Wie deutsche Unterstützung einer Mutter in der Ukraine beim Neuanfang hilft
Wie deutsche Unterstützung einer Mutter in der Ukraine beim Neuanfang hilft
Mit der finanziellen Hilfe Deutschlands kann UNHCR vertriebenen Menschen in der Ukraine und zurückkehrende Flüchtlinge mit Bargeldhilfe unterstützen
Das Leben der 30-jährigen Olena veränderte sich im Februar 2022 völlig. Bereits einige Tage vor Beginn der russischen Invasion konnte sie beobachten, wie sich Soldaten ihrem kleinen Dorf Kokhanivka in der Region Cherson im Südosten der Ukraine näherten. Kurze Zeit später wurde das Gebiet besetzt.
Für Olena und ihren damaligen Ehemann waren ihre beiden Töchter Sofiia (12) und Dascha (11) der Hauptgrund für ihren Entschluss zu fliehen - aber es war keine leichte Entscheidung.
„Es war extrem schwierig, denn anders als wir wollten unsere Eltern nicht weg. Mein Vater sagte mir, dass er alles, was er sein ganzes Leben lang aufgebaut hatte, nicht zurücklassen würde”, erinnert sich Olena.
Viele Monate lang war die Familie auf der Flucht. Zunächst flohen sie in die Stadt Cherson, dann nach Zhytomyr in der Zentralukraine, wo sie Verwandte hatten. Die Kommunikation mit ihren Eltern, die in ihrem Haus geblieben waren, war eingeschränkt. Unter der Besatzung war es schwierig , eine Telefon- und Internetverbindung zu bekommen.
Als Olenas Heimatstadt später im Jahr 2022 von der ukrainischen Armee zurückerobert wurde, wollte sie sofort zurückkehren - aber da das gesamte Gebiet stark vermint war, riefen die Behörden zum Warten aus. Im Januar 2023 konnten sie endlich zurückkehren.
„Das ist unsere Heimat, und wir wollten nach Hause kommen“, sagt sie.
Doch die Familie kehrte in ein Dorf zurück, das durch die Kämpfe und die Besetzung massiv beschädigt worden war.
"Unser Haus war teilweise zerstört. Die Fenster waren herausgesprengt, und das Dach hatte Löcher, aber die größte Herausforderung war, dass wir acht Monate lang keinen Strom hatten. Nachbarn, die Generatoren hatten, waren so freundlich, uns zu helfen, damit wir dort weiterleben konnten", erinnert sich Olena.
Der Familie gelang es, Solaranlagen für die Stromversorgung zu finden. Die Behörden und Entminungsorganisationen setzten ihre Arbeit fort - sowohl bei der Räumung von Minen also auch bei der Aufklärung, insbesondere für die Kinder in der Gemeinde. Sie erhielten Unterstützung von humanitären Organisationen, darunter auch UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, und dessen Partner. Als sie und ihr Mann sich scheiden ließen, zogen Olena und ihre Töchter in ein anderes Haus im Dorf. Doch wieder einmal änderte sich alles, als im Juni 2023 der Kachowka-Damm in der Südukraine zerstört wurde.
„Es kam zu massiven Überschwemmungen in dem Dorf. Viele Häuser in der Nähe des Flusses wurden komplett überflutet und beschädigt, und die Menschen konnten dort nicht bleiben. Wir hatten Glück, unser Haus steht noch, aber wir haben seitdem keine funktionierende Wasserleitung mehr.”
Olena arbeitet in einer öffentlichen Einrichtung, in der die Dorfbewohnerinnen und Dorfbewohner während der durch die russischen Angriffe regelmäßig verursachten Stromausfälle einen warmen Ort sowie Strom- und Internetzugang finden. Mit dieser Arbeit kann sie ihre Miete bezahlen, aber sie ist auf die Unterstützung ihrer Eltern und ihres Bruders angewiesen, um ihre kleine Familie zu versorgen. Über anderthalb Jahre konnte sie sich die Reparaturen an den Wasserleitungen nichtleisten, so dass sie kein fließendes Wasser hatten.
Anfang 2024 erhielt Olena dann Bargeldhilfe von UNHCR, die es ihr endlich ermöglichte, die Reparaturen zu bezahlen, sodass sie und ihre Töchter jetzt fließendes Wasser haben.
Seit Beginn des russischen Angriffskrieges wurden mehr als 2,2 Millionen Menschen, darunter Binnenvertriebene und Rückkehrer wie Olena, mit lebenswichtiger Bargeldhilfe unterstützt. 72 Prozent von ihnen sind Frauen und Kinder. Das ist nur dank der flexiblen Unterstützung durch Deutschland sowie andere staatliche und private Geber möglich.
Mit dem Bargeld haben die Menschen die Möglichkeit, selbst zu entscheiden, was sie am dringendsten benötigen und dafür zu zahlen. Gleichzeitig werden die lokale Wirtschaft und die Wiederaufbaubemühungen somit angekurbelt.
"Ich wünsche den Menschen auf der ganzen Welt, dass sie nie das erleben müssen, was wir in der Ukraine erleben. Ich wünsche mir Frieden. Hier und überall auf der Welt. Aber wir sind allen Menschen und allen Ländern und Partnern, die uns beim Wiederaufbau geholfen haben, dankbar. Nicht nur wir, sondern auch andere im Dorf, die Unterstützung erhalten haben", sagt Olena.