UNHCR: Freiwillige Rückkehr nach Syrien bietet Chancen und birgt zugleich grosse Herausforderungen
UNHCR: Freiwillige Rückkehr nach Syrien bietet Chancen und birgt zugleich grosse Herausforderungen
Ahmed und seine Familie treffen am 29. Juli am Grenzübergang Jdaidet Yabous ein, nachdem sie aus dem Libanon nach Syrien zurückgekehrt sind, auf dem Weg zu ihrem früheren Zuhause in Idlib.
DAMASKUS – Der Sturz des Assad-Regimes hat ein aussergewöhnliches Fenster der Hoffnung auf Frieden und Stabilität in Syrien geöffnet. Ein Jahr später kehren vertriebene Syrer*innen in ihre Heimat zurück – bisher 1,2 Millionen Flüchtlinge aus den Nachbarländern und 1,9 Millionen Binnenvertriebene – doch es bedarf weit grösserer internationaler Unterstützung, damit dieser Trend von Dauer ist.
Dies ist ein entscheidender Schritt in Syriens Wiederaufbauprozess. Die erzwungene Vertreibung war eine der tiefsten Wunden des Konflikts, und die Rückkehr ist entscheidend, um jahrelanges Leid zu beenden und Stabilisierung zu gewährleisten. „Dies ist eine einmalige Chance, eine der schlimmsten humanitären Krisen der Welt zu beenden“, sagte UN-Flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi. „Doch ohne dringende globale Unterstützung wird sich dieses Fenster der Hoffnung schliessen. Die Syrer*innen sind bereit, wieder aufzubauen – die Frage ist, ob die Welt bereit ist, ihnen dabei zu helfen.“
Da viele Syrer*innen heimkehren, hat UNHCR begonnen, die freiwillige Rückkehr aus Nachbarländern zu erleichtern, um sicherzustellen, dass diese würdevoll und nachhaltig erfolgen kann. Die Unterstützung umfasst Bargeldhilfe, Transport sowie Beratung zu den für die Reintegration erforderlichen Dokumenten.
UNHCR hat seine Aktivitäten in den Nachbarländern seit Januar 2025 ausgeweitet, um der wachsenden Nachfrage nach freiwilliger Rückkehr gerecht zu werden. Mindestens 170’000 Syrer*innen sind seit dem 8. Dezember 2024 aus Jordanien nach Syrien zurückgekehrt. UNHCR Jordanien hat in über 24’000 Fällen unterstützt, unter anderem durch Beratung, Transport und Bargeldhilfen.
Im Libanon hat UNHCR die Unterstützung für rund 379’000 Syrer*innen bis Ende November eingestellt, basierend auf bestätigter oder vermuteter Rückkehr. Davon haben 45’000 Menschen Beratungen und Rückkehrhilfen erhalten, und über 2’600 haben von Transportmöglichkeiten profitiert, die von der IOM organisiert wurden. Das freiwillige Rückkehrprogramm wird in enger Zusammenarbeit mit den Behörden durchgeführt. In Ägypten wurden seit dem 8. Dezember 2024 fast 28’000 individuelle Fälle abgeschlossen. Aus der Türkei sind im letzten Jahr rund 560’000 Syrer*innen freiwillig zurückgekehrt. UNHCR hat etwa 420’000 Rückkehrer*innen in Zusammenarbeit mit den Behörden beobachtet. Flüchtlinge erhielten Beratung, Informationen über die Bedingungen in den Herkunftsgebieten und Transporthilfen. UNHCR unterstützt auch bei der Dokumentenbeschaffung vor der Abreise und bietet nach der Ankunft finanzielle Unterstützung und Vermittlungsdienste an.
UNHCR betont, dass Flüchtlinge nicht zur Rückkehr gezwungen werden dürfen. Die Sicherheitslage in Syrien bleibt in bestimmten Gebieten volatil, und syrische Flüchtlinge beobachten genau, wie sich die Bedingungen vor Ort entwickeln. Es bestehen weiterhin enorme Herausforderungen in einem Land, das durch 14 Jahre Krieg verwüstet wurde. Ganze Stadtviertel liegen in Trümmern, einschliesslich Schulen, Krankenhäusern und Wassersystemen. Strom, sauberes Wasser und Gesundheitsversorgung sind lückenhaft. Erwerbsmöglichkeiten sind begrenzt und lokale Märkte leiden unter Versorgungsengpässen. Vielen Rückkehrer*innen fehlen Identitätspapiere, was den Zugang zu Eigentumsrechten und grundlegenden Dienstleistungen erschwert. Nicht explodierte Munition bedroht weiterhin Leben; seit Jahresbeginn sind 577 Menschen ums Leben gekommen.
UNHCR arbeitet daran, die Bedingungen für Rückkehrer*innen zu verbessern. Seit Jahresbeginn wurden über 36’000 Haushalte bei ihrer Rückkehr nach Syrien mit Bargeld unterstützt, und fast 30’000 Personen wurden vom Grenzübergang zu ihrem Zielort transportiert. Unsere Teams reparieren beschädigte Häuser und stellen Hilfsgüter bereit. Bisher wurden fast 3’000 Familien bei der Instandsetzung von Unterkünften unterstützt; 84’000 Familien erhielten wichtige Güter wie Decken, Matratzen und Winterkleidung; und fast 30’000 Familien erhielten Winterhilfe.
UNHCR Syrien bietet Rechtsberatung und Unterstützung bei zivilrechtlicher Dokumentation an. Die Hilfe erfolgt in Gemeindezentren und über mobile Teams, um Rückkehrer*innen bei der Rückforderung von Eigentum und dem Zugang zu Dienstleistungen zu helfen. Teams arbeiten auch daran, geschlechtsspezifische Gewalt zu verhindern, Kinder zu schützen und psychosoziale Hilfe bereitzustellen. UNHCR hat Standesämter und Katasterämter wiederaufgebaut. Zudem unterstützt UNHCR berufliche Initiativen zur Förderung des Wiederaufbaus, einschliesslich der Gründung kleiner Unternehmen.
Trotz dieser Bemühungen ist der UNHCR-Appell für die Syrien-Situation in Höhe von 1,5 Milliarden US-Dollar für 2025 nur zu 33 Prozent finanziert, wodurch Millionen Menschen ohne angemessene Unterkunft, grundlegende Dienstleistungen und Unterstützung für den bevorstehenden Winter bleiben. Etwa 4,5 Millionen syrische Flüchtlinge befinden sich weiterhin in Nachbarländern, die meisten leben unterhalb der Armutsgrenze. Sie benötigen weiterhin Unterstützung, ebenso wie die Länder, die sie aufnehmen. Eine erhöhte Finanzierung ist dringend erforderlich, um den Wiederaufbau und die Rekonstruktion auszuweiten, Schulungen zu fördern und den Schutz und die humanitäre Hilfe sicherzustellen, während die Aufnahmeländer weiterhin Millionen Syrer*innen beherbergen. Dies kann Stabilität bewahren und unsichere, nicht nachhaltige Rückkehr verhindern.
Die syrische Regierung trägt die Hauptverantwortung für die Schaffung eines sicheren, rechtsbasierten Umfelds, das die freiwillige Rückkehr unterstützt. In diesem neuen Syrien darf es nur freiwillige Rückkehr geben, keine neuen Vertreibungen.