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Zahl der Vertriebenen weltweit erneut gestiegen

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Zahl der Vertriebenen weltweit erneut gestiegen

Gleichzeitig größte Finanzierungskrise in der Geschichte von UNHCR
12. Juni 2025
Zwei Kinder sitzen im Flüchtlingscamp in Jordanien
Genf – Die Zahl der gewaltsam vertriebenen Menschen ist im vergangenen Jahr erneut gestiegen. Nach Angaben von UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, waren Ende April weltweit 122,1 Millionen Menschen vor Krieg und Verfolgung geflohen, gut zwei Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Das geht aus dem jährlichen Weltflüchtlingsbericht „Global Trends“ hervor, den UNHCR am Donnerstag veröffentlichte. Dabei flohen die meisten Menschen vor Kriegen und großen Konflikten, vor allem im Sudan, Myanmar und der Ukraine. Zugleich trifft diese noch nie dagewesene Zahl an Vertriebenen auf die größte Finanzkrise bei der Hilfe für diese Menschen in der 75-jährigen Geschichte von UNHCR. Einziger Lichtblick ist die Zahl der Rückkehrer, die ebenfalls leicht stieg.

In Deutschland waren die Asylzahlen im gleichen Zeitraum deutlich zurückgegangen. Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge registrierte im vergangenen Jahr 250 945 Asylanträge, davon 229 751 Erstanträge. Das war ein Rückgang von mehr als 30 Prozent. Die wichtigsten Herkunftsländer waren Syrien, Afghanistan, Türkei, Irak und Iran.

„Wir leben in einer Zeit starker Unbeständigkeit in den internationalen Beziehungen. Die moderne Kriegführung hat eine fragile und erschütternde Situation geschaffen, die von großem menschlichem Leid geprägt ist“, sagte Filippo Grandi, Hoher Kommissar der Vereinten Nationen für Flüchtlinge. „Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um Frieden zu schaffen und dauerhafte Lösungen zu finden. Für Flüchtlinge und für andere Menschen, die gezwungen sind, aus ihrer Heimat zu fliehen.“

Der Bericht enthält nicht nur die Zahl der Flüchtlinge, also der Menschen, die bei ihrer Flucht eine internationale Grenze überschritten haben. Deren Zahl blieb weitgehend stabil bei 42,7 Millionen und beinhaltet 31 Millionen Flüchtlinge unter UNHCR-Mandat, 5,9 Millionen Palästinenser unter UNRWA-Mandat und 5,9 Millionen Venezolaner, die in eine gesonderte Kategorie fallen. Die Zahl der Menschen, die innerhalb ihres Landes fliehen mussten, wuchs deutlich um 6,3 Millionen auf 73,5 Millionen Binnenvertriebene. Hinzu kommen 8,4 Millionen Asylsuchende, auch das ein deutlicher Anstieg um mehr als 1,5 Millionen.

Der Krieg im Sudan hat die größte Vertreibungskrise der Welt verursacht, von der 14,3 Millionen Menschen betroffen sind. Der Sudan löst damit Syrien (13,5 Millionen) ab. Es folgen Afghanistan mit 10,3 Millionen und die Ukraine mit 8,8 Millionen Vertriebenen. In der Regel sind viel mehr Menschen im eigenen Land auf der Flucht als über Grenzen hinweg. Im Falle des Sudans zum Beispiel ist die Zahl der Binnenvertriebenen fast doppelt so hoch wie die der Flüchtlinge.

Mehr als zwei Drittel der Flüchtlinge weltweit leben im direkten Nachbarland. 73 Prozent aller Flüchtlinge haben Schutz in Ländern mit niedrigen oder mittleren Einkommen gefunden. Fast jeder vierte Flüchtling, 23 Prozent, lebt sogar in Staaten, die zu den ärmsten Ländern der Welt gehören. Und 60 Prozent der Menschen, die gewaltsam vertrieben wurden, verlassen nicht einmal das eigene Land, sondern fliehen innerhalb ihres Heimatlandes. Nach Europa kommt nur ein Bruchteil der Vertriebenen.

Während sich die Zahl der vertriebenen Menschen in den letzten zehn Jahren fast verdoppelt hat, liegen die dem UNHCR zur Verfügung stehenden Mittel heute in etwa auf dem gleichen Stand wie 2015, angesichts von massiven und anhaltenden Kürzungen der humanitären Hilfe. Diese Situation ist unhaltbar und gefährdet Flüchtlinge und andere Menschen, die vor Gefahren fliehen, noch mehr.

„Trotz der verheerenden Kürzungen haben wir in den letzten sechs Monaten einige Lichtblicke gesehen“, sagte Grandi. „Fast zwei Millionen Syrer konnten nach mehr als einem Jahrzehnt der Entwurzelung in ihre Heimatorte zurückkehren. Aber das Land ist nach wie vor labil und die Menschen brauchen unsere Hilfe, um ihr Leben wieder aufbauen zu können.“ Insgesamt kehrten im vergangenen Jahr 9,8 Millionen gewaltsam vertriebene Menschen in ihre Heimat zurück, darunter 1,6 Millionen Flüchtlinge (so viele wie schon seit mehr als zwei Jahrzehnten nicht) und 8,2 Millionen Binnenvertriebene (die zweithöchste je registrierte Zahl).

Die Heimkehr von vielen dieser Menschen war aber von Konflikten, Unsicherheit und Not überschattet. So kehrten viele Afghanen unter Zwang und äußerst prekären Umständen in ihre Heimat zurück. Und neben Rückkehrern gab es auch neue Vertreibungen, gerade zum Beispiel in der DR Kongo, in Myanmar und im Südsudan.

Der Bericht ruft auch dazu auf, die Finanzierung der weltweiten Hilfe für Flüchtlinge sicherzustellen. Die Programme von UNHCR helfen Flüchtlingen und Binnenvertriebenen und retten dabei jeden Tag Leben. Die Verbesserung der Infrastruktur und der sozialen Systeme in den großen Aufnahmeländern des sogenannten globalen Südens sind auch eine Investition in die regionale und die globale Sicherheit.