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Hoch hinaus: Maya Ghazal wird erste syrische Pilotin mit Fluchterfahrung

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Hoch hinaus: Maya Ghazal wird erste syrische Pilotin mit Fluchterfahrung

Zehn Jahre nach ihrer Ankunft im Vereinigten Königreich hat UNHCR-Sonderbotschafterin Maya Ghazal offiziell ihre Pilotenlizenz erhalten – und hofft, mit ihrem Erfolg andere dazu zu ermutigen, groß zu träumen.
17. Juli 2025
Eine Gruppe von Absolventinnen und Absolventen und ihre Familien in einer großen Halle mit Flugzeug

Maya Ghazal und ihre Kolleg*innen bei der Abschluss-Zeremonie von TUI Airline im Luftfahrtmuseum Aerospace Bristol unter einer Concorde.

Die Zertifikatsverleihung im Museum Aerospace Bristol im Westen Englands war nicht nur ein feierlicher Abschluss für eine Gruppe junger Pilot*innen. Für Maya Ghazal war es auch ein persönlicher Meilenstein: vor genau zehn Jahren kam sie als Flüchtling aus Syrien im Vereinigten Königreich an. Als Second Officer darf sie nun offiziell Boeing-737-Flugzeuge fliegen.

Wo alles begann: Kindheit in Damaskus

Aber zurück zum Anfang: Maya wuchs in Damaskus auf. „Ich hatte eine große Familie, viele Freund*innen, ich liebte mein Zuhause und war stolz auf mein Land“, erzählt sie. Doch dann kam der Krieg. Drei Mal musste sie die Schule wechseln – jedes Mal, weil das vorherige Schulgebäude bombardiert worden war.

Als sich die Situation immer weiter zuspitzte, flüchtete ihr Vater nach Europa. In Großbritannien erhielt er Asyl. Dank eines Familiennachzugsprogramms konnten Maya, ihre Mutter und ihre beiden jüngeren Brüder zu ihm nachkommen.

Ein Neuanfang mit Hindernissen

„Als ich im Vereinigten Königreich ankam, wurde ich von so vielen Schulen abgelehnt, weil niemand wusste, wie man mit meinen syrischen Schulzeugnissen umgehen sollte. Die Langeweile und Einsamkeit, den ganzen Tag zu Hause eingesperrt zu sein, waren für mich erschreckend – ich hatte das Gefühl, meine Zukunft begann sich aufzulösen. Aber schließlich, nach Monaten, bekam ich einen Platz am College. Und dann war ich eines Tages mit meiner Mutter in der Nähe des Flughafens Heathrow – ich war völlig fasziniert von den Flugzeugen, die starteten und landeten. Ich wollte einfach den ganzen Tag dort sitzen und zusehen. Da wusste ich: Ich will Pilotin werden.“

Gegen alle Widerstände

Die Ausbildung zur Pilotin ist anspruchsvoll – und nur etwa fünf Prozent der Pilot*innen weltweit sind Frauen. „Wieder wurde mir gesagt: ‚Das kannst du nicht schaffen.‘ Aber ich wollte das Gegenteil beweisen.“

Maya brachte sich selbst Englisch bei und schloss ein Studium in Luftfahrttechnik ab. 2023 wurde sie für das 19-monatige Intensiv-Ausbildungsprogramm der TUI Airline ausgewählt – ein Meilenstein auf dem Weg ins Cockpit.

„Resilienz ist entscheidend, wenn man Pilotin werden will“, sagt Maya. „Es gab viele Herausforderungen, aber es ist ein unglaubliches Gefühl, im Cockpit zu sitzen. Der Moment, in dem du ein Flugzeug steuerst, ist auch der Moment, in dem du deinen eigenen Weg bestimmst.“

Maya Ghazal in Pilotinnen-Uniform

Maya Ghazal, UNHCR-Sonderbotschafterin und Flugzeug-Pilotin.

Feierlicher Abschluss – und ein neuer Anfang

In einem riesigen Hangar, in dem die letzte geflogene Concorde ausgestellt ist, fand die feierliche Zeremonie statt. TUI-Kapitän Paul Hurst gratulierte den Absolvent*innen mit Stolz: „Unser Ausbildungsprogramm sollte für Menschen aus allen Lebensbereichen offen sein – auch für jemanden wie Maya, die sonst vielleicht keine Chance gehabt hätte. Wir sind sehr stolz darauf.“

Inzwischen arbeitet Maya als Second Officer und Co-Pilotin – sie fliegt bereits Passagiere zu Urlaubszielen in ganz Europa. „Irgendwann wird sie Kapitänin sein“, sagt Hurst weiter. „Sie wird eine großartige Karriere bei TUI haben, und wir freuen uns, sie dabei zu begleiten.“

Ein Moment voller Emotionen

Mayas Familie war bei der Zeremonie dabei. Ihre Mutter, Rimah Darkachli, kämpfte mit den Tränen: „Als ich sah, wie Maya ihr Zertifikat entgegennahm, kam mir das ganze vergangene Jahrzehnt wieder in den Sinn. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass so etwas möglich ist. Es war kein leichter Weg – aber ich bin unglaublich stolz und dankbar.“

Maya Ghazal in Pilotinnen-Uniform und Blumenstrauß mit ihrer Familie

Maya Ghazal mit ihrem Partner und ihrer Familie bei der Abschluss-Zeremonie.

„Lass nicht zu, dass der Krieg dir die Flügel stutzt“

Seit 2021 ist Maya UNHCR-Sonderbotschafterin. Sie setzt sich für sichere und legale Fluchtwege sowie für den Zugang zu Bildung für geflüchtete Menschen ein. Ihre „Flügel“ sind für sie Symbol der Hoffnung – und eine Verpflichtung, andere mit nach oben zu ziehen.

„Meine Botschaft an alle geflüchteten Mädchen da draußen: Lasst nicht zu, dass der Krieg euch die Flügel stutzt. Stellt euch jeder Herausforderung, jedem Vorurteil. Unterstützt andere Frauen. Und vergesst nicht zu träumen. Denn der Himmel ist wirklich die Grenze.“