Millionen Vertriebene stehen vor einem harten Winter mit zu wenig Unterstützung
Millionen Vertriebene stehen vor einem harten Winter mit zu wenig Unterstützung
Sherin und ihre Cousinen sind Binnenvertriebene und leben in Kabul, der Hauptstadt von Afghanistan, mit ihren Familien in Zelten.
Mit den fallenden Temperaturen stehen in vielen Regionen Millionen Flüchtlinge und Binnenvertriebene vor einem entbehrungsreichen Winter – mit deutlich weniger Hilfe, da die humanitären Mittel dramatisch zurückgehen. Viele werden kaum Schutz vor der bitteren Kälte haben.
„Die humanitären Budgets sind bis zum Äußersten belastet, und die Winterhilfe, die wir in diesem Jahr leisten können, wird deutlich geringer ausfallen“, sagte Dominique Hyde, UNHCR-Direktorin für External Relations, die gerade von Reisen nach Syrien und Jordanien zurückgekehrt ist. „Familien müssen eisige Temperaturen aushalten – ohne Dinge, die viele von uns für selbstverständlich halten: ein richtiges Dach, Isolierung, Heizung, Decken, warme Kleidung oder Medikamente.“
UNHCR bittet dringend um Spenden
UNHCR startet aktuell seine weltweite Winterspendenkampagne, um vertriebenen Familien und Rückkehrer*innen in besonders betroffenen Regionen zu helfen, ihre dringendsten Bedürfnisse in den kommenden Monaten zu decken. Diese Kampagne zählt zu den wichtigsten Spendenaktionen der Organisation.
Da Regierungen ihre Unterstützung für Partner wie UNHCR in diesem Jahr drastisch kürzen, ist es umso wichtiger, dass Einzelpersonen und private Spender*innen einspringen, um Leben zu retten, während die Temperaturen fallen. UNHCR plant, mindestens 35 Millionen US-Dollar zu sammeln, um beschädigte Häuser zu reparieren, Unterkünfte zu isolieren, Kinder und ältere Menschen mit Wärme und Decken zu versorgen und Geld für Medikamente und warme Mahlzeiten bereitzustellen.
Schwierige Lage im Winter im Nahen Osten, Afghanistan und der Ukraine
Im Nahen Osten bleibt die Lage äußerst fragil. Dennoch konnten seit dem Sturz des Assad-Regimes mehr als eine Million Syrer*innen in ihr Land zurückkehren – viele jedoch zu zerstörten Häusern nach Jahren des Krieges. Besonders gefährdete Familien stehen der Kälte schutzlos gegenüber; aufgrund der Finanzkürzungen droht 750.000 Menschen der Verlust lebenswichtiger Unterstützung in dieser Wintersaison, darunter Decken, Matratzen, Küchensets, Solarlampen und Winterkleidung.
„Familien, die ich in Jordanien getroffen habe, halten an der Hoffnung auf Rückkehr fest, sind aber überwältigt von der enormen Herausforderung des Wiederaufbaus“, fügte Hyde hinzu. „Mit einem bitterkalten Winter vor der Tür kämpfen die meisten mit fast nichts gegen die Schwierigkeiten an.“
In Afghanistan setzen Minusgrade bereits vielen Familien zu. Neun von zehn Afghan*innen leben nach über vier Jahrzehnten Konflikt in Armut. Das Land steckt weiterhin in einer Wirtschaftskrise, mit steigender Arbeitslosigkeit und völlig überlasteten öffentlichen Diensten und sozialen Unterstützungssystemen. In diesem Jahr sind über 2,2 Millionen Afghan*innen aus Pakistan und Iran unter äußerst schwierigen Bedingungen zurückgekehrt, oft ohne Besitz und ohne Perspektive. Mansche Rückkehrer*innen sind zum ersten Mal in ihrem Leben in Afghanistan. Zwei verheerende Erdbeben in den letzten Monaten haben die Lage vieler Familien zusätzlich verschärft.
Für Millionen Menschen in der Ukraine – darunter auch Millionen Binnenvertriebene - ist dies bereits der vierte Winter des großflächigen Krieges. Der humanitäre Bedarf wächst weiter, da zunehmende Angriffe zivile Opfer fordern und die Infrastruktur zerstören, was Gas-, Strom- und Wasserversorgung immer wieder unterbricht. Die Temperaturen können auf bis zu -20 °C fallen, und Familien, die bereits seit Jahren unter Gewalt und Zerstörung leiden, stehen vor einer besonders harten Zeit.
„Während die Temperaturen auf der Nordhalbkugel sinken, sinkt leider auch die humanitäre Finanzierung“, sagte Hyde weiter. „Vertriebene Familien dürfen den Winter nicht allein überstehen müssen. Unsere Teams sind vor Ort und entschlossen, Flüchtlinge vor der Kälte zu schützen – aber uns laufen Zeit und Mittel davon. Wir brauchen dringend mehr Unterstützung, um das Leben vieler Menschen zumindest ein wenig erträglicher zu machen.“
Beispiele, wie Spenden helfen können:
- Mit 30 US-Dollar kann in Afghanistan ein Bukhary, ein traditionelles Heizgerät, bereitgestellt werden, um eine Familie warmzuhalten.
- 53 US-Dollar ermöglichen einem Flüchtling in Jordanien den Zugang zu medizinischer Versorgung.
- 80 US-Dollar finanzieren ein Wärme-Kit für Menschen in der Ukraine, um ihre Wohnungen zu beheizen.
- 95 US-Dollar unterstützen ein geflüchtetes Kind in Moldau mit Winterkleidung.
- 120 US-Dollar stellen einem Flüchtlingshaushalt im Libanon ein Reparatur-Kit zur Verfügung, um die Unterkunft winterfest zu machen.
- 181 US-Dollar finanzieren ein Winterhilfepaket für eine Familie in Syrien.