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Zahl der Todesfälle bei Meeresüberfahrten steigt dramatisch

Medienmitteilungen

Zahl der Todesfälle bei Meeresüberfahrten steigt dramatisch

29 April 2022 Auch verfügbar auf:
Gräber von Migranten, die im Mittelmeer ums Leben kamen, auf dem Friedhof von Catania, Italien. © UNHCR/Alessio Mamo

Die traurigen Zahlen werden von einem Bericht belegt, der heute von UNHCR veröffentlicht wurde.

UNHCR ruft zu dringender Unterstützung auf, um Todesfälle zu verhindern und Flüchtlinge und Asylsuchende zu schützen, die sich auf gefährliche Reisen über den Landweg und das Meer begeben.

Im Jahr 2021 wurden 1.924 Menschen auf der zentralen und westlichen Mittelmeerroute als tot oder vermisst gemeldet. Weitere 1.153 Menschen kamen auf der nordwestafrikanischen Seeroute zu den Kanarischen Inseln ums Leben oder werden vermisst. Im Jahr 2020 wurden für beide Routen insgesamt 1.544 Todesfälle verzeichnet. Besorgniserregend ist, dass seit Anfang des Jahres weitere 478 Menschen auf dem Meer starben oder als vermisst gelten.

Die meisten der Meerüberquerungen fanden in überfüllten, nicht seetüchtigen Schlauchbooten statt, von denen viele entweder kenterten oder Leck schlugen, wodurch zahlreiche Menschen ums Leben kamen. Die Überfahrt aus westafrikanischen Küstenstaaten wie dem Senegal und Mauretanien zu den Kanarischen Inseln ist lang und gefährlich und kann bis zu zehn Tage dauern. Viele Boote sind in diesen Gebieten vom Kurs abgekommen oder auf andere Art und Weise spurlos verschwunden.

Auch die Landrouten sind nach wie vor sehr gefährlich. Eine noch höhere Zahl von Menschen ist auf der Reise durch die Sahara und abgelegene Grenzgebiete, in Haftanstalten oder in der Gefangenschaft durch Schlepper oder Menschenhändler gestorben. Menschen, die auf diesen Routen unterwegs sind, berichten unter anderem von Tötungen ohne Gerichtsverfahren, unrechtmässigen und willkürlichen Inhaftierungen, sexueller und geschlechtsspezifischer Gewalt, Zwangsarbeit, Sklaverei, Zwangsheirat und anderen schweren Menschenrechtsverletzungen.

Die COVID-19-Pandemie und die damit zusammenhängenden Grenzschliessungen, die auch im Jahr 2021 noch andauerten, haben sich auch auf die Bewegungen in Richtung Nordafrika und europäische Küstenländer ausgewirkt. Viele verzweifelte Flüchtlinge und Migrant*innen traten die gefährlichen Reisen mithilfe von Schleppern an.

UNHCR warnt, dass anhaltende politische Instabilität und Konflikte, sich weiter verschlechternde sozio-ökonomische Bedingungen sowie die Auswirkungen des Klimawandels zu einer Zunahme von Vertreibungen und gefährlichen Weiterwanderungen führen können.

Im Rahmen einer aktualisierten Schutz- und Lösungsstrategie für Flüchtlinge, die sich auf gefährlichen Routen über das zentrale und westliche Mittelmeer und den Atlantik nach Europa begeben, bittet UNHCR um 163,5 Millionen US-Dollar für die Unterstützung und den Schutz von Tausenden von Flüchtlingen und anderen Personen.

UNHCR ruft zur Unterstützung auf, um sinnvolle Alternativen zu diesen gefährlichen Routen zu schaffen und zu verhindern, dass die Menschen Opfer von Menschenhändlern werden. Das Konzept umfasst verstärkte humanitäre Hilfe, Unterstützung und Lösungen für Menschen, die internationalen Schutzes bedürfen, und für Überlebende von schweren Menschenrechtsverletzungen.

Der Unterstützungsaufrufumfasst rund 25 Länder in vier verschiedenen Regionen, die durch Land- und Seewege verbunden sind, welche von Migranten*innen, Asylsuchenden und Flüchtlingen genutzt werden. Dazu gehören die Herkunfts-, Abfahrts-, Erstaufnahme-, Transit- und Zielländer.

Gleichzeitig fordert UNHCR die Staaten auf, sich zu verstärkten humanitären, entwicklungspolitischen Friedensmassnahmen zu verpflichten, um die Herausforderungen in Bezug auf Schutz und Lösungen anzugehen.

UNHCR ruft ebenfalls die Staaten in den Regionen - sowohl in Afrika als auch in Europa - auf, die rechtlichen Rahmenbedingungen und die operativen Kapazitäten an den Land- und an den Seegrenzen sowie in den städtischen Zentren zu verbessern. Ausserdem sollte für tragfähige Alternativen zu gefährlichen Routen gesorgt werden, und zwar durch Inklusion, verstärkte Jugendprogramme und lokale gemeinschaftsbasierte Entwicklung.

Andernfalls werden sich Flüchtlinge, Asylsuchende, Binnenvertriebene und andere Menschen auf der Suche nach Sicherheit und Schutz weiterhin auf die gefährlichen Reisen begeben. Andere Menschen, darunter auch Migrant*innen, werden auf der Suche nach einem besseren Leben und in der Hoffnung woanders Arbeit oder Bildungsmöglichkeiten zu finden, weiterziehen, da es keine ausreichenden saisonalen oder längerfristigen legalen Wege für eine sichere Migration gibt.