Ziel ist es,

  • Erfahrungen auszutauschen,
  • Ideen zu sammeln und
  • gemeinsam an Lösungen zu arbeiten, um die Situation von Geflüchteten in Österreich zu verbessern.

Zusätzlich zum bestehenden Austausch mit Communities soll die Arbeit im Team sicherstellen, dass unterschiedliche Perspektiven und Bedürfnisse der Communities in die UNHCR-Aktivitäten einfließen und berücksichtigt werden.

Das UNHCR Refugee Team wurde in Österreich 2021 ins Leben gerufen. Bei der Auswahl der Team-Mitglieder sind neben der Motivation auch eine möglichst diverse Zusammensetzung hinsichtlich Alter, Geschlecht, Herkunftsland, (beruflicher) Hintergrund und Wohnort in Österreich im Vordergrund gestanden. Das Team ist aber nicht repräsentativ zusammengesetzt und agiert nicht als Flüchtlingsvertretung. Das Engagement ist ehrenamtlich.

 

Die Mitglieder des Teams

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Dr. Ali Baqeri

Wurzeln: Kunduz, Afghanistan
Jahrgang: 1982
Sprachen: Deutsch, Englisch, Persisch, Tadschikisch, Urdu

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Zweimal musste Ali von Null anfangen, zweimal hat er sich wieder hochgearbeitet. Als Kind ist er von Afghanistan in den Iran geflüchtet, als Erwachsener dann nach Österreich. Hier lebt er seit 2016. Vor seiner Flucht nach Österreich hat Ali in Afghanistan Kunst an der Universität unterrichtet und als Politikberater gearbeitet. In Österreich hat Ali seinen Doktortitel in „International Management“ gemacht und hat nochmals eine andere Richtung eingeschlagen: Er gründete eine Firma für Gartendekoration.

So, wie er im beruflichen Leben Gärten gestaltet, gestaltet Ali in seiner Freizeit die Gesellschaft mit, die er mit einem Garten vergleicht. Die einzelnen Menschen sieht er als die unterschiedlichen Blumen, die zusammen einen wunderschönen Garten bilden. Aber um einen Garten muss man sich auch kümmern und Ali tut sehr viel, um den metaphorischen Garten der Gesellschaft zu pflegen.

Wofür setzt du dich ein?

„Seit fast 30 Jahren bin ich beim Roten Kreuz / Roten Halbmond aktiv. Hier in Österreich bin ich Mitglied des UNHCR Refugee Teams geworden.“ Außerdem ist Ali bei der Universal Peace Federation als Friedensbotschafter aktiv und er leitet den Ausschuss für Internationale Beziehungen des World Hazara Council.

„Wir leben alle in einer Welt, deshalb müssen wir alle zusammenarbeiten. Ich bin Mensch, du bist Mensch, fertig. Wir können unsere Augen und Ohren nicht vor dem verschließen, was passiert. Wenn ich eine Kleinigkeit für die Welt, für die Gesellschaft tun kann, dann mache ich es. Mein Ziel ist es, etwas zu verändern.“

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

„Unser Refugee Team ist wie ein kleines Parlament von Menschen, die alle selbst geflüchtet sind.“ Deshalb können sie die Situation anderer Flüchtlinge besser verstehen als Menschen, die selbst nie flüchten mussten. Für Ali bringen Flüchtlinge ein ganz besonderes Potenzial in eine Gesellschaft ein: Sie haben erlebt, wie es ist, wenn die Verantwortlichen sich nicht gut um eine Gesellschaft kümmern, und können daher viel zur Verbesserung des gesellschaftlichen Zusammenlebens beitragen.

