Flexible Gelder sind für UNHCR die wichtigste Art der Unterstützung, denn sie ermöglichen es, auf die spezifischen Bedürfnisse von vertriebenen und staatenlosen Menschen einzugehen und in Notsituationen schnell zu reagieren. Deutschland ist UNHCRs größter Geber von flexiblen Geldern.
Warum braucht UNHCR flexible Gelder?
UNHCR wird von Dutzenden von Staaten, Hunderten von Unternehmen und Millionen von Einzelspendern unterstützt. Sie alle verbindet der Wunsch, die Leben von Menschen, die fliehen mussten oder staatenlos sind, zu verbessern. Viele Spender bewegt ein bestimmtes Anliegen. Oft spenden sie so mit der Bitte, dass UNHCR ihre Beiträge für diese bestimmten Anliegen einsetzt. Deshalb sind viele Gelder, die UNHCR erhält „zweckgebunden“ oder für ein bestimmtes Land oder Projekt bestimmt. Diese Gelder sind wichtig, um Millionen von Menschen in Not zu helfen. – Und sie werden von Millionen anderer Menschen bereitgestellt, denen die Hilfe dieser schutzbedürftigen Menschen besonders am Herzen liegt.
In zwei Fällen können solche von den Gebern großzügig zur Verfügung gestellten Gelder Menschen in Not allerdings nicht erreichen. Das kann einerseits bei unvorhergesehenen Notfällen sein, in denen UNHCR schnell und flexibel handeln muss, um lebensrettende Hilfe zu leisten. Gelder, die für andere Länder reserviert sind, können da nicht verwendet werden.
Zweitens sind die zweckgebundenen Gelder oft zu knapp, um Menschen zu helfen, die einer sogenannten „vergessenen“ Krise ausgesetzt sind. Solche Krisen bekommen oft nur wenig mediale Aufmerksamkeit. Dabei kann es sich zum Beispiel um langanhaltende Konflikte handeln, durch die Menschen teils jahrzehntelang ins Exil gezwungen sind. Oder um die Situation von Menschen, die staatenlos sind und sich kein Gehör für ihre Lage verschaffen können. Solche Krisen stehen oft im Schatten von anderen aktuellen Entwicklungen, die es in die Schlagzeilen schaffen. Als Resultat sind sich viele Geber nicht über die Not der betroffenen Menschen bewusst, sodass weniger Gelder für sie gespendet werden.
Zusammengefasst: Geber reagieren meistens großzügig auf den sichtbaren Bedarf. Einige Notstände schaffen es allerdings nicht auf die Titelseiten und somit in das Bewusstsein der Geber. Andere entstehen komplett unerwartet. In solchen Fällen ist es entscheidend, dass UNHCR Finanzierungslücken ausgleichen und in sogenannten vergessenen oder unterfinanzierten Krisen helfen kann. Deshalb gibt es Gelder, die flexibel einsetzbar sind und nur einer bestimmten Region oder Sache zugeschrieben werden. Auch gibt es ganz ungebundene Beiträge, mit denen UNHCR besonders gezielt helfen kann. Dank dieser flexiblen Gelder kann UNHCR schneller reagieren und effizienter arbeiten – und letztendlich mehr Menschen helfen.
Werden flexible Gelder nur für Notfälle gebraucht?
Nein. Flexible Gelder werden nicht nur für Nothilfeeinsätze gebraucht. Mit ihnen werden weltweit verschiedene Projekte unterstützt. Dazu gehören Maßnahmen wie die Aufstockung von Hilfsgüter-Vorräten und das Management ihrer Lieferketten, was besonders während der COVID-19-Pandemie von kritischer Bedeutung war. Ein weiteres globales Projekt, das durch flexible Gelder gefördert werden konnte, war die Einführung von proGres v4, dem System, das UNHCR zur Registrierung – und damit zum Schutz und zur Unterstützung – von Flüchtlingen, Asylbewerbern und Binnenvertriebenen benutzt. Flexible Gelder machen auch Investitionen in Bildung und in Innovationen, wie solarbetriebene Wasserpumpen, möglich.
Ein weiterer Vorteil ist, dass ein Großteil der flexiblen Gelder von Regierungen kommt, die diese schon zu Beginn des Kalenderjahres zur Verfügung stellen. Sie sind also nicht nur flexibel, sondern auch früh verfügbar. Falls es zu einem bestimmten Zeitpunkt noch Finanzierungslücken gibt, weil zweckgebundene Gelder erst später bereitgestellt werden, können flexible Gelder diese Lücken zwischenzeitlich füllen, bis die zweckgebundenen Gelder eintreffen. Flexible Gelder können also im Laufe des Jahres auch dafür genutzt werden, um vorübergehende finanzielle Lücken zu schließen.
Wenn ich nicht für einen bestimmten Zweck spende, kann ich mir dann trotzdem sicher sein, dass meine Spende einen Unterschied macht?
Ja. Obwohl man bei flexiblen Beiträgen nicht genau wissen kann, wofür die gespendeten Gelder am Ende eingesetzt werden, machen sie einen großen Unterschied. Denn gerade flexible Gelder ermöglichen es, dass UNHCR direkt reagieren und helfen kann, wenn humanitäre Bedarfe entstehen.
Wer sind die größten Geber von flexiblen Geldern für UNHCR?
Insgesamt ist Deutschland UNHCRs größter Geber von flexiblen Geldern.
Bei der Bereitstellung von Geldern, die nur einer bestimmten Region oder Sache zugeschrieben wurden, lagen Deutschland und die Vereinigten Staaten im Jahr 2023 eindeutig an der Spitze.
Die größten Geber von ungebundenen Beiträgen waren Regierungen aus Schweden, Norwegen, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Dänemark, Deutschland, Japan, Frankreich und Kanada.
Auch private Geber stellten über die nationalen Partner von UNHCR in Spanien, Japan, den Vereinigten Staaten, der Republik Korea, Deutschland, Italien und Schweden, sowie direkt an das UNHCR in Italien und in der Republik Korea sehr großzügige flexible Beiträge bereit.
Flexible themengebundene Gelder
Auch Gelder, die für spezifische Ziele bereitgestellt werden, sind flexible Gelder. Sie werden beispielsweise für Initiativen, die Bildung und Klima-Resilienz fördern, eingesetzt. Andere Themengebiete, für die solche Gelder eingesetzt werden, sind Prävention von geschlechtsspezifischer Gewalt, sowie allgemeine Notfallvorsorge und -hilfe. Solche für spezifische Ziele bereitgestellten Gelder fördern also Investitionen in Bereichen, die Geber und UNHCR als langfristige Prioritäten sehen.
Mehrjährig bereitgestellte Gelder
Flexible Gelder können in bestimmten Fällen auch für 24 Monate oder länger bereitgestellt werden. Der Vorteil dieser mehrjährig bereitgestellten flexiblen Gelder liegt in ihrer Vorhersehbarkeit. Denn sie ermöglichen es UNHCR, langfristiger zu planen und die Gelder, sie so schon zu Beginn des Jahres verfügbar sind, dort einzusetzen, wo die humanitären Bedarfe am nötigsten sind.
Die für das Jahr 2023 zur Verfügung stehenden mehrjährig bereitgestellten Gelder beliefen sich auf 746 Mio. USD (2022 waren es 618,3 Mio. USD). Die fünf größten Geber von mehrjährig bereitgestellten Geldern im Jahr 2023 waren Schweden, Deutschland, Dänemark, die Europäische Union und die Niederlande. Insgesamt machten ihre Beiträge 55 % der mehrjährigen Mittel aus, die UNHCR 2023 erhalten hatte.