Bildung bietet geflüchteten Frauen und Mädchen im Südsudan einen Weg in die Sicherheit
Bildung bietet geflüchteten Frauen und Mädchen im Südsudan einen Weg in die Sicherheit

Hanuna Ismail war 16 Jahre alt, als sie ein Flüchtling wurde. Zehn Jahre ist es her, dass sie gezwungen war, ihre Heimatstadt in den Nuba-Bergen im Sudan zu verlassen. Sie hatte keine Wahl, weil blutige Kämpfe ihr Dorf erfasst hatten. Nachdem sie so viel Zerstörung in dem Ort gesehen hatte, den sie Heimat nannte, fürchteten sie und ihre Familie, dass ihnen dasselbe Schicksal erneut widerfahren würde. Noch schlimmer war, dass die Auswirkungen einer schweren Dürre überall spürbar wurden und zu einer akuten Knappheit an Lebensmitteln und Wasser führten.
Flucht durch viele Gefahren
Kurz darauf entschieden sie sich zur Flucht in der Hoffnung auf einen sicheren Ort. Zwei Wochen später erreichten sie das Flüchtlingscamp Ajuong Thok im Südsudan. Der Weg in die Sicherheit war voller Gefahren – bewaffnete Gruppen, Hunger und wilde Tiere – und nicht alle, mit denen sie geflüchtet war, überlebten.
„Als wir flohen, trafen wir auf bewaffnete Gruppen, die oft Frauen und Kinder ins Visier nahmen und ausraubten. Von den 60 Menschen, mit denen ich geflüchtet war, starben drei. Auf dem ganzen Weg gab es ständig Bombenangriffe“, erinnert sie sich.
Im Camp fand sie Zuflucht im Lernen. Und sie erzielte hervorragende Leistungen an einer weiterführenden Schule, die von UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, unterstützt wurde. Sechs Jahre später beendete Hanuna ihre Schulzeit und schloss als drittbeste der gesamten Region ab.
Bildung als unerwartete Chance
Während sie überlegte, wie es mit ihrer Ausbildung weitergehen sollte, erfuhr sie durch ihre Lehrer und UNHCR-Mitarbeiter im Camp Ajuong Thok von der Deutschen Akademischen Flüchtlingsinitiative Albert Einstein, besser bekannt als das DAFI-Stipendium. Nachdem sie den anspruchsvollen Auswahlprozess erfolgreich durchlaufen hatte und ausgewählt worden war, schrieb sie sich für ein Studium in Logistik und Beschaffung an einer lokalen Universität ein. Die heute 26-Jährige zählt mittlerweile zu den 38 Flüchtlingsabsolventen, die ihr dreijähriges Studienprogramm im Südsudan erfolgreich abgeschlossen haben.
Unerreichbares wurde erreichbar
Für Hanuna war der Universitätsabschluss der Schlüssel, um Türen zu öffnen, die einst unerreichbar schienen. Als sie ihre Heimat verließ, ging es nur ums Überleben. Bildung schien so weit entfernt. Heute träumt sie davon, andere junge Mädchen in ihrer Gemeinde zu inspirieren.
„Bildung hat mir einen Sinn gegeben“, erklärt sie. „Ich möchte anderen jungen Mädchen in meiner Gemeinde zeigen, dass sie trotz der Flucht vor Gewalt ihr Leben neu aufbauen und ihre Träume durch Bildung verwirklichen können.“
Bildung als Mittel zur Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen
Geschichten wie die von Hanuna verdeutlichen, wie Bildung ein schützendes Umfeld für Kinder und Jugendliche bieten kann, die in Konflikten von geschlechtsspezifischer Gewalt betroffen sind. Insbesondere für Mädchen kann das Risiko, verschiedenen Formen von Gewalt ausgesetzt zu werden, verringert werden, da sie weniger wahrscheinlich frühe Ehen eingehen oder sich an sexuell ausbeuterischen Einkommensquellen beteiligen müssen. Bildung ist zudem eine nachhaltige Lösung, da sie Frauen, Mädchen und anderen gefährdeten Gruppen eine wertvolle Grundlage für zukünftige wirtschaftliche und soziale Chancen bietet. Sie stärkt sie, um systemische geschlechtsspezifische Unterdrückung zu überwinden, und vermittelt ihnen wichtige Kenntnisse und Fähigkeiten.
„Indem wir Mädchen den Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung ermöglichen, rüsten wir sie aus, gesellschaftliche Normen herauszufordern, Gewaltkreisläufe zu durchbrechen und eine Zukunft zu gestalten, die auf Gleichberechtigung und Chancen basiert“, sagte Tabasum Noor Jamal, Beauftragte für die Bekämpfung von geschlechtsbezogener Gewalt bei UNHCR im Südsudan.
Bildung als eine Priorität von UNHCR
Den Zugang von Flüchtlingen zu höherer Bildung zu verbessern, bleibt eine zentrale Priorität von UNHCR, wie in der Bildungsstrategie „Education 2030: A Strategy for Refugee Education“ festgelegt. Der Zugang zu Bildung für Flüchtlinge spielt eine entscheidende Rolle im Mandat von UNHCR, das darauf abzielt, Flüchtlinge zu schützen und Lösungen für sie zu finden.
Das DAFI-Stipendium gibt jungen Flüchtlingen Hoffnung und finanziert die Bildung, die ihnen andernfalls verwehrt geblieben wäre. UNHCR bietet Flüchtlingen umfassende Hilfe, einschließlich der Sicherstellung eines schützenden Umfelds, des Zugangs zu grundlegenden Dienstleistungen und einer Chance auf Bildung und Lebensgrundlagen.
Mit DAFI gibt Deutschland Flüchtlingen weltweit eine Chance – seit mehr als 32 Jahren
DAFI ist ein Beispiel für die bedeutende Rolle, die Deutschland im weltweiten Engagement für Flüchtlinge einnimmt. 1992 vom Auswärtigen Amt ins Leben gerufen, ermöglicht dieses Programm Flüchtlingen den Zugang zu höherer Bildung und hilft ihnen im Erstaufnahmeland, eine bessere Zukunft aufzubauen. Diese langfristige Förderung stärkt nicht nur Einzelne, sondern auch ganze Gemeinschaften, indem sie es den Flüchtlingen ermöglicht Wissen und Fähigkeiten zu erlernen, die sie aktiv in ihren Aufnahmeländern oder nach ihrer Rückkehr in ihre Heimatländer einbringen können. Seit seiner Gründung hat das DAFI-Stipendium mehr als 26.300 Menschen in 59 Ländern erreicht und wird auch heute noch maßgeblich von Deutschland unterstützt.
Erfahren Sie hier mehr darüber, wie das DAFI-Programm Flüchtlinge stärkt und wie Sie die höhere Bildung für vertriebene Menschen unterstützen können.