Interview und Text: Anna Hassemer

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Madina Esmursaeva

Wurzeln: Tschetschenien
Jahrgang: 1983
Sprachen: Deutsch, Englisch, Russisch, Tschetschenisch

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Frieden ist für Madina besonders wichtig. Als sie 2004 nach Österreich flüchtete, hatte sie in Tschetschenien bereits zwei Kriege erlebt. In Österreich schloss sie drei Deutschkurse in sieben Monaten ab und begann dann ein Studium der Sozialen Arbeit. Innerhalb von sechs Jahren beendete Madina das Studium und zog dabei ihre zwei Kinder groß. Nach ihrem Master-Abschluss arbeitete Madina viele Jahre im Migrationsbereich als Sozialarbeiterin. Mittlerweile hat sie sich als Dolmetscherin selbstständig gemacht. „Ohne meinen Ehrgeiz hätte ich das nicht geschafft“, sagt Madina. Auch der Wille, ihrem Leben einen Sinn zu geben, treibt sie an: „Das Schicksal hat es so gewollt, dass ich jetzt hier bin. Das möchte ich dafür nutzen, um mich für bessere Chancen für alle einzusetzen.“

Was möchtest du für die Situation von Flüchtlingen in Österreich ändern?

„Es ist gut, dass es in Österreich eine Struktur für die Aufnahme von geflüchteten Menschen gibt“, sagt Madina. Auch den Einsatz von Menschen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge engagieren, hebt Madina positiv hervor. „Man kann sich jedoch nicht darauf verlassen, dass alle geflüchteten Menschen auf Ehrenamtliche treffen, die sie unterstützen. Ankunft, Anpassung und Integration – das kann nur funktionieren, wenn die österreichische Bevölkerung mitmacht. Geflüchtete Menschen leben am Anfang oft in einer Art Parallelgesellschaft, aber nicht, weil sie das wollen, sondern weil die Bedingungen sie dazu zwingen. Dieser Start prägt dann den Rest ihrer Zeit in Österreich.“ Madina wünscht sich „ein Zusammenleben, wo man keine Angst voreinander hat, sondern sich kennt und sich gegenseitig hilft“. Für geflüchtete Menschen sei es oft schwierig, „eine neue Sprache zu lernen, Kontakte zu knüpfen, Arbeit zu finden und zu behalten und damit das eigenen Leben zu finanzieren“. Madina hält es daher für besonders wichtig, die Maßnahmen zur beruflichen Qualifizierung von Geflüchteten auszubauen. „Ebenso wie der Schliff Rohdiamanten zum Glänzen bringt, können Fördermaßnahmen geflüchteten Menschen zum Erfolg verhelfen.“

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

„An der Arbeit im Refugee Team gefällt mir besonders, dass wir Flüchtlinge dort wahrgenommen werden und Themen ansprechen können, die sonst nirgendwo Gehör finden.“ Die Möglichkeit, sich im Rahmen des Refugee Teams mit eingeladenen Expert*innen zu den angesprochenen Themen auszutauschen, schätzt Madina sehr. „Die Zusammenarbeit mit anderen geflüchteten Menschen, die ihre Fluchterfahrung und ihr Wissen nutzen, um die Situation aller geflüchteten Menschen zu verbessern, motiviert mich, weiterhin mit meinen Kompetenzen, wie Sprachkompetenz, interkulturelle Kompetenz, Migrations- und Integrationskompetenz, zu unterstützen.“

Interview und Text: Anna Hassemer

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Maryam David

Wurzeln: in Afghanistan geboren, im Iran aufgewachsen
Sprachen: Farsi/Dari, Deutsch und Englisch
Heimat bedeutet für mich: Sicherheit 

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Kunst spielt eine wichtige Rolle in Maryams Leben. Als sie nach ihrer Flucht aus Afghanistan über den Iran in Österreich ihre erste eigene Wohnung bezogen hat, war dies für Maryam ein wichtiger Schritt – nicht nur in Sachen Selbstständigkeit. Inspiriert von Virginia Woolfs „Ein Zimmer für sich allein“ hat Maryam einen Raum in ihrer kleinen Wohnung in ein Atelier verwandelt, um ihrer Leidenschaft für Kunst nachzugehen. In Österreich wurden ihre Kunstwerke bereits ausgestellt. Für sie steht „Heimat“ für Sicherheit, etwas, das sie vor ihrer Ankunft in Österreich nie erlebt hat. Auf die Frage, wie sie Österreich in drei Worten beschreiben würde, antwortet sie: „Mein neues Zuhause.“

Wofür setzt du dich ein?

