Das gilt insbesondere für Kranke, schwangere Frauen und ältere Menschen. Es ist von vordringlicher Bedeutung diese Menschen auch menschenwürdig zu behandeln und ihnen wichtige Hilfe zukommen zu lassen. Das schließt sowohl eine grundlegende Versorgung als auch den Respekt gegenüber der Würde und den Menschenrechten von Flüchtlingen, Asylsuchenden und Migranten ein.

UNHCR unterstützt Behörden bei Verteilung von Hilfsgütern

UNHCR hat Verständnis für die legitimen Sorgen der Länder in der Region, die sich steigenden Ankunftszahlen von Asylsuchenden und Migranten gegenübersehen, appelliert aber gleichzeitig an die betreffenden Regierungen, Maßnahmen des Grenzmanagements mit Menschlichkeit und im Einklang mit den internationalen Verpflichtungen durchzuführen. Die Einheit der Familie und der Schutz von Menschen mit besonderen Bedürfnissen müssen geachtet werden.

UNHCR hat Mitarbeiter entsandt, um an Schlüsselstellen, wie zum Beispiel in Grenzregionen, auf die Schutzbedürfnisse der Menschen zu reagieren. Zusammen mit den Behörden und Partnerorganisation verteilt UNHCR Wasser und Nahrung sowie Planen, Schlafmatten und Decken. UNHCR steht bereit die betreffenden Regierungen weiter zu unterstützen.

Gemeinsame europäische Antwort vonnöten

Vor diesem Hintergrund ist UNHCR jedoch besorgt über die Tragfähigkeit der jetzigen Situation. Die Fluchtbewegungen von Griechenland über den Westbalkan sind die direkte Folge eines viel umfassenderen Problems: die Rekordzahlen von Menschen, die durch Konflikte wie in Syrien oder anderswo zur Flucht gezwungen werden. Es ist klar, dass diese Situation nicht durch ein Land allein gelöst werden kann; eine gemeinsame europäische Antwort, basierend auf Solidarität und einer Verteilung der Verantwortung, ist dringend notwendig. Alle europäischen Staaten und die EU müssen zusammenarbeiten und Länder wie Griechenland, Mazedonien und Serbien unterstützen, deren Kapazitäten bereits überstrapaziert sind. Das schließt ein, Kapazitäten auszubauen und eine gerechte Verteilung von Flüchtlingen und Asylsuchenden innerhalb der EU zu unterstützen.

Erstzufluchtsstaaten stärken

Unmittelbar hinter den Grenzen der EU und in den syrischen Nachbarländern steigt die Zahl von Flüchtlingen nach neuen Registrierungen in der Türkei weiter an und steht aktuell bei 4.089.023. Dieser zahlenmäßige Anstieg entspricht in etwa den 58.000 Personen, die aus der libanesischen Flüchtlingsdatenbank gelöscht wurden. Um einer Situation entgegenzuwirken, in der sich mehr Menschen aus den syrischen Nachbarstaaten veranlasst sehen nach Europa aufbrechen, ist es notwendig die Erstasylländer stärker zu unterstützen. Zurzeit ist der Hilfsplan für die Syrien-Krise (3RP) nur zu 33 Prozent finanziert.

In allen Staaten, in denen UNHCR die Registrierung organisiert, werden regelmäßige Verifizierungsmaßnahmen durchgeführt, um die Informationen über registrierte syrische Flüchtlinge auf dem neusten Stand zu halten, ihre Bedürfnisse zu dokumentieren und die Daten jener Personen zu deaktivieren, die sich nicht mehr im Land aufhalten.

Wie überall in der Region, rutschen syrische Flüchtlinge auch im Libanon weiter in bittere Armut ab. Ihre Ersparnisse und Ressourcen sind nach vier Jahren Krise längst aufgebraucht. Die vorläufigen Ergebnisse einer neuen Studie zeigen, dass 70 Prozent der syrischen Flüchtlingshaushalte im Libanon unter der nationalen Armutsgrenze von US$ 3,84 pro Tag und Person liegen. Dieselbe Studie fand heraus, dass die Zahl der Flüchtlinge, die nicht genug Geld für Nahrung hat und daher auf Kredit kaufen, die Kinder aus der Schule nehmen und betteln muss, seit letztem Jahr um 30 Prozent gestiegen ist. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Jordanien, wo 85 Prozent der Syrer unter der Armutsgrenze von US$ 3,20 pro Tag leben müssen.

Von den insgesamt 4.089.023 registrierten syrischen Flüchtlingen in den syrischen Nachbarländern leben 1.113.941 im Libanon, 629.245 in Jordanien, 250.408 im Irak, 132.375 in Ägypten und 1.938.999 in der Türkei, wo auch die Behörden für die Registrierung verantwortlich sind. In etwa 24.000 syrische Flüchtlinge sind zudem in Ländern Nordafrikas registriert. Details dazu sind online auf folgender Seite abrufbar: http://data.unhcr.org/syrianrefugees/regional.php