UNHCR schockiert über Katastrophe im Mittelmeer
UNHCR schockiert über Katastrophe im Mittelmeer
GENF, Schweiz – Im Hinblick auf die aktuelle Tragödie im Mittelmeer appelliert UNHCR erneut an die Regierungen, der Rettung von Menschenleben allerhöchste Priorität einzuräumen. Ebenso ist ein Ausbau der Such- und Rettungskapazitäten dringend erforderlich. Zum jüngsten Unglück kam es durch das Kentern eines Bootes am letzten Montag etwa 120 Kilometer südlich von Lampedusa. 142 Menschen konnten gerettet und neun Leichen geborgen werden. Weitere 400 Flüchtlinge, die sich nach Aussagen der Überlebenden an Bord befunden haben sollen, gelten als vermisst.
„Ich war zutiefst schockiert, als ich hörte, dass ein weiteres überfülltes Boot im Mittelmeer gekentert ist und dabei 400 Menschen ums Leben kamen. Dies zeigt erneut, dass ein funktionierendes -Rettungsprogramm im Mittelmeer von enormer Bedeutung ist“, sagt UNHCR-Flüchtlingshochkommissar António Guterres. „Leider wurde Mare Nostrum nie mit einem gleichwertigen Rettungsprogramm ersetzt. Gleichzeitig fehlen für Schutzbedürftige auch legale Wege, um nach Europa zu kommen.
Mare Nostrum war eine große Such- und Rettungsoperation im Mittelmeer und wurde von Italien als Folge der Lampedusa-Katastrophe im Oktober 2013, bei der Hunderte Menschen bei zwei Bootsunglücken ertranken, ins Leben gerufen. Die Operation wurde mit Dezember 2014 eingestellt.
Die Route über das Mittelmeer hat sich in den letzten Jahren als der gefährlichste der vier Hauptseewege, welche von Flüchtlingen und Migranten genutzt werden, erwiesen. Die anderen drei Hauptrouten liegen in den Bahamas und der Karibik, im Roten Meer und dem Golf von Aden sowie im bengalischen Golf. Im Jahr 2014 überquerten 219.000 Flüchtlinge und Migranten das Mittelmeer. 3.500 kamen dabei ums Leben.
Für das Jahr 2015 liegen bislang 31.500 dokumentierte Fälle von Mittelmeerüberquerungen nach Italien und Griechenland, den beiden Hauptankunftsländern, vor. In letzter Zeit stieg diese Anzahl stark an. Der italienischen Küstenwache zufolge konnten seit 10. April etwa 8.500 Menschen von einigen Dutzend Schiffen und Schlauchbooten gerettet werden. Wenn sich die befürchteten 400 Todesopfer der aktuellen Katastrophe bewahrheiten , sind in diesem Jahr bereits 900 Menschen im Mittelmeer umgekommen.
UN-Flüchtlingshochkommissar Guterres, der aktuell in Beirut ist, sagte: „Ich befinde mich hier im Libanon und wir wissen, dass Syrer immer größere Risiken auf sich nehmen, um europäisches Territorium zu erreichen. Für all jene, die Schutz benötigen, ist es sehr wichtig, die Anzahl der Resettlement- und humanitären Aufnahmeplätze zu erhöhen, eine flexiblere Visa-Politik einzuführen sowie die Familienzusammenführung verstärkt zu fördern und ich wiederhole ebenso die Notwenigkeit eines effektiven Mechanismus zur Rettung von Menschen im Mittelmeer.“
UNHCR setzt sich bei der Europäischen Union sowie den Mitgliedsstaaten für ein umfassendes und rasch umzusetzendes Maßnahmenpaket ein, um Herausforderungen, die sich durch lebensgefährliche Überfahrten ergeben, anzugehen.
UNHCR hat Vorschläge ausgearbeitet und übermittelt, die unter anderem die Etablierung einer soliden Such- und Rettungsoperation, einen Plan zur Kompensierung von an Rettungsaktionen beteiligter Reedereien und die Förderung von legalen Möglichkeiten der Einreise, wie Resettlement, humanitäre Visa und andere innovative Möglichkeiten ebenso beinhaltet wie ein Pilotprojekt zur Relocation für syrische Flüchtlinge, die in Griechenland und Italien ankommen.