Neben der Kunst setzt Maryam sich vor allem für Frauen und Kinder ein: „Seit 13 Jahren arbeite und kämpfe ich für Frauenrechte.“ Mit einer Ausbildung zur Sozialpädagogin macht Maryam ihren Einsatz für Kinder zum Beruf. Begonnen hat alles mit einer Lehrerin, die Maryam an den freiwilligen Einsatz für Kinder herangeführt hat. Das habe ihr das notwendige Selbstbewusstsein gegeben, um sich weiter für Kinder einzusetzen, indem sie geflüchtete Kinder unterrichtete und Bücher nach Afghanistan schickte. „Es war für mich nicht immer einfach, meine Ausbildung fortzusetzen. Ich will nicht, dass anderen Kindern der Zugang zu Bildung ebenfalls erschwert wird.“ Was sie in ihrem Engagement antreibt? Der Wunsch, „dass niemand mehr das eigene Land verlassen muss für ein Leben in Frieden und Freiheit“.

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

An der Arbeit im Refugee Team gefällt Maryam, dass sie mit Menschen aus anderen Ländern Meinungen austauschen kann. „Ich spreche zum Beispiel darüber, welche Probleme Frauen und Kinder haben, die aus Afghanistan nach Österreich geflüchtet sind, und ich höre etwas über die Ukraine, den Iran …“

Interview und Text:  Mascha Disman, Anna Hassemer

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Abdul Fakhouri

Wurzeln: Syrien
Jahrgang: 1999
Sprachen: Arabisch, DeutschEnglisch, Spanisch, Türkisch

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Abdul ist nicht nur Mitglied im UNHCR Refugee Team, er ist schon seit einigen Jahren mit vollem Einsatz als freiwilliges Mitglied bei der Wasserrettung St. Pölten und in verschiedenen Funktionen ehrenamtlich beim Roten Kreuz Niederösterreich dabei. Dort schlägt Abduls Herz ganz klar für Notfallmedizin und Wasserrettung. Bereits mit 15 Jahren hat Abdul beschlossen, Medizin zu studieren, und dies hat von da an seinen beruflichen Weg bestimmt. Neben seinem Job als Notfallsanitäter lernt Abdul gerade intensiv für den Aufnahmetest zum Medizinstudium.

Wie würdest du Österreich beschreiben?
„Österreich begeistert mich einfach mit seiner atemberaubenden Natur und der lebendigen Demokratie. Hier kann man mit Ehrgeiz und Hingabe wirklich viel erreichen. Die Menschen hier sind gemütlich und lebensfroh, auch wenn sie ab und zu etwas grantig wirken können. Das hat irgendwie seinen eigenen Charme, der einem mit der Zeit ans Herz wächst. Ich bin mit vollem Einsatz für Österreich unterwegs und mir ist es wichtig, dass die Vielfalt der Menschen, egal welcher Religion, Herkunft oder Hautfarbe, als Bereicherung gesehen wird.“
Abdul legt großen Wert auf die faire Behandlung von Flüchtlingen in Österreich, unabhängig von ihrer Herkunft. Gleichzeitig setzt er sich für eine beschleunigte Bearbeitung der Asylanträge ein, damit Betroffene nicht einfach nur passiv warten müssen.

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?
Abdul schätzt besonders die Ernsthaftigkeit, mit der UNHCR die vom Team aufgezeigten Themen und Probleme aufgreift. Die gemeinsame Suche nach Lösungen liegt ihm sehr am Herzen. Er sieht sich selbst eher als Macher, der lieber handelt als nur zu reden, und der Dinge verbessern möchte.

