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Im zentralen Mittelmeer ertrank einer von 15 Menschen.
Im vergangenen Jahr sind im Schnitt jeden Tag sechs Menschen bei der versuchten Überquerung des Mittelmeers ertrunken. Das geht aus der Bilanz für das Jahr 2018 vor, die der Hohe Flüchtlingskommissars der Vereinten Nationen (UNHCR) am Mittwoch veröffentlicht hat. Insgesamt starben 2275 Menschen. Besonders dramatisch war es im zentralen Mittelmeer: Auf den Routen von Libyen nach Europa bezahlte jeder 15. Flüchtling und Migrant den Versuch, das Mittelmeer zu überqueren, mit dem Leben.
„Menschen aus Seenot zu retten ist keine Frage für Debatten oder die Politik, es ist eine Verpflichtung seit Menschengedenken“, sagte Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge. „Wir können diese Tragödie beenden, wenn wir den Mut und den Weitblick haben, über das nächste Boot hinauszublicken. Wir müssen einen langfristigen Ansatz der regionalen Zusammenarbeit finden, in deren Mittelpunkt das Leben und die Würde des Menschen stehen.“
Auch durch ausbleibende Seenotrettung war das Mittelmeer nach UNHCR-Angaben wieder der tödlichste Seeweg der Erde. Insbesondere im zentralen Mittelmeer stieg die Zahl der Toten drastisch. Tausende Überlebende wurden in libysche Internierungslager gebracht, wo sie unter entsetzlichen Bedingungen ausharren.
Die Politik einiger europäischer Staaten habe dafür gesorgt, dass viele Menschen in Not auf See festsaßen und tagelang warten mussten, bis ihnen geholfen wurde. Boote und Mannschaft von Rettungsschiffen würden bei ihren Hilfsmissionen immer weiter eingeschränkt. UNHCR betonte, dass die Überquerung des Mittelmeeres für die meisten Menschen die letzte Etappe einer alptraumhaften Reise sei, auf der sie Folter, Vergewaltigung und Misshandlung erlebt hätten und oft Opfer von Entführungen wurden, um Lösegeld zu erpressen. Die Staaten müssten umgehend gegen diese Kriminalität vorgehen, die Schleusernetzwerke zerschlagen und die Schuldigen zur Verantwortung ziehen.
Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 139 300 Flüchtlinge und Migranten in Europa an, die mit Abstand geringste Zahl seit fünf Jahren. Im Jahr zuvor waren es 172 301, zwei Jahre davor noch 1 015 078. Das Sterben hat auch im neuen Jahr nicht aufgehört: In den ersten Wochen des Jahres 2019 sind nach UNHCR-Schätzung schon 185 Menschen im Mittelmeer ertrunken.
Der UNHCR-Bericht macht auch deutlich, dass sich die Routen auf dem Mittelmeer verlagert hätten. Spanien sei nun das wichtigste Ziel mit 8000 Ankünften über Land (in den Enklaven Ceuta und Melilla) und weiteren 54 800 über See. In Italien kamen 23 400 Flüchtlinge und Migranten an, ein Fünftel der Zahl des Vorjahres. In Griechenland war die Zahl stabil: Nach 30 000 Menschen im Jahr 2017 waren es im vergangenen 32 500, die das Land über das Mittelmeer erreichten.
Der UNHCR-Report berichtet aber auch von hoffnungsvollen Zeichen. Trotz des politischen Stillstands bei der Suche nach einer Lösung des Problems gebe es die Bereitschaft vieler Staaten, Gerettete aufzunehmen. Das könne das Fundament für eine dauerhafte Lösung sein. Zudem wurden Tausende Plätze für die Härtefallaufnahme (Resettlement) zugesagt, um Menschen in libyschen Internierungslagern aus ihrer Situation befreien zu können.
Der Bericht „Desperate Journeys“ auf Englisch ist hier abrufbar.
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