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79,5 Millionen Menschen waren 2019 wegen Konflikt, Verfolgung und Menschenrechtsverletzungen weltweit auf der Flucht.
Die UN-Flüchtlingsorganisation UNHCR ruft heute anlässlich der Präsentation des Global Trends-Berichts alle Staaten weltweit dazu auf, weit mehr zu tun, um für Flüchtlinge und Vertriebene ein neues Zuhause zu finden. Gewalt, Verfolgung oder der Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung haben im letzten Jahr dazu geführt, dass ein Prozent der Menschheit – konkret ist es eine von 97 Personen – Opfer von Vertreibung ist.
Flucht und Vertreibung spielen sich aktuell hauptsächlich abseits der EU ab, rund 85 Prozent der Flüchtlinge befinden sich in ihrer Herkunftsregion und die meisten Menschen auf der Flucht, die sogenannten Binnenvertriebenen, verlassen ihr Herkunftsland gar nicht. Insgesamt sind nun laut Global Trends-Bericht 79,5 Millionen Menschen Vertriebene. In den Aufzeichnungen von UNHCR ist das ein trauriger Rekord.
Der Bericht zeigt ebenfalls auf, dass die Perspektive von Flüchtlingen auf ein rasches Ende ihrer Notlage zunehmend schwindet. Konnten in den 1990er-Jahren jedes Jahr durchschnittlich 1,5 Millionen Flüchtlinge nach Hause zurückkehren, so ist diese Zahl in den letzten zehn Jahren auf rund 390.000 jährlich gesunken. Die Gesamtzahl der Vertriebenen steigt somit an.
„Wir beobachten eine veränderte Realität. Vertreibung betrifft aktuell nicht nur viel mehr Menschen, sondern sie ist auch kein kurzfristiges und vorübergehendes Phänomen mehr“, so UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Von den Betroffenen kann nicht erwartet werden, jahrelang in Ungewissheit zu leben, ohne die Chance auf eine Rückkehr und ohne Hoffnung auf eine Zukunft an ihrem Zufluchtsort. Wir brauchen eine grundlegend neue und positivere Haltung gegenüber allen, die fliehen, gepaart mit einem viel entschlosseneren Bestreben, Konflikte zu lösen, die jahrelang andauern und die Ursache dieses immensen Leidens sind.“
Von den 79,5 Millionen Vertriebenen sind laut UNHCR-Bericht 45,7 Millionen Binnenvertriebene, also Menschen, die innerhalb ihres eigenen Landes auf der Flucht sind. 29,6 Millionen Menschen mussten in ein anderes Land fliehen (davon sind 26 Millionen Flüchtlinge, zusätzlich sind viele geflohene Menschen aus Venezuela nicht als Flüchtlinge registriert) und 4,2 Millionen Menschen warteten noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens.
In Österreich ist in den letzten Jahren die Zahl der Asylanträge deutlich gesunken. Insgesamt stellten 2019 12.886 Menschen einen Asylantrag, das entspricht in etwa der Antragszahl von 2008 (12.841 Asylanträge).
Der starke globale Anstieg von 70,8 Millionen Vertriebenen Ende 2018 auf 79,5 Millionen ist auf zwei Hauptfaktoren zurückzuführen: Zum einen ist die Zahl der Vertriebenen vergangenes Jahr besorgniserregend gestiegen, insbesondere in der Demokratischen Republik Kongo, der Sahelzone, im Jemen und in Syrien. Der Krieg in Syrien dauert mittlerweile neun Jahre und hat 13,2 Millionen Menschen zu Flüchtlingen, Asylsuchenden und Binnenvertriebenen gemacht, das ist allein ein Sechstel der weltweiten Gesamtzahl.
Zweitens wird im aktuellen Bericht die Situation der Venezolaner*innen außerhalb ihres Landes erstmals besser abgebildet. Viele von ihnen sind weder als Flüchtlinge noch als Asylsuchende registriert, sie brauchen aber ebenso Schutz.
Hinter diesen Zahlen steht eine Vielzahl von individuellen und sehr persönlichen Krisensituationen. Die Zahl der vertriebenen Kinder – Schätzungen gehen von 30 bis 34 Millionen aus, viele davon sind unbegleitet – übersteigt beispielsweise die Bevölkerung von Australien, Dänemark und der Mongolei zusammengenommen.
Fakten zu Flucht und Vertreibung auf einen Blick:
– Rund 100 Millionen Menschen mussten in den letzten zehn Jahren fliehen, entweder innerhalb ihres Herkunftslandes oder über Landesgrenzen hinweg.
– Seit 2010 hat sich die Zahl der vertriebenen Menschen verdoppelt (41 Millionen im Jahr 2010 versus aktuell 79,5 Millionen).
– 80 Prozent aller Vertriebenen befinden sich in Regionen oder Ländern, die von akuter Ernährungsunsicherheit und von Unterernährung betroffen sind.
– Mehr als dreiviertel aller Flüchtlinge (77 Prozent) sind langfristig von Vertreibung betroffen, z.B. aus Afghanistan müssen Menschen seit mittlerweile fünf Jahrzehnten fliehen.
– Mehr als acht von zehn Flüchtlingen (85 Prozent) befinden sich in Entwicklungsländern, die meisten finden in einem Nachbarland Zuflucht.
– Zwei Drittel aller Menschen, die aus ihrem Land fliehen müssen, kommen aus nur fünf Ländern: Syrien, Venezuela, Afghanistan, Südsudan und Myanmar.
– Der Global Trends-Report umfasst alle Vertriebenen- und Flüchtlingspopulationen, inklusive der 5,6 Millionen palästinensischen Flüchtlinge, die unter das Mandat des Hilfswerks der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (UNRWA) fallen.
– Städte werden vermehrt zum Zufluchtsort, 2019 wurden etwa zwei Drittel der Binnenvertriebenen in Städten und in städtischem Umfeld erfasst.
Den gesamten Bericht finden Sie hier: https://www.unhcr.org/5ee200e37/
Weitere Unterlagen zum Global Trends-Report finden Sie hier:
https://www.unhcr.org/unhcr-global-trends-2019-media.html
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