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Mojtaba Jawadi

Wurzeln: Afghanistan
Jahrgang: 1998
Sprachen: Dari/Farsi, Deutsch, Englisch

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Mut zieht sich wie ein roter Faden durch das Leben von Mojtaba. Bei seiner Flucht aus Afghanistan nach Österreich musste Mojtaba Mut beweisen. Damals war er siebzehn Jahre alt. „Das zweite Kapitel meines Lebens hat hier begonnen“, sagt Mojtaba. Nach seiner Ankunft in Österreich stellten sich ihm viele Fragen „Wie kann ich die Sprache lernen? Wie kann ich mit den Menschen hier in Kontakt treten? Wie kann ich in das neue System reinkommen?“

Seine Anfangszeit in Österreich war gut, sagt Mojtaba, aber auch ein bisschen schwierig. „Ein neues System kennenzulernen, eine neue Kultur macht Spaß. Es ist aber auch schwierig, unter einen Hut zu bringen, was du bisher erlebt hast und was du jetzt erleben willst.“ Staatliche Unterstützung sei wichtig in dieser ersten Phase, sagt Mojtaba. Aber zu einer gelungenen Integration gehöre auch Mut. Und Mojtaba war mutig. Er arbeitet heute, acht Jahre nach seiner Flucht, als Elektro- und Gebäudetechniker. In seiner Freizeit engagiert er sich bei der Organisation WIENXTRA in der Kinder- und Jugendarbeit.

Was motiviert dich?

Zu seinem sozialen Engagement motiviert Mojtaba Ungerechtigkeit. „Wenn Menschen unterdrückt sind und sie ihre Rechte auf Nahrung, Mitbestimmung oder Freiheit nicht wahrnehmen können, motiviert mich das, mich dafür einzusetzen, dass sie sich mehr beteiligen können.“

Mitbestimmung – das ist eine von Mojtabas Herzensangelegenheiten. Für Flüchtlinge in Österreich wünscht er sich einen erleichterten Zugang zur Staatsbürgerschaft und damit die Chance, über die eigene Zukunft mitzuentscheiden. „Ich zum Beispiel lebe seit acht Jahren hier, ich arbeite hier, aber ich kann nicht mitbestimmen. Wenn jemand in Wien lebt, finde ich es nicht in Ordnung, dass er oder sie nicht über die eigene Zukunft mitentscheiden kann.“

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

An der Arbeit im Refugee Team gefällt Mojtaba, dass sich die Vielfalt von Österreich in den Teilnehmer*innen widerspiegelt. „Wir sitzen gemeinsam an einem Tisch, um zu besprechen, wie wir das Leben von geflüchteten Menschen verbessern können. Das Zusammenkommen von Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen, unterschiedlichen Hautfarben macht ein Team kompetenter – und mutig.

Interview und Text: Anna Hassemer

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Ibrahim Adam Jimale

Wurzeln: Somalia
Jahrgang: 1993
Sprachen: Arabisch, Deutsch, Englisch, Somali

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„In Somalia war ich Journalist. Als Demokratie bietet Österreich mir die Chance, meine Meinung zu sagen, unabhängig zu schreiben und mein Leben wiederaufzubauen.“ Das sagt Ibrahim, der einen Bachelorabschluss in Sozialwissenschaften hat, über das Land, in das er flüchten musste. Was ihn motiviert, seine Chance in Österreich zu nutzen? „Zu sehen, dass andere geflüchtete Menschen, die hart gearbeitet haben, in einem neuen Land erfolgreich geworden sind.“ Gerade zu Beginn sei es nicht immer einfach, sagt Ibrahim. „Man muss sich Zeit nehmen, um die Sprache zu lernen und sich in der neuen Kultur zurechtzufinden, dann versteht man auch, wie die Gesellschaft funktioniert. Seit ich hierhergekommen bin, hat sich viel verändert.“ Das war 2021. Nicht einmal drei Jahre später spricht Ibrahim gut Deutsch und engagiert sich ehrenamtlich für andere Flüchtlinge. „Ich helfe zum Beispiel bei Familienzusammenführungen. Außerdem übersetze ich für andere somalische Flüchtlinge, die nicht gut Englisch oder Deutsch sprechen. Ich kenne ihre Probleme, deswegen unterstütze ich sie.“ Auf die Frage, wofür sein Herz schlägt, antwortet er: „Gemeinnützige Arbeit. Menschen, die sich für arme oder geflüchtete Menschen einsetzen, sind mein Vorbild. Ich verdiene zwar nichts dadurch, aber es macht mich glücklich, wenn ich helfen kann.“

