UNHCR hilft nach tödlicher Angriffswelle in der Ukraine
UNHCR hilft nach tödlicher Angriffswelle in der Ukraine

Bewohner von Kyiv begutachten am 24. April die Schäden nach einem tödlichen Luftangriff Russlands in der Nacht.
Am 24. April erwachten die Bewohner Kyivs zu einem weiteren tödlichen Angriff Russlands. Seit Jahresbeginn haben diese Angriffe in der Ukraine alarmierend zugenommen, wo UNHCR, das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, dringend benötigte humanitäre Hilfe leistet.
In Kyiv kamen 12 Menschen ums Leben, 87 weitere wurden verletzt. Mehr als 1.000 Menschen sind unmittelbar betroffen, da ihre Wohnungen beschädigt oder vollständig zerstört wurden. Auch in mehreren anderen Regionen, einschließlich Charkiw, wurden Zivilisten sowie wichtige Infrastruktureinrichtungen getroffen – darunter Wohngebäude, eine Klinik und eine Schule.
Gemeinsam mit meinen UNHCR-Kolleginnen und -Kollegen in der Ukraine habe ich eines der betroffenen Gebiete besucht und – wieder einmal – miterlebt, wie Familien mit Kindern und ältere Menschen Glassplitter aus ihren Wohnungen fegten und Sperrholzplatten sammelten, um zerstörte Fenster notdürftig abzudecken.
Dies ist das jüngste Kapitel in einem mittlerweile über drei Jahre andauernden Zyklus aus Zerstörung, Reparatur und erneuter Zerstörung – doch der Wille und die Entschlossenheit der Menschen in der Ukraine, in ihren Häusern zu bleiben, bleibt ungebrochen.
Zahl ziviler Opfer in den letzten 12 Monaten um 70 Prozent gestiegen
In den vergangenen Wochen haben groß angelegte Luftangriffe auf Städte wie Sumy, Krywyj Rih, Charkiw, Saporischschja, Odessa, Marhanets und andere zahlreiche Zivilisten getötet oder verletzt sowie erhebliche Schäden an Wohngebieten, medizinischen Einrichtungen, Schulen und anderer Infrastruktur verursacht. Laut der Menschenrechtsbeobachtungsmission der Vereinten Nationen in der Ukraine war die Zahl ziviler Opfer im März dieses Jahres um 70 Prozent höher als im März 2024 – eine alarmierende Entwicklung.
Auch in den Frontregionen dauern die Angriffe unvermindert an – die Leidtragenden sind vor allem die Zivilbevölkerung. So zum Beispiel Lubov und ihr Ehemann Oleg, beide 60 Jahre alt, die ich gestern in einem Gemeinschaftszentrum in Charkiw traf. Sie hatten keine andere Wahl, als ihr Zuhause nahe der russischen Grenze zu verlassen, nachdem ihr Haus zerstört und ihr Dorf dem Erdboden gleichgemacht worden war. Wie viele Evakuierte kamen sie schwer traumatisiert und mit kaum Habseligkeiten an. Trotz ihres erschütternden Schicksals zeigten sie sich dankbar, im Zentrum eine vorübergehende Bleibe und humanitäre Hilfe erhalten zu haben.
Seit August mehr als 200.000 Menschen vertrieben
Immer mehr Zivilisten sind gezwungen, vor der Eskalation der Kämpfe in den Frontregionen zu fliehen. Die ukrainischen Behörden haben daher neue Anordnungen zur Evakuierung erlassen.
Seit Januar haben über 3.500 Menschen ein Transitzentrum in Pawlohrad passiert. Im vergangenen Monat kamen über 4.200 Evakuierte in ein Transitzentrum in Sumy, wo UNHCR und Partnerorganisationen humanitäre Hilfe leisten. Diese Zahlen bilden nur einen Bruchteil der tatsächlich neu Vertriebenen ab. Zwischen August 2024 und Anfang 2025 mussten mehr als 200.000 Menschen ihr Zuhause verlassen.
Zusammen mit unseren ukrainischen NGO-Partnern ist UNHCR vor Ort und arbeitet Seite an Seite mit den Behörden und Einsatzkräften, um dringend benötigte Hilfe zu leisten. UNHCR ist der größte humanitäre Versorger von Notunterkünften in der Ukraine und hat seit Beginn des Angriffskriegs rund 450.000 Menschen mit dieser Unterstützung erreicht. Auch nach dem verheerenden Angriff in Kyiv gestern sind unsere Teams weiterhin im Einsatz, um Betroffenen zu helfen.
UNHCR erreicht 280.000 Betroffene mit psychosozialer Hilfe
Wir leisten zudem psychosoziale Unterstützung für traumatisierte Menschen – bisher haben wir rund 280.000 Personen erreicht, darunter viele mit psychologischer Erster Hilfe unmittelbar nach Angriffen. Zusätzlich bieten wir rechtliche Unterstützung für Menschen, die ihre Dokumente verloren haben, sowie Bargeldhilfen, um die dringendsten Grundbedürfnisse zu decken.
Die klare Botschaft der vom Krieg betroffenen Menschen, mit denen wir arbeiten – und auch der ukrainischen Behörden, die die Hilfsmaßnahmen effizient koordinieren – lautet: Die Unterstützung durch Organisationen wie UNHCR und unsere Partner ist unverzichtbar und nötiger denn je.
Sie rettet Leben, stärkt die Widerstandskraft der Menschen und hilft ihnen, sich von den verheerenden Angriffen zu erholen, ihre Existenz wiederaufzubauen und ihren Entschluss, in ihrer Heimat zu bleiben, zu verwirklichen. Wir - und vor allem die Menschen, denen wir helfen – sind unseren staatlichen und privaten Unterstützern zutiefst dankbar, die diese wichtigen Programme finanziell ermöglichen.
Doch um auf die Not der Betroffenen und der Behörden rechtzeitig und verlässlich reagieren zu können, ist weitere Unterstützung dringend erforderlich. UNHCR und unsere Partner verfügen über die Kapazitäten und Strukturen, um effizient Hilfe zu leisten – sofern die nötige Finanzierung bereitgestellt wird.