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Ist das fair? Eine Geschichte von Mirvat Abara

Ist das fair? Eine Geschichte von Mirvat Abara

16 März 2021
Mirvat Abara ist Hobby-Schriftstellerin, Lehrerin für Mathe und Chemie und studiert derzeit Maschinenbau. 2015 ist sie mir ihrer Familie aus Syrien nach Österreich geflüchtet. ©privat

Das Adrenalin in meinem Körper war sehr hoch, positiv hoch. Wir sind im Herbst nach lzmir gekommen. Trotzdem konnte ich die Schönheit des Wetters bemerken - und ich fing an, meinen Kindern viele Geschichten über das Meer und Meerjungfrauen zu erzählen.

Als ob wir Touristen wären. Aber das war angenehm für sie. Es war für meinen Mann sehr klar, dass ich in der Realitätsverweigerungssituation war. Als er die Rettungsweste kaufte, kaufte ich Chips, Schokolade und Kekse. Als er eine Reifenluftpumpe kaufte, suchte ich bunte Hüte, auch wenn ich wusste, dass die Meerfahrt in der Nacht sein wird. Und als die türkische Polizei uns gejagt hat, war ich so aufgeregt, als ob wir in einem amerikanischen Gangsterfilm mit Robert de Niro und Denzel Washington wären. PS: Nein, ich nehme keine Drogen!

Jedenfalls: Um 23 Uhr waren wir am türkischen Strand. Wir hatten kurz Zeit, um die Rettungsweste anzuziehen, bevor die türkische Polizei kam. Aber ich war in meiner eigenen Welt. Als mein Mann sich und den Kindern die Weste anzog, habe ich mich gefragt: Was essen wir als Erstes? Salziges Essen oder Süßes? ...

Nach etwa 4,5 Stunden sind wir, trotz der mit uns ballspielenden Wellen, am griechischen Strand angekommen. Und als ich den Boden angefasst habe, mich daran festgehalten habe, sind die komischen Ideen wieder zurückgekommen. Aber ich habe mir gesagt: Das Leben ist noch komischer als meine Ideen - wenn ein kleines Nussschalenboot einen anderen Kontinent erreichen kann, während die unbesiegbare Titanic ertrinkt.

Rest in peace, alle Menschen aller Zeiten, und in allen Meeren dieser Welt!