Was möchtest du für die Situation von Flüchtlingen in Österreich ändern?

Für andere Flüchtlinge wünscht sich Ibrahim, dass sie in Österreich genauso eine Chance auf einen Neuanfang bekommen, wie er selbst. Dafür sei vor allem der Zugang zu Bildung wichtig, meint Ibrahim. „Geflüchtete Menschen sollten früher die Chance erhalten, eine Ausbildung zu beginnen. Sie haben die Fähigkeit, hier in Österreich etwas zu verbessern.“ Außerdem wünscht Ibrahim sich einen vereinfachten Zugang zur Staatsbürgerschaft. „Integration ist ein großes Projekt. Das kann nicht an einem Tag gelingen.“ Besonders wichtig für eine gelungene Integration ist für Ibrahim, dass Verbindungen zwischen geflüchteten und österreichischen Menschen geschaffen werden. „Wir leben alle gemeinsam hier in Österreich. Wir müssen uns darüber austauschen, wie wir unser Zusammenleben am besten organisieren, was wir füreinander tun können.“

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

An der Arbeit im Refugee Team schätzt Ibrahim vor allem die Chance, mit geflüchteten Menschen aus anderen Ländern in Kontakt zu kommen. „Wir sitzen alle an einem Tisch und können an Lösungen für Probleme arbeiten, die geflüchtete Menschen aus verschiedenen Ländern betreffen.“ Aus dieser Zusammenarbeit seien inzwischen auch Freundschaften entstanden, sagt Ibrahim.

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Hanna Listopad

Wurzeln: Mykolajiv, Ukraine
Jahrgang: 1981
Sprachen: Deutsch, etwas Englisch, Ukrainisch, Russisch

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Hanna floh gemeinsam mit ihren zwei Töchtern, ihrer Mutter und ihrer Schwester im März 2022 nach Wien.  

Vor dem Ausbruch des Kriegs hätte Hanna auf die Frage nach den wichtigsten Dingen in ihrem Leben so geantwortet: Auf dem ersten Platz stünde die Arbeit, dann die persönliche Entwicklung und zum Schluss die Familie. Ihre Fluchterfahrung hat sie umdenken lassen. „Wenn ein Krieg ausbricht und du fliehen musst, kannst du nichts in ein anderes Land mitnehmen, außer deine Liebsten. Sie sind das Wertvollste in meinem Leben.“  

Was motiviert dich? 

Obwohl der Krieg sie immer noch zerreißt und schrecklich ist, sieht sie auch neue Chancen. Hanna geht in diesem neuen Lebensabschnitt neue Wege und versucht, sich neu zu orientieren.
Seitdem sie in Wien ist, hilft sie anderen Flüchtlingen. Ihr liegt es, anderen Menschen Dinge leicht verständlich zu machen und Neues beizubringen. „Mich macht es sehr glücklich, die Erfolge anderer zu sehen.“ 

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team? 

