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Cholera-Ausbruch unter Flüchtlingen aus Sudans Darfur Region – Dringender Finanzierungsbedarf

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Cholera-Ausbruch unter Flüchtlingen aus Sudans Darfur Region – Dringender Finanzierungsbedarf

Dies ist eine Zusammenfassung der Ausführungen von Jocelyn Elizabeth Knight, UNHCR-Schutzbeauftragte für Darfur, und Dossou Patrice Ahouansou, UNHCR-Hauptkoordinator für die Lage in Ost-Tschad, bei der heutigen Pressekonferenz im Palais des Nations in Genf.
8. August 2025
Chad. Disinfection of premises in Dougui to limit the spread of cholera in Dougui

Gesundheitspersonal desinfiziert Einrichtungen und richtet Handwaschstationen im Flüchtlingscamp Dougui ein, um die Ausbreitung der Cholera einzudämmen.

Ein tödlicher Cholera-Ausbruch hat eine Flüchtlingssiedlung im Osten des Tschad getroffen, in der sudanesische Flüchtlinge aus Darfur untergebracht sind. Die sich verschlechternden sanitären und gesundheitlichen Bedingungen sorgen angesichts schwindender humanitärer Hilfe für große Besorgnis.

Bis Anfang August wurden im Flüchtlingscamp Dougui und umliegenden Dörfern 264 Cholera-Fälle und 12 Todesfälle gemeldet. Auch im Lager Treguine, in dem ebenfalls sudanesische Flüchtlinge leben, sind Verdachtsfälle aufgetreten.

Die Grenzregionen, in denen ein Drittel der neu ankommenden Flüchtlinge untergebracht ist, sind ebenfalls stark gefährdet, da weiterhin viele Menschen aus Darfur eintreffen. In Adré, dem größten improvisierten Camp mit über 235.000 Menschen, werden aktuell drei Verdachtsfälle untersucht – was die Sorge über eine weitere Ausbreitung verstärkt.

Jenseits der Grenze in der Region Darfur im Sudan ist die Lage noch kritischer: Es wurden bereits über 4.300 Fälle und 113 Todesfälle gemeldet.

Das UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) ruft dringend zur Bereitstellung zusätzlicher Gelder auf, um lebensrettende Maßnahmen in den Bereichen Gesundheit, Hygiene, Wasser, Unterkunft und Ernährung auszuweiten und eine drohende humanitäre Katastrophe abzuwenden.

Ursachen für die schnelle Ausbreitung der Cholera

Enge Lebensverhältnisse in den Camps, der Mangel an sauberem Trinkwasser und unzureichende sanitäre Einrichtungen begünstigen die rasche Ausbreitung der Krankheit.

In Darfur leben viele Menschen in sogenannten „Sammelstellen“, häufig in stillgelegten öffentlichen Gebäuden, ohne ausreichenden Zugang zu Wasser und sanitären Anlagen. Gleichzeitig kommt es in Darfur und der benachbarten Region Kordofan weiterhin zu neuen Vertreibungen und brutalen Angriffen, die ohnehin schwer getroffene Gemeinden weiter ins Elend stürzen. Viele der Menschen dort sind bereits zuvor Opfer grausamster Gräueltaten geworden.

Die andauernden Kämpfe haben den humanitären Zugang massiv eingeschränkt und die Lieferung von Hilfsgütern seit über zwei Jahren erheblich behindert. Mit dem Einsetzen der Regenzeit werden viele Straßen für Monate unpassierbar, was die Versorgung zusätzlich erschwert. Zugleich hat die anhaltende Unsicherheit die landwirtschaftliche Produktion nahezu zum Stillstand gebracht – mit verheerenden Folgen für Regionen im Sudan, die bereits von Hunger betroffen sind oder unmittelbar davorstehen.

Im Tschad hat UNHCR die Umsiedlung von Flüchtlingen von der Grenze in das Camp Dougui vorübergehend ausgesetzt, um eine weitere Ausbreitung der Cholera zu verhindern. In Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen werden Händewaschstationen installiert, Seife verteilt und sanitäre Anlagen desinfiziert. Gesundheitseinrichtungen wurden mit medizinischen Hilfsgütern und persönlicher Schutzausrüstung versorgt. Zudem wird medizinisches Personal geschult, um die Erkennung und Überwachung von Krankheitsfällen zu verbessern. Begleitend dazu werden in den Siedlungen gezielte Informationen zur Vorbeugung und frühzeitigen Behandlung von Cholera verbreitet.

Finanzierungslücke behindert Hilfsmaßnahmen

Angesichts des steigenden Hilfsbedarfs erschweren finanzielle Engpässe die Durchführung der Hilfsmaßnahmen sowohl in Darfur als auch im Osten des Tschad.

UNHCR benötigt 130 Millionen US-Dollar an flexibler Finanzierung, um lebensrettende Hilfe für rund 800.000 Menschen in Darfur bereitzustellen, auf den Cholera-Ausbruch zu reagieren, 239.000 sudanesische Flüchtlinge von der tschadisch-sudanesischen Grenze umzusiedeln und kritische Lücken in der Versorgung bis Ende 2025 zu schließen.

In Darfur werden die Gelder benötigt, um Schutzmaßnahmen, Unterkünfte und grundlegende Haushaltsgüter für Binnenvertriebene bereitszustellen, ausreichende Sanitäranlagen in den Camps aufzubauen und den Zugang zu medizinischer Versorgung zu stärken.

Im Tschad hat die Entlastung überfüllter und provisorischer Camps oberste Priorität, um die weitere Ausbreitung der Cholera einzudämmen. UNHCR wird die Umsiedlung von Flüchtlingen aus Grenzregionen in besser ausgestattete Camps und Dörfer verstärken – mit dem Ziel, täglich 2.000 Menschen sicher zu transportieren. Auch Gesundheitsversorgung, sauberes Trinkwasser, sanitäre Einrichtungen, Unterkünfte und Schutzdienste stehen im Fokus.

Seit Beginn des Krieges im April 2023 leben mehr als 5 Millionen Vertriebene in der Region Darfur. Unter ihnen sind 1,5 Millionen Menschen, die bereits vor dem aktuellen Konflikt vertrieben wurden und über 82.000 Personen, die als Flüchtlinge im Sudan lebten, hauptsächlich aus dem Südsudan.

Mehr als 873.000 sudanesische Flüchtlinge haben Darfur verlassen und sind in den Tschad geflohen – der nun die größte Zahl registrierter sudanesischer Flüchtlinge seit Beginn des Konflikts beherbergt. In Ost-Tschad ist mittlerweile jede dritte Person ein Flüchtling.