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Es ist Zeit, über geschlechtsspezifische Gewalt zu diskutieren

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Es ist Zeit, über geschlechtsspezifische Gewalt zu diskutieren

18 März 2022 Auch verfügbar auf:
Das UNHCR-Büro für die Schweiz und Liechtenstein lanciert gemeinsam mit dem Verein “Frauen-Tische/Männer-Tische” ein neues Projekt zum Thema “Geschlechtsspezifische Gewalt”. © Femmes Tisches / Annette Boutellier
Mit wem können Flüchtlingsfrauen über sexuelle Gewalt sprechen? Wie finden Migrantinnen zusammen, die misshandelt wurden? Seit 25 Jahren bietet der Verein «Femmes-Tische/Männer-Tische» moderierte Gesprächsrunden, in denen Menschen in sicherer Atmosphäre über sensible Themen sprechen können.

Die Hälfte aller Frauen und Mädchen, die in der Schweiz Asyl suchen, wurden Opfer sexueller Gewalt. Bei häuslicher Gewalt ist der Anteil betroffener Frauen viermal höher, als bei Schweizerinnen. (Mehr Information hier) Doch an wen wenden sich diese Frauen, um offen über ihre Gewalterfahrungen zu reden? Wo finden sie andere Frauen mit ähnlichen Lebensgeschichten?

In Zusammenarbeit mit dem UNHCR-Büro für die Schweiz und Liechtenstein lanciert der Verein «Femmes-Tische/Männer-Tische» nun ein neues Angebot zum Thema «Geschlechtsspezifische Gewalt». In moderierten Gesprächsrunden können sich Flüchtlings- und Migrantenfrauen – und Männer –, über die Folgen geschlechtsspezifischer Gewalt austauschen und erhalten Informationen über Gewaltprävention und die Warnsignale bei Gewaltopfern, die Rechtslage in der Schweiz oder wo sie bei Bedarf adäquate, professionelle Hilfe finden.

Was 1996 klein begann ...

Die ersten Gesprächsrunden von Femmes-Tische entstanden 1996 mit dem Ziel, niederschwellige Angebote für die Elternbildung zu schaffen. Seit 2014 gibt es sie auch in Form von Männer-Tischen. Das Angebot sprach von Beginn weg vor allem Flüchtlinge und Migrantinnen und Migranten an, die aufgrund sprachlicher, organisatorischer oder finanzieller Hürden oft nur beschränkten Zugang zu bestehenden Regelangeboten haben. «Die Gespräche finden in der Sprache der Teilnehmenden statt. Damit wird eine vertrauensvolle Atmosphäre geschaffen», sagt die Moderatorin Yasmin Jundi, die seit vier Jahren Gesprächsrunden mit syrischen und kurdischen Flüchtlingsfrauen im Kanton Basel durchführt.

Zusammen mit Fachstellen entwickelt Femmes-Tische/Männer-Tische die Materialien für die unterschiedlichen Gesprächsrunden und schult die Moderatorinnen und Moderatoren an den verschiedenen Standorte. Das neue Moderationsset mit den wichtigen Informationen zum Thema geschlechtsspezifische Gewalt wird ab Mai 2022 in einem Pilotversuch an ausgewählten Standorten getestet. Voraussichtlich bis Ende des Jahres sind die Materialien dann soweit fertiggestellt, dass sie  über die Webseite von Femmes-Tische/Männer-Tische allen Interessierten zur Verfügung gestellt werden.

... gibt es heute in 20 Sprachen an 30 Standorten

Heute bietet «Femmes-Tische/Männer-Tische» moderierte Gesprächsrunden in mehr als 20 Sprachen an über 30 Orten in der Schweiz und Liechtenstein an. «Die Gesprächsrunden sind ein Peer-to-Peer-Angebot, das Menschen mit ähnlichen Lebensgeschichten zusammenbringt. Sie ermöglichen es, relevante Fragen zu diskutieren und im Gespräch auf Augenhöhe passende Lösungen zu finden, die auch umgesetzt werden können», bestätigt Geschäftsführerin Isabel Uehlinger. «Die Gespräche werden in kleinen Gruppen, mehrheitlich bei einer Moderatorin oder einem Moderator zuhause durchgeführt. Dies erlaubt eine entspannte Atmosphäre, um über wichtige und sensible Themen zu diskutieren».

Die Diskussionsrunden behandeln die unterschiedlichsten Themen zu Gesundheit, Familie, Erziehung sowie Integration. Die Teilnehmenden können wertvollen Erfahrungen weitergeben, die anderen Menschen den Start im neuen Land erleichtern. «Wir stellen oft eine Brücke zu Fachstellen her und erklären den Teilnehmenden, wo sie Hilfe bekommen können», bestätigt Yasmin Jundi. Ausserdem führen die Gesprächsrunden zu einem Wissenszuwachs, einem verstärkten Verantwortungsbewusstsein, zu positiveren Einstellungen und zu Verhaltensänderungen bei den Teilnehmenden. Dies bestätigte kürzlich eine Wirkungsanalyse, die von der Berner Fachhochschule durchgeführt wurde.

Nächstes Projekt: Einbürgerungs-Memory

Viele weitere, interessante Innovationsprojekte werden auf die Initiative von «Femmes Tische/Männer Tische» entwickelt, wie zum Beispiel ein «Memory» für Yverdon-les-Bains. In Form des bekannten und beliebten Spiels will die Stadt die manchmal komplizierten Kriterien für eine Einbürgerung auf einfache, eingängige Weise erklären. In Yverdon-les-Bains hofft man, damit künftige Bewerberinnen und Bewerbern bei ihren Schritten zur Schweizer Staatsbügerschaft besser zu unterstützen.

Die Anmeldung für die Gesprächsrunden von Femmes-Tische/Männer-Tische ist einfach und unverbindlich. Die Treffen werden oft über informelle Netzwerke, wie soziale Medien oder WhatsApp-Chats organisiert. Falls Sie interessiert sind, an einem Gespräch teilzunehmen, zögern Sie nicht, sich direkt bei dem zuständigen Standort in Ihrem Wohnort zu melden. Mehr Information finden Sie hier.

Ausführliche Informationen zum Programm «Femme Tische/Männer-Tische» und zum Projekt Geschlechtsspezifische Gewalt erhalten Sie bei:

Isabel Uehlinger, [email protected], 058 400 47 60, www.femmestische.ch