„Ich bin seit November 2022 dabei. Die Gruppe besteht aus talentierten Spezialist*innen, die sich gegenseitig unterstützen. Das Team ermöglicht einen gemeinsamen Austausch und hilft mir auch, mein Deutsch zu üben und so zu verbessern.“

Interview und Text: Mascha Disman

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Kawkab Mardiennie

Wurzeln: Syrien
Sprachen: Arabisch, Deutsch, Englisch

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Dina Mohamad

Wurzeln: Sudan
Jahrgang: 1974
Sprachen: Arabisch, Deutsch, Englisch

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„Mein Hobby ist es, Menschen zu helfen. So war ich schon als Kind“, sagt Dina. Darum hat sie sich dafür entschieden, Psychologie mit dem Schwerpunkt Kinderpsychologie und Soziale Arbeit zu studieren: „Psychologie hilft auch in der sozialen Arbeit. Das sehe ich sehr klar in meiner praktischen Tätigkeit.“ Im Sudan, wo ihre Wurzeln liegen, hat Dina in einem Kindergarten als Pädagogin, Psychologin und Sozialarbeiterin gearbeitet. Doch dann musste sie fliehen: „Ich habe meine Arbeit verloren, meine Kolleg*innen, meine Sachen, meine Kleidung, meinen Schmuck – mein ganzes Leben.“ Ihre Heimat ist für Dina eine Erinnerung, die ihr Sicherheit gibt. Sie hat hier in Österreich ihr zweites Heimatland gefunden: „Wenn man in einem neuen Land gute Freundschaften und eine gute Community findet, dann wird es auch zu einer Heimat.“ Hier in Österreich arbeitet Dina als Sozialberaterin in einem Frauengesundheitszentrum. Dass sie selbst flüchten musste, hilft ihr im Kontakt mit ihren Klientinnen: „Ich habe die schlechte Erfahrung der Flucht gemacht, deswegen kenne ich das Gefühl, Hilfe zu brauchen.“

Was möchtest du für die Situation von Flüchtlingen in Österreich ändern?

 Aus eigener Erfahrung weiß Dina, dass eine erfüllende Arbeit wichtig ist, um sich in einem neuen Land wohlzufühlen. Sie hat oft miterlebt, dass Sprachkenntnisse ein Hindernis auf dem Weg dorthin sind: „Viele Leute mit Flucht- und Migrationshintergrund haben eine gute Ausbildung in ihrem Heimatlang genossen und viel Erfahrung in ihrem Beruf, aber hier in Österreich wird das nicht anerkannt. Österreich hilft den Menschen, Deutsch zu lernen, aber Deutsch ist eine sehr schwierige Sprache. Deutschkurse reichen nicht, um die Sprache zu beherrschen. Wichtig wäre auch, wenn die Leute Praktika in ihren beruflichen Feldern machen könnten.“ Daneben ist für Dina Voraussetzung einer gelungenen Integration, dass geflüchteten Menschen das österreichische Bildungssystem in Workshops erklärt und der Zugang zu Angeboten erleichtert wird.

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

„An der Arbeit im Refugee Team gefällt mir dieses schöne Gefühl, Flüchtlingen helfen zu können. Zum Beispiel bekommen wir im Refugee Team tolle Informationen, die wir an unsere Communities weitergeben. Das hilft vielen Menschen.“ Außerdem mag Dina die Zusammenarbeit im Refugee Team. „Gemeinsam können wir zu Lösungen für Probleme beitragen, die geflüchtete Menschen haben, z. B. bei der Ausbildung, Arbeitssuche oder der Erlangung der österreichischen Staatsbürgerschaft.“

Interview und Text: Anna Hassemer

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Dr. Suad Mohamed

Wurzeln: Somalia
Sprachen: Arabisch, Deutsch, Englisch, Hindi, Somali, Spanisch, Urdu

