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Ramadan zeigt Verzweiflung von Millionen von Syrern

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Ramadan zeigt Verzweiflung von Millionen von Syrern

8 Juni 2016
Abdulmomen sitzt auf dem Motorrad seiner Familie während seine Schwestern Thoha und Meshaal ein Iftar-Mahl vorbereiten. Die Familie lebt im Baharka IDP Camp im Irak. © UNHCR/Ed Ou

AMMAN, Jordanien – Für Abu Ahmad hat der Fastenmonat Ramadan schlecht begonnen. Der 44-jährige stammt aus Homs und er und seine Familie hatten sich darauf gefreut in ihrer kleinen Wohnung in der jordanischen Hauptstadt Amman das traditionelle iftar-Mahl nach ihrem ersten Fastentag einzunehmen, als das Gas im Kocher plötzlich leer war.

„Diesen Monat habe ich jede Menge Schulden und ich hatte nicht mal die sieben Dinars (US$10) für eine neue Gaskartusche. Ich musste zu unseren jordanischen Nachbarn gehen und sie fragen, ob sie mir das Geld leihen könnten, damit wir etwas zu essen kochen können.“, erzählt Abu Ahmad UNHCR.

In Syrien war Ramadan für Abu Ahmad eine besondere Zeit, eine Zeit in der die ganze Großfamilie für abendliche Gebete zusammen kam, gemeinsam aß und dann lange Nächte in den Parks der Nachbarschaft verbrachte und die Kinder mit Süßigkeiten und andere Leckereien verwöhnte.

Der diesjährige Ramadan ist für die Familie von Abu Ahmad bereits der dritte im Exil und die Unterschiede zu ihrem Leben daheim sind groß. „Hier haben wir nie genügend Geld für Essen, auch an einem ganz normalen Tag, aber besonders während des Ramadans. Meine Kinder sehnen sich nach Sachen, die wir uns nicht leisten können – wie zum Beispiel Äpfel und Saft. Da wir kein Geld haben, verbringen wir unseren Ramadan hier fast komplett im Haus.“

Der Konflikt in Syrien dauert bereits fünf Jahre an und Geschichten wie die von Abu Ahmad gibt es in Syrien und in den benachbarten Ländern viele. Die jüngsten Daten des UNHCR zu den zwei Hauptaufnahmeländern von syrischen Flüchtlingen – Jordanien und der Libanon – zeugen von einem alarmierenden Anstieg von persönlicher Verschuldung und Verarmung. Zum diesjährigen Ramadan wird es für Syrer schwerer als je zuvor, am Ende des Tages Essen auf dem Tisch zu bringen.

UN-Flüchtlingskommissar Filippo Grandi veröffentlichte am 6. Juni ein Video, in dem er auf die Notlage der Millionen von Männern, Frauen und Kinder aufmerksam machte, die inmitten von Gewalt oder im Exil den heiligen Monat feiern.

In Jordanien leben 86 Prozent der 655.000 registrierten syrischen Flüchtlinge in Dörfern und Städten des Landes sprichwörtlich von der Hand in den Mund. 93 Prozent leben unter der nationalen Armutsgrenze von monatlich US$ 88 pro Person. Aktuelle Zahlen zeigen, dass Dreiviertel der Familien, die außerhalb der Flüchtlingscamps leben, sich verschuldet haben. Durchschnittlich sind sie mit US$1.038 verschuldet, einschließlich unbezahlter Miete.

Fast die Hälfte aller syrischen Haushalte ist darauf angewiesen, sich Geld zu leihen oder Nahrung auf Kredit zu kaufen. Mehr als ein Viertel gab zudem an, Ausgaben in anderen essentiellen Bereichen, wie zum Beispiel Bildung oder Gesundheit, gespart zu haben, um genügend Geld für Nahrung zu haben.

Wegen dieser Armutsspirale greifen Flüchtlinge in Jordanien zu immer drastischeren Maßnahmen. Nur 20 Prozent der Haushalte gaben an, mindestens einmal die Woche Obst zu essen, während in 40 Prozent der Familien mindestens eine Person sich auf ein risikoreiches, illegales, entwürdigendes und befristetes Arbeitsverhältnis eingelassen hat, um für Nahrung und Miete aufkommen zu können.

Im Libanon leben 1,05 Millionen syrische Flüchtlinge und Zahlen von Ende März zeigen, dass die Anzahl der verschuldeten Familien auf 91 Prozent gestiegen ist. Im Durschnitt sind diese Familien mit US$ 940 verschuldet. 70 Prozent der gesamten Flüchtlingsbevölkerung im Libanon lebt unterhalb der Armutsgrenze von täglich US$ 3,84 pro Person. 80 Prozent der syrischen Flüchtlinge dort sind Frauen und Kinder.

Die Zahl der gekochten Mahlzeiten, die täglich von Flüchtlingen im Libanon gegessen werden, geht stetig zurück. 2015 – das letzte Jahr, für das bereits Zahlen vorliegen – gab einer von drei Familienmitgliedern an, nur eine oder keine warme Mahlzeit am Tag zu sich zu nehmen. 2014 war es noch einer von vier Familienmitgliedern. Die zunehmende Armut führt außerdem zu weniger nahrhaften Essgewohnheiten: 60 Prozent der Haushalte gaben an, dass sie es sich nicht leisten konnten im vergangenen Jahr täglich Obst oder Gemüse zu essen.

In  Syrien leben zwei Drittel der Bevölkerung in extremer Armut. Viele können sich nicht einmal das Mindestmaß an überlebenswichtiger Nahrung leisten. Die Situation wurde durch extrem steigende Preise noch verschlimmert; Grundnahrungsmittel wie Brot kosten mittlerweile das Doppelte wie im vergangenen Jahr.