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Syrischer Elektroniker bei der Bahn auf dem Weg in bessere Zukunft

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Syrischer Elektroniker bei der Bahn auf dem Weg in bessere Zukunft

10 Juni 2020
Mohammad und ein Kollege überprüfen die Elektronik eines ICE-Zuges. © UNHCR / Gordon Welters

„Ärzte und Elektroniker dürfen keine Fehler machen“, sagt Mohammad, ein Auszubildender im zweiten Lehrjahr. „Deshalb arbeite ich immer hart, um mich auf jede Aufgabe zu konzentrieren. Niemand ist perfekt, aber ich möchte alles perfekt machen.“

Mohammad, 28, lernt die Wartung von ICE-Hochgeschwindigkeitszügen (InterCity Express). Er arbeitet im Depot in Hamburg-Eidelstedt, dem größten in Deutschland. Bis zu acht Fernzüge können dort gleichzeitig gewartet und repariert werden.

Jeder Zug kommt alle zwei Tage oder nach einer Fahrstrecke von 3.600 Kilometern zur Inspektion, Reinigung und Wartung.

Arbeit zu finden, ist für Flüchtlinge wie Mohammad ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem neuen Leben in den Aufnahmeländern. Viele Sektoren in Deutschland haben Programme für Neuankömmlinge geschaffen und gleichzeitig Lücken auf dem Arbeitsmarkt geschlossen. Der Schlüssel dazu ist, sich an ein neues System anzupassen.

 

„Es geht um Regeln, Regeln, Regeln und Pünktlichkeit“, sagt er. Die Integrationsprogramme der Deutschen Bahn sind auf Online- und Fernunterricht umgestiegen, damit der Unterricht trotz der obligatorischen Schließung von Bildungseinrichtungen aufgrund der COVID-19-Pandemie, weitergehen kann. So findet zum Beispiel der Deutschunterricht nun per Telefon statt.

Mohammad half als Kind auf der großen Olivenfarm seiner Familie in Idlib, im Nordwesten Syriens. Aber er war in Mathematik und Physik begabt und wusste, dass er für eine praktische, technische Rolle geeignet war. Er hoffte nach der Schule studieren zu können.

    „Ich war so glücklich über diese Gelegenheit.“

Dann brach der Krieg aus und 2014 floh er in der Hoffnung zu einem älteren Bruder in Schweden zu gelangen. Nach Jahren der Ungewissheit wurde ihm 2017 in Deutschland Asyl gewährt. Er hatte sich bereits selbst etwas Deutsch beigebracht und wollte Elektroniker werden. Doch es war schwer, Fuß zu fassen. In jenem Jahr schickte er 200 Bewerbungen.

Dann entdeckte er eine Anzeige für Chance Plus, ein Einstiegsqualifizierungsprogramm der Deutschen Bahn, das Neuankömmlinge auf eine prestigeträchtige Berufsausbildung vorbereiten soll. Das Programm bietet jährlich 300 Bewerbern in neun deutschen Städten Plätze an. Mohammad erhielt einen Platz für einen Kurs, der im September 2017 in Hamburg begann und sicherte sich sein Praktikum im darauffolgenden Sommer.

„Ich war so froh, dass ich die Chance bekam, nachdem ich mich so sehr bemüht hatte“, sagt Mohammad. In den nächsten drei Jahren wird er viele Dinge lernen, von der Installations- und Steuerungstechnik bis hin zur Programmierung.

    „Ich sehe, dass ich jetzt sicherer bin.“

Wenn er seine Abschlussprüfungen besteht, ist ihm eine feste Anstellung bei der Deutschen Bahn garantiert. Sein Lernen hört nie auf. „Im Zug lese ich immer etwas. Das ist besser, als auf mein Telefon oder aus dem Fenster zu schauen“, sagt er.

Der Kurs hat auch noch andere Vorteile. „Wir sehen, wie sich die Teilnehmer [...] persönlich entwickeln, den Kontakt zu Kollegen vertiefen, offener werden und hier ein soziales Leben beginnen“, sagt Ulrike Stodt, bei der Deutschen Bahn Leiterin der Qualifizierungsprogramme für Flüchtlinge. Die Bahn setzt sich laut Stodt dafür ein, dass Flüchtlinge die für den deutschen Arbeitsmarkt notwendigen Zertifikate und Qualifikationen erwerben. Der Einsatz zahle sich am Ende aus, sagt sie.

„Wir würden immer andere Unternehmen ermutigen, Flüchtlingen einzustellen, sie auszubilden und in die Belegschaft zu integrieren", sagt Stodt. Jetzt auf dem Weg in eine sichere Zukunft, vermisst Mohammad seine Familie, weiß aber, dass er Glück hat. „Wenn ich zurückblicke, sehe ich, dass ich jetzt in Sicherheit bin und bessere Aussichten für die Zukunft habe“, sagt er.