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„Vision without action is just a dream, action without vision just passes the time, and vision with action can change the world.“ Nach diesem Zitat, das auch Nelson Mandela oft verwendet hat, richtet Suad ihr Leben aus. Seit 2016 lebt die somalische Doktorin der Pharmazie in Wien. An der Medizinischen Universität Wien arbeitet sie zurzeit in einem Forschungsprojekt mit, das die medizinische Versorgung in Österreich im Hinblick auf weibliche Genitalverstümmelung (FGM) untersucht. Außerdem arbeitet sie bei der Diakonie als sozialmedizinische Beraterin und beim Roten Kreuz in der Familienzusammenführung. Die Familie hat für Suad einen besonderen Stellenwert. „Ich bin nicht in Somalia aufgewachsen. ‚Heimat‘ ist für mich daher dort, wo meine Familie ist, die Menschen, die ich liebe.“  Auch in Wien hat Suad tolle Freund*innen gefunden. „Einige von ihnen kann ich sogar meine Familie nennen.“

Was wünschst du dir für den Umgang mit Flüchtlingen in Österreich?

An der Kommunikation österreichischer Politiker*innen fällt Suad auf, dass sie häufig Probleme mit geflüchteten Menschen thematisieren. „Es gibt ganz andere Dinge, die die Politiker*innen zum Wohle des Landes in Angriff nehmen sollten. Ich kenne viele geflüchtete Menschen, die hart arbeiten und manche von ihnen erreichen wirklich gute Positionen. Ich habe Freund*innen, die als Ärzt*innen, Straßenbahnfahrer*innen, Ingenieur*innen und in vielen anderen Bereichen arbeiten. Warum spricht fast niemand über diese Beispiele? Stell‘ dir vor, du hast den ganzen Tag gearbeitet und hörst dann zuhause im Fernsehen so etwas wie: ‚Geflüchtete sind schlechte Menschen.‘ Wie fühlst du dich dann? Du fühlst dich nicht immer willkommen. Dabei tragen Geflüchtete viel zu Gesellschaft und Wirtschaft bei.“ Suad wünscht sich, dass Politiker*innen die Situation geflüchteter Menschen nicht für ihren eigenen politischen Erfolg auszunutzen, sondern sie aktiv verbessern.

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

Suad gefällt die Idee, die dem Refugee Team zugrunde liegt: „Oft sitzen geflüchtete Menschen nicht mit am Tisch, wenn Entscheidungen getroffen werden, die sie betreffen. Das Refugee Team ist eine Plattform die uns als Geflüchteten eine Stimme gibt. Hier können wir Verbesserungsvorschläge für den Umgang mit Geflüchteten machen.“ Dass den Refugee Team-Treffen Taten folgen, die zu Veränderung führen können, ist am wichtigsten für Suad: „Wenn auch nur ein erster Schritt zur Lösung eines Problems erfolgt, habe ich das Gefühl, dass meine Stimme und der Einsatz der Team-Mitglieder etwas bewirken können.“ Außerdem gefällt Suad die Atmosphäre im Team „Wir sind mittlerweile wie eine Familie geworden.“

Interview und Text: Anna Hassemer

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Dr. Tamador Omar

Wurzeln: Syrien
Jahrgang: 1976
Sprachen: Arabisch, Deutsch, Englisch

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„In meiner Heimat sagt man: Wenn mir jemand etwas gegeben hat, dann muss ich auch etwas zurückgeben. Ich bin sehr dankbar für alles, was hier in Österreich für mich getan wurde. Darum möchte ich auch etwas zurückgeben und ein Vorbild für meine Community sein.“ Ein Vorbild – das ist Tamador auf jeden Fall. Sie hat in Syrien Psychologie studiert und ihre eigene Praxis eröffnet. 2015 musste Tamador nach Österreich flüchten. Hier arbeitet sie als klinische Psychologin. Nicht nur im beruflichen Alltag liegt Tamador die Unterstützung anderer Menschen am Herzen. „Ich bin mit vier Brüdern aufgewachsen. Mein Vater hat damals schon gesagt, dass ich immer zuerst der Familie, den Nachbar*innen und Freund*innen helfe.“ Auch in Österreich setzt sich Tamador über ihre beruflichen Verpflichtungen hinaus für geflüchtete Menschen ein. „Wenn wir können, dann helfen wir einander gern.“ 

Was möchtest du für die Situation von Flüchtlingen in Österreich ändern? 

