Botschaft von UN-Flüchtlingshochkommissar Grandi zum Weltflüchtlingstag
Botschaft von UN-Flüchtlingshochkommissar Grandi zum Weltflüchtlingstag

Syrien: Hochkommissar Grandi bekräftigt UNHCR-Unterstützung bei Besuch in Aleppo.
Heute ist Weltflüchtlingstag - ein Tag, an dem wir den Mut und die Kraft von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt ehren, die vor Krieg, Gewalt und Verfolgung fliehen müssen. Aber es ist auch ein Moment, um in ihrem Namen Alarm zu schlagen.
Eine Rekordzahl von Männern, Frauen und Kindern - mehr als 122 Millionen Menschen weltweit - wurde aus ihrer Heimat vertrieben. Aber ihre Möglichkeiten, Sicherheit und Unterstützung zu finden, sind bedroht wie nie zuvor.
Das bittere Versagen bei der Beendigung von Konflikten - vom Sudan bis zur Ukraine, von der Demokratischen Republik Kongo bis zum Gazastreifen - verursacht weiterhin unsägliches menschliches Leid. Die unschuldigen Menschen müssen um ihr Leben rennen, während die Kugeln fliegen und die Raketen niedergehen - und werden dann auch noch zu Unrecht stigmatisiert. Das macht es noch schwieriger, der Gefahr zu entkommen und einen Ort zu finden, an dem sie sicher sind.
Um die verzweifelte Lage noch zu verschlimmern, wird die humanitäre Hilfe durch dramatische Kürzungen abgewürgt, wodurch das Leben von Millionen von Menschen, die dringend Hilfe benötigen, bedroht wird.
„Zahllose Akte des Mitgefühls“
In dieser kritischen Phase ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir unsere Solidarität mit Flüchtlingen bekräftigen - nicht nur mit Worten, sondern mit Taten. Und das ohne Verzögerungen. Zum Glück gibt es genügend Beispiele, die uns inspirieren: die Länder am Rande der Kriegsgebiete, die weiterhin Flüchtlinge aufnehmen und beherbergen; die lokalen Gemeinschaften, die ihre Häuser, Arbeitsplätze und Herzen für Vertriebene öffnen; und die zahllosen individuellen Akte der Freundlichkeit und des Mitgefühls, die unsere gemeinsame Menschlichkeit offenbaren.
In vielen Fällen kommt diese Unterstützung von Menschen, die selbst nur wenig haben, und an Orten, die vor großen wirtschaftlichen Herausforderungen stehen. Von wohlhabenderen Staaten über Entwicklungsbanken bis hin zu Unternehmen und vielen anderen Partnern können und müssen wir diese Länder und Gemeinschaften unterstützen, indem wir die Verantwortung für den Schutz von Flüchtlingen teilen. Solche Akte der Solidarität würden es ermöglichen, die Großzügigkeit der Aufnahmeländer fortzusetzen.
Selbst in diesen unruhigen Zeiten gibt es Momente tiefer Hoffnung. Heute, am Weltflüchtlingstag, bin ich in Syrien, wo nach 14 Jahren Krise und Verzweiflung seit dem Sturz des Assad-Regimes im vergangenen Dezember bereits zwei Millionen Menschen in ihre Heimat zurückgekehrt sind. In einer Region, die unter so viel Gewalt gelitten hat - und auch jetzt noch leidet - bietet sich uns eine Gelegenheit, den Syrerinnen und Syrern zu Stabilität und Wachstum zu verhelfen. Diese Chance dürfen wir nicht ungenutzt lassen.
„Wir erreichen mehr mit Menschlichkeit und Gerechtigkeit“
Heute habe ich syrische Familien getroffen, die nach mehr als einem Jahrzehnt als Flüchtlinge zurückgekehrt sind. Ihre tiefe Freude darüber, trotz der vielen Herausforderungen in vertraute Gesichter blicken zu können und in einer vertrauten Umgebung zu sein, ist eine ergreifende Erinnerung an die Sehnsucht der Flüchtlinge nach ihrer Heimat.
Solche Momente sind nur durch Solidarität möglich: die Solidarität der Nachbarländer Syriens, die den Menschen einen Zufluchtsort bieten, bis sie sich sicher fühlen, um zurückzukehren; die Solidarität der syrischen Gemeinschaften, die ihre Landsleute nach langer und schmerzhafter Abwesenheit wieder willkommen heißen; und die Solidarität meiner Kollegeninnen und Kollegen von UNHCR und ihrer lokalen und internationalen Partner, die hier sind, um die zurückkehrenden Familien zu unterstützen, und die ihnen beim Wiederaufbau ihrer Häuser und ihres Lebens zur Seite stehen werden.
Mehr denn je müssen wir den Flüchtlingen beistehen, um ihre Hoffnung auf eine bessere Zukunft aufrechtzuerhalten. An diesem Weltflüchtlingstag und an jedem anderen Tag können Regierungen, Institutionen, Unternehmen und Einzelne beweisen, dass wir mehr Stabilität, Menschlichkeit und Gerechtigkeit für uns alle erreichen, wenn wir denen helfen, die in sinnlose Konflikte verwickelt sind. Wenn wir dies tun, kann ich Ihnen versprechen, dass die Flüchtlinge ihren ganzen Mut, ihren Geist und ihren Einfallsreichtum einbringen werden, um ein besseres, helleres Morgen zu schaffen.