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Mein Weg vom Fußballspielen in Afghanistan zur Gründung von „Girl Power”

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Mein Weg vom Fußballspielen in Afghanistan zur Gründung von „Girl Power”

13 März 2024
Khalida Popal (Mitte) mit den gefüchteten Trainerinnen Malyun Hassan Farah (rechts) und Anastasiia Vasylyshyn (links) im Sandholm-Zentrum für Asylwerber in Dänemark. © Dana Roesiger

Im Herzen Afghanistans, einem vom Krieg gezeichneten Land, das für seine Schwierigkeiten, insbesondere für die Frauen, bekannt ist, habe ich durch den Sport Frieden und Ermutigung gefunden. Ich bin Khalida Popal, Mitbegründerin und ehemalige Spielerin der afghanischen Frauenfußballnationalmannschaft. Heute leite ich die Organisation Girl Power, eine Organisation, die Frauen und Mädchen auf der ganzen Welt Hoffnung geben soll.

Da ich in einem von Männern dominierten und vom Krieg gezeichneten Umfeld aufgewachsen bin, war Sport ein wirksames Mittel, um aktiv zu werden. Wir Frauen nutzten Sport, insbesondere Fußball, um mit Stereotypen zu brechen und junge Mädchen zu inspirieren, über die Grenzen ihrer Lebensumstände hinaus zu träumen.

Es hat sich für uns immer wieder bewiesen, dass Fußball, Menschen verbinden kann, unabhängig von Sprache, Religion oder politischer Überzeugung. Auf dem Spielfeld teilten alle eine gemeinsame Sprache der Sportsfreundschaft und Einheit, die gesellschaftliche Spaltungen vergessen lässt.

Fußball wurde so zu einer Möglichkeit, Freiheit zu erleben, wenn auch nur für ein paar Stunden während des Trainings. Fußball zu spielen, ermöglichte es uns, eine geschwisterliche Gemeinschaft aufzubauen und die gesellschaftlichen Zwänge zu überwinden, die Frauen an den Herd und nicht auf den Sportplatz drängten. Diese Bewegung führte zur Gründung der afghanischen Frauenfußballnationalmannschaft – ein historischer Moment für die Frauen des Landes.

Ich habe Fußball genutzt, um den Stimmlosen eine Stimme zu geben und gesellschaftliche Normen in Frage zu stellen. Aber schließlich wurde ich mit Bedrohungen konfrontiert, die mich zwangen, mein Land zu verlassen und als Flüchtling nach Europa zu kommen.

In den folgenden Jahren wurde das Wort „Flüchtling” zu einem wichtigen Titel. Wie viele andere musste ich mich den Herausforderungen stellen, die mit der Integration in eine neue Kultur und ein neues Land verbunden sind.

Meine Vergangenheit – die Sprache, die Traditionen und die Freundlichkeit meiner Community – wurden zu fernen Erinnerungen. Es war ein tiefer Verlust, als hätte ich einen Teil von mir selbst verloren. Der Verlust erstreckte sich nicht nur auf persönlicher, sondern auch auf beruflicher Ebene, als ich keinen Platz für die Ausbildung und die Fähigkeiten fand, die ich aus meinem Heimatland mitgebracht hatte. Sprachbarrieren und der Kampf um die Anerkennung meiner Qualifikationen erschwerten meine Bemühungen, durch eine sinnvolle Beschäftigung wieder ein Ziel und Selbstwertgefühl zu entwickeln.

Missverständnisse, Vorurteile und Diskriminierung drohten mich und andere von den Gesellschaften auszuschließen, die wir gerne unser Zuhause nennen würden.

Trotz dieser Herausforderungen spielte der Sport wieder einmal eine entscheidende Rolle beim Aufbau meiner eigenen Gemeinschaft. Er hat es mir ermöglicht, mein Wissen und meine Erfahrungen weiterzugeben und dem Land, das mir Schutz und Sicherheit gegeben hat, etwas zurückzugeben.

Meine Erfahrungen in Afghanistan und mein Wissen um die emanzipatorische Bedeutung von Fußball führten zur Gründung der Organisation Girl Power in Dänemark. Ihr Ziel ist es, das fortzusetzen, was in Afghanistan begonnen wurde.

Heute bietet Girl Power geflüchteten Frauen und Mädchen Betreuung, Bildung und Sportmöglichkeiten und hilft ihnen bei der Integration in ihrer neuen Heimat in der Europäischen Union, Großbritannien, Afrika, Australien und dem Nahen Osten. Die Organisation fördert ein starkes Netzwerk von Partnerschaften, das Frauen auf der ganzen Welt miteinander verbindet.

Es ist eine Bewegung, die von entschlossenen, mutigen und rebellischen Frauen geführt wird. Wir setzen uns für Menschenrechte ein, erheben unsere Stimme gegen Ungerechtigkeit und stärken die Stimmen derjenigen, die nicht für sich selbst sprechen können. Als Organisation wollen wir bestehende Strukturen in Frage stellen, unsere Unterschiede akzeptieren und stolz darauf sein und positive Veränderungen bewirken.

Einer unserer stolzesten Erfolge war die erfolgreiche Kampagne zur Evakuierung der afghanischen Frauenfußball- und Jugendnationalmannschaften und ihrer Familien im Jahr 2021.

Indem ich von meinem persönlichen Weg erzähle, möchte ich andere inspirieren, die einen ähnlichen Weg gegangen sind. Außerdem möchte ich mit meiner Geschichte ein Beispiel dafür geben, wie Flüchtlinge einen Beitrag leisten und einen Mehrwert für ihre Aufnahmegesellschaften schaffen können, wenn sie die Möglichkeit haben, sich zugehörig zu fühlen. Ich hoffe, dass Geschichten wie meine die politischen Entscheidungsträger erreichen. Ich wünsche mir, dass sie sich nicht darauf konzentrieren, Barrieren und Mauern zu errichten, um Flüchtlinge draußen zu halten, sondern dass sie eine solidarischere Gesellschaft fördern.

Ich habe meine Berufung durch den Fußball gefunden. So konnte ich meine Plattform nutzen, um eine sinnvolle Rolle in der Welt zu spielen und mich aktiv an der Suche nach Lösungen für die Herausforderungen zu beteiligen, mit denen ich als Frau und als Flüchtling konfrontiert bin.

Wenn Sie dies lesen und Ihren Lebenssinn noch nicht gefunden haben, sollten Sie diesen einfachen Schritt in Erwägung ziehen: Überlegen Sie sich, welche Dinge oder Themen Ihnen wichtig sind und wofür Sie sich begeistern. Danach machen Sie sich Gedanken darüber, wie Ihre Begeisterung zu positiven Veränderungen und Lösungen in der Gemeinschaft, in der Sie leben, beitragen kann. Wenn Sie Ihre Begeisterung mit einem größeren Ziel verbinden, können Sie sich auf eine Reise begeben, die nicht nur Sie selbst erfüllt, sondern auch einen bedeutenden Einfluss auf die Welt hat.