„In Deutschkursen sitzen manchmal Jugendliche mit Fünfzigjährigen zusammen. Das ist nicht gut für den Lernerfolg. Außerdem muss es viele Workshops geben, um neu ankommenden Menschen das Zusammenleben hier in Österreich zu erklären. Vieles läuft in ihren Heimatländern anders, vor allem in Bezug auf die Rolle von Männern und Frauen.“ Besonders wichtig ist Tamador die berufliche Qualifizierung. „Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil von Integration. Ich kenne zum Beispiel einen syrischen Mann, der zuerst selbst Taxifahrer war und dann nach ein paar Jahren 150 Mitarbeiter*innen hatte.“  Als Psychologin musste Tamador die Nostrifizierung, also das Anerkennungsverfahren für ausländische Prüfungen, selbst durchlaufen.

Sie empfiehlt: „Das Nostrifizierungssystem muss vereinfacht werden. Ich habe die Nostrifizierung zwar geschafft, aber für viele ist sie sehr schwierig. Dabei werden hier doch Menschen im Gesundheitssystem gebraucht.“ Außerdem kritisiert sie rassistische Diskriminierung bei der Arbeitsplatzsuche: „Es gibt viele schon nostrifizierte Ärzt*innen und Apotheker*innen, die auch gut Deutsch sprechen. Es kann nicht sein, dass sie keine Arbeit finden, weil sie ein Kopftuch tragen oder Ausländer*innen sind.“ 

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team? 

Das Refugee Team schätzt Tamador besonders als Ort, an dem die Mitglieder Probleme ansprechen können, die in ihren Communities bestehen. „Ich habe zum Beispiel Probleme bei der Familienzusammenführung und im Gesundheitssystem angesprochen“, sagt Tamador. Gemeinsam an Lösungen für die Probleme zu arbeiten, ist Tamador besonders wichtig. 

Interview und Text: Anna Hassemer

©UNHCR/Ariadne Kypriadi
Ramin Siawash

Wurzeln: Kabul, Afghanistan
Jahrgang: 1993
Sprachen: Farsi, Pashto, Deutsch, Englisch

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Ramin ist seit Ende 2015 in Österreich. Was ihn charakterisiert? Dass er niemals aufgibt, unabhängig davon, wie oft er in seinem Leben von null anfangen musste.  

Seine Flucht aus Afghanistan ist eines dieser einschneidenden Erlebnisse in seinem Leben. Da Ramin Englisch spricht, hatte er im Vergleich zu anderen bessere Möglichkeiten, mit der österreichischen Gesellschaft in Kontakt zu kommen. Sein vielfältiger Background an akademischer Bildung in den Bereichen Informatik, Wirtschaft, Journalismus sowie seine zahlreichen Erfahrungen in kreativen Projekten wie das Mitkuratieren der Ausstellung „Die Küsten Österreichs“ im Wiener Volkskundemuseum, sind ihm wichtig. Ihn inspiriert es, sein Wissen dafür zu nutzen, Neues zu erschaffen, das anderen hilft.

„Ich fühle mich gut, wenn ich weiß, dass ich jemanden geholfen habe – durch meine Erfahrungen und meine Erlebnisse, auf die ich zurückgreifen kann.

Was gefällt dir an der Arbeit im Refugee Team?

Laut Ramin bietet das Refugee Team eine weitere Möglichkeit, sich für gesellschaftliche Misstände einzusetzen. Er appelliert für mehr Akzeptanz gegenüber Flüchtlingen, unabhängig ihrer Herkunft.  

„Das Refugee Team ist wie eine kleine Familie. An diesem Team ist besonders, wie kompetent und vielfältig die Talente der Teammitglieder sind. Von Ärzt*innen bis Künstler*innen, ist jemand mit dabei. Außerdem ist die Dynamik im Team stark und man kann auch gut mit